Bauwelt

Oase 22, Wien


Das Erste Haus: Preisträger


Text: studio uek


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    Der „Skywalk“ verbindet die gemeinschaftlich nutzbaren Dachflächen der Wohnanlage
    Foto: Julian Mullan

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    Der „Skywalk“ verbindet die gemeinschaftlich nutzbaren Dachflächen der Wohnanlage

    Foto: Julian Mullan

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    Bänke in den Hausfluren bieten Gelegenheit zum Ausruhen
    Foto: Wolfgang Thaler

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    Bänke in den Hausfluren bieten Gelegenheit zum Ausruhen

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    Die Wohnanlage bietet eine Vielzahl von Gemeinschaftsräumen
    Fotos: Julian Mullan

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    Die Wohnanlage bietet eine Vielzahl von Gemeinschaftsräumen

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    Theresa Krenn, Katharina Urbanek, Benni Eder

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    Theresa Krenn, Katharina Urbanek, Benni Eder

Im Nord-Osten Wiens entstand im Rahmen des Entwicklungsgebiets Neu-Stadlau das Wohnquartier Oase 22. Das auf dem Europan 9-Wettbewerbsbeitrag von studio uek basierende Projekt wurde durch drei Architekten-Bauträger-Teams umgesetzt. Auf einer Grundstücksfläche von 25.774 Quadratmetern entstanden insgesamt 319 geförderte Wohnungen, ein geriatrisches Tageszentrum sowie eine Vielzahl an gemeinschaftlichen Einrichtungen. Das Wohnprojekt reagiert in seiner Idee und Konfiguration auf die Insularität der Peripherie. Die mäandrierende Bebauung folgt weitgehend der Arealskontur und wird durch Fugen unterbrochen, die Durchblicke und Durchgänge zulassen. Durch das stellenweise Abrücken der Bebauung von den Grundstücksgrenzen eröffnen sich außenseitig Platzsituationen, während der innenliegende, gemeinschaftliche Gartenhof in atmosphärisch unterschiedliche Bereiche gegliedert wird. Ein über alle Dächer führender Weg, der die einzelnen Bauteile durch Brücken verbindet, eröffnet eine zweite Ebene an gemeinschaftlicher Nutzung. Dieser „Skywalk“ ist allen Bewohner zugänglich. Er verbindet Dachterrassen, Pflanzbeete und Gemeinschaftsräume. Seit dem Bezug unterstützt ein Team von Nachbarschaftskuratoren die Kontinuität des sozialen Prozesses, der partizipativen Aneignung und der Nachbarschaftsentwicklung.
Wie sind Sie zum Projekt dieser genossenschaftlichen Wohnanlage gekommen?
2008 konnten wir den Wettbewerb Europan 9 für den Standort Wien zum Thema „Nachhaltige Stadt und neue öffentliche Räume“ für uns entscheiden. Das städtebauliche Leitprojekt wurde daran anschließend unter den Prämissen des geförderten Wiener Wohnbaus als genossenschaftliches Wohnen umgesetzt.
Wie gestaltete sich der Planungsprozess, hatten Sie weitgehend freie Hand oder hat der Bauherr sich stark eingebracht?
Das städtebauliche Projekt entstand im Dialog mit unterschiedlichen Akteuren. Die wichtigsten Vertreter waren dabei der Besitzer des Grundstücks, also die Stadt Wien, vertreten durch die Wienholding, die Wohnbaugenossenschaft Gesiba und der Wohnfonds Wien, zuständig für die Vergabe öffentlicher Wohnbaufördermittel. In der Ausarbeitung des Wohnbauprojektes spielte unser Bauherr, die Wohnbaugenossenschaft,
eine entscheidende Rolle. Als Projektentwickler, Besitzer und Verwalter sehr vieler Liegenschaften in Wien hat die Gesiba sehr konkrete Vorstellung zur Umsetzung ihrer Projekte. Unser Handlungsspielraum war somit in einen vorgegebenen Rahmen eingebettet. Diesen Rahmen haben wir manchmal als einschränkend, in anderen
Fällen aber als offen und unterstützend empfunden.
Das Projekt fällt durch seine große Zahl an Gemeinschaftsräumen auf. Waren diese ein Anliegen der Genossenschaft selbst oder mussten Sie mit dem Bauherren um ihre Verwirklichung ringen?
Eine große Zahl an Gemeinschaftsräumen zu etablieren, war Teil des Europan-Wettbewerbsbeitrags. In der Projektentwicklung wurden diese Ideen auch grundsätzlich von der Genossenschaft unterstützt. Ihre Umsetzung war deshalb eine Herausforderung, weil die Wohnbauförderung Gemeinschaftsräume grundsätzlich nicht speziell fördert. Jeder Gemeinschaftsraum macht somit das Projekt teurer. Um Kosten einzusparen, wurde im Projektverlauf von Seiten des ausführenden Generalunternehmers auch vorgeschlagen, den einen oder anderen Gemeinschaftsraum in Wohnnutzflächen umzuwandeln. Wir konnten aber auf andere Einsparpotenziale aufmerksam machen, sodass keine Gemeinschaftsflächen gestrichen wurden.
Was war die größte Schwierigkeit bei der Umsetzung Ihres Entwurfs?
Bestimmte Ideen des ursprünglichen Europan-Projekts konnten schlicht nicht umgesetzt werden: Dies waren vor allem Interventionen im kleineren Maßstab zur Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten im umgebenden Stadtraum. Um diese Ideen umzusetzen, fehlte uns die Beauftragung, und ohne Auftrag bekam unsere Stimme nie genug Gewicht. Für das Wohnbauprojekt selbst hätten wir uns noch mehr öffentliche Programme vorstellen können, z.B. einen Kindergarten, ein Café, soziokulturelle Programme. Diese Vorschläge wurden von den Entscheidungsträgern nur eingeschränkt unterstützt.
Wenn Sie auf Ihre Ausbildung zurückblicken, gibt es Lehrinhalte, die Ihnen in der Praxis fehlen und die in die Lehre aufzunehmen Sie Ihrer Hochschule empfehlen möchten?
Wir haben an sehr unterschiedlichen Fakultäten studiert, und jede hat spezifische Qualitäten und Mängel. Im Allgemeinen denken wir, dass Studierende tendenziell mit zu vielen unterschiedlichen Lehrinhalten überlastet werden. In der Praxis ist es entscheidend, trotz zeitlichem Druck eigene Entscheidung zu reflektieren.
Haben Sie schon Gelegenheit gefunden, die bei diesem Umbau berührten architektonischen Fragen weiter zu verfolgen?
Verstehen wir leider nicht.
Woran arbeiten Sie gerade?
Wir sind beauftragt, ein städtebauliches Projekt für die Waagner-Biro Gründe nördlich der Oase 22 auszuarbeiten. Auf Basis eines vorangestellten kooperativen Verfahrens soll auf diesem Grundstück ein gemischt genutztes Quartier mit rund 700 Wohnungen entstehen. Parallel dazu gründen wir ein Wohnprojekt, bei dem wir versuchen, in Zusammenarbeit mit einer Bewohnergruppe einen direkteren Einfluss auf den Umsetzungsprozess zu haben als bei herkömmlichen genossenschaftlichen Wohnbauprojekten.
Wie beurteilen Sie die Situation für junge Architekten in Österreich gegenwärtig, im Land allgemein wie in Wien?
Das eigene Büro zu etablieren ist in Wien mit Sicherheit leichter als in den meisten Teilen Europas, auch wenn dafür einige zusätzliche Schritte nach dem Universitätsabschluss notwendig sind. Das hat vor allem mit den günstigen Lebensbedingungen in Wien zu tun. Außerdem: Wien wächst – hier wird gebaut, und das ist immer gut für Architekten.



Fakten
Architekten studio uek, Wien
Adresse Adelheid-Popp-Gasse 5, 1220 Wien


aus Bauwelt 1-2.2015
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