Bauwelt

Grand Ring in Osaka


Die größte Holzkonstruktion der Welt, entworfen von Sou Fujimoto, fasst das Feld der Expo-Pavillons in Osaka


Text: Meyer, Ulf, Berlin


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    Sou Fujimotos Grand Ring, umschließt das Expo-2025-Gelände in Osaka. Er ist der aktuell größte Holzbau der Welt, weiß das Guinessbuch der Rekorde.
    Foto: Iwan Baan

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    Sou Fujimotos Grand Ring, umschließt das Expo-2025-Gelände in Osaka. Er ist der aktuell größte Holzbau der Welt, weiß das Guinessbuch der Rekorde.

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    Das Expo-2025-Gelände liegt auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Osaka, die 1991 ursprünglich als Schutthalde angelegt wurde.
    Foto: Iwan Baan

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    Das Expo-2025-Gelände liegt auf einer künstlichen Insel in der Bucht von Osaka, die 1991 ursprünglich als Schutthalde angelegt wurde.

    Foto: Iwan Baan

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    Sou Fujimotos „Großer Ring“ hat einen äußeren Durchmesser von 675 Metern und einen Umfang von rund zwei Kilometern.
    Foto: Iwan Baan

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    Sou Fujimotos „Großer Ring“ hat einen äußeren Durchmesser von 675 Metern und einen Umfang von rund zwei Kilometern.

    Foto: Iwan Baan

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    Die Hölzer wurden nach dem Prinzip der traditionellen japanischen Nuki-Verbindung gefügt, bei der die Träger die Stützen durchdringen – ...
    Foto: Iwan Baan

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    Die Hölzer wurden nach dem Prinzip der traditionellen japanischen Nuki-Verbindung gefügt, bei der die Träger die Stützen durchdringen – ...

    Foto: Iwan Baan

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    ... ein konstruktives Detail, das ihre Wiederverwendung nach dem Abbau des Rings am Ende der Expo erleichtern soll.
    Foto: Iwan Baan

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    ... ein konstruktives Detail, das ihre Wiederverwendung nach dem Abbau des Rings am Ende der Expo erleichtern soll.

    Foto: Iwan Baan

Ohne den Grand Ring wäre die diesjährige Weltausstellung nichts Besonderes: Das Expo-Gelände in Osaka wäre nur ein Feld aus bunten, temporären „Look-at-me“-Architekturen. Doch der gigantische hölzerne Ring, den der Tokioter Architekt Sou Fujimoto entworfen hat, gibt dem Gelände Kontur. Wie einst das Raumfachwerk über der Expo Plaza, das Kenzo Tange für die erste Weltausstellung in Osaka 1970 geplant hatte, stiehlt auch der Große Ring den Nationen-, Themen- und Firmen-Pavillons die Schau: Mit mehr als 60.000 Quadratmetern Fläche ist Fujimotos „Ringu“ laut Guinnessbuch der Rekorde die größte Holzkonstruktion der Welt.
Der Todai-ji (großer Ost-Tempel) in Nara wurde damit vom Thron gestoßen; riesige Holzhochhäuser werden in Japan schon seit Jahrhunderten gebaut – sie gelten in Europa dennoch als „Innovation“ zeitgenössischer Architektur. Das gitterförmige Tragwerk erinnert Japaner (die die überwältigende Mehrheit der Expo-Besucher ausmachen) an das berühmte Gerüst des „Kiyo-misu dera“ genannten „Tempels des reinen Wassers“ in Kyoto, eine hoffnungslos überlaufene Unesco-Weltkulturerbestätte.
Neben seiner Funktion als Haupterschließung für Fußgänger bietet der gigantische Spazierweg aus Holz leidlichen Schutz vor Regen und Sonne; Japaner möchten nicht braun werden. Der Ring erzeugt aber auch zwei räumliche Dilemmata: Die meisten Besucher betrachten die Pavillons nun nicht aus der Fußgängerperspektive, sondern von oben – für eine solche Perspektive wurden sie jedoch nicht entworfen. Die meisten Pavillons haben schnöde Aufsichten, teils dienen die Dachflächen lediglich als Abstellraum für Haustechnik-Geräte und surrende Klimaanlagen. Das zweite Problem: Wegen der attraktiven, schattigen Route, die Fujimotos zwei Kilometer langer Arkadengang bietet, nähern sich die meisten Gäste den Pavillons vom Ring aus und nicht vom Wegekreuz, das den Kreis durchschneidet. Viele Pavillons, darunter die von Italien und Deutschland, die ganz auf die Betrachtung vom Ring her ausgelegt sind, präsentieren dem kreuzförmigen Boulevard unansehnliche Rückseiten.
Um den modular aufgebauten Ring leicht demontierbar zu machen, haben die Tokioter Büros Tohata Architects & Engineers und Azusa Sekkei, mit denen Sou Fujimoto zusammengearbeitet hat, Nuki-Verbindungen verwendet. Bei dieser japanischen Zimmermannsverbindung werden die Balken aus Zeder und Zypresse verzapft und durchdringen die Stützen. Etwa 70 Prozent des Holzes im Ring stammen aus Japan, der Rest ist importierte Kiefer. Der Vorteil der Nuki-Ver­bindungen: Die Träger können lang sein und entsprechend vielfältig weiterverwendet werden. Beim Bau der historischen Tempel und Schreine waren die japanischen Schreiner stolz, auf Schrauben, Nägel und Leim verzichten zu können. Mit hoch entwickelten Werkzeugen schnitten sie Hölzer so präzise, dass sich diese kraftschlüssig und biegesteif verbinden ließen. Beim Bau des Großen Rings in Osaka haben die In­genieure auf Metall-Bauteile allerdings nicht verzichtet.
Der erhöhte Skywalk des Rings ist über Rolltreppen und Aufzüge erreichbar. Die untere Ebene wird an mehreren Stellen mittels Rampen in die obere Ebene übergeleitet. Transluzente Planen lassen milchiges Tageslicht in den darunterliegenden Gang fallen, und Bepflanzungen mit niedrigen Gräsern und Blumen bereichern den Blick auf das Expo-Gelände und die Skyline von Osaka am Horizont.
Der japanische Holzmarkt ist durch das riesige Expo-Projekt kräftig durcheinandergewirbelt worden: Während er zur Errichtung des Rings wie leergefegt war, droht er zur Demontage im Herbst regelrecht überflutet zu werden. Auf der künstlichen Insel Yumeshima („Traum-Insel“) in der Bucht von Osaka wird schon im nächsten Jahr nichts mehr an den Großen Ring oder die Expo erinnern. Eigentlich ein Jammer, dass diese beeindruckende Konstruktion nach dem 13. Oktober spurlos verschwinden soll.



Fakten
Architekten Fujimoto, Sou, Tokio
Adresse 1 Chome Yumeshimahigashi, Konohana Ward, Osaka, 554-0043, Japan


aus Bauwelt 14.2025
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