Bauwelt

Grüne Städte, trockene Realität

Boris Schade-Bünsow bezweifelt (übrigens schon immer) die klimapolitische Weitsicht der aktuellen Politik

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Grüne Städte, trockene Realität

Boris Schade-Bünsow bezweifelt (übrigens schon immer) die klimapolitische Weitsicht der aktuellen Politik

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Der zurückliegende Juni war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und der trockenste. In unseren Städten werden schon bald an vielen Tagen im Jahr enorme Temperaturen herrschen. Also beschäftigen wir uns nun mit der Anpassung an diese Situation. Nördlich der Alpen plant man grüne Städte. Fassaden, Dächer und vornehmlich Bäume sollen das Klima in der Stadt erträglicher machen. Dem allerdings steht der Klimawandel entgegen. Zukünftig werden sich auch in Nordeuropa Regenzeiten mit Dürreperioden im Sommer abwechseln, so wie südlich der Alpen. Deswegen findet man dort auch kaum „grüne“ Städte. Als Strategie gegen die Überhitzung kam dies mangels der Verfügbarkeit von Wasser nicht infrage, vielmehr setzte man auf Dichte, die daraus resultierende gegenseitige Verschattung, auf außenliegenden Sonnenschutz, auf die Ausrichtung der Achsen gemäß der Sonneneinstrahlung und den vorherrschenden Windrichtungen. Schließlich sorgt die Speicherfähigkeit der Baumaterialien dafür, dass die Gebäude nachts Kälte speichern, die sie tagsüber abgeben. Das reichte in Marrakesch, Neapel und Genua aus, um in diesen Städten zu leben, ohne übermäßigen Einsatz von Wasser, das dort schon immer knapp war.
Nördlich der Alpen stehen wir vor allergrößten Problemen. Den außenliegenden Sonnenschutz können wir noch nachrüsten, die für die Verschattung erforderliche Dichte erzeugen wir in gebauten Städten kaum. Und die Speicherfähigkeit der Bauteile haben wir mit der Dämmung eliminiert. Bleibt also die Begrünung, die wir mit Wasser am Leben halten wollen, das jetzt schon nicht immer für den Pflanzenbestand in den Städten ausreicht.
Um die Architekten, Stadtplanerinnen und Landschaftsplaner ist mir dabei nicht bange; sie arbeiten schon längst mit Meteorologinnen, Biologen und Soziologen zusammen. Auch die Industrie und die Bauwirtschaft können diese Herausforderung im Hoch- und im Tiefbau meistern. Ich frage mich allerdings, ob es unseren Politikerinnen und Politikern bewusst ist, dass zu Generationengerechtigkeit auch gehört, eine lebensfähige Stadt mit einer lebensfähigen Architektur zu hinterlassen.

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