Café Leo in Berlin
Der Leopoldplatz in Berlin-Wedding ist ein Ort voller Gegensätze: ein historischer Platz, aber auch ein sozialer Brennpunkt, geprägt von Drogenkonsum und Konflikten. Mittendrin befindet sich das neue Café Leo von sophie & hans – ein Begegnungsort, der Menschen zusammenbringt, um soziale Grenzen zu überwinden.
Text: Rieken, Antonia, Hamburg
-
Das Café Leo soll ein Beitrag zur sozialen Mischung auf dem Leopoldplatz sein, ...
Foto: Ignacio Bandera
Das Café Leo soll ein Beitrag zur sozialen Mischung auf dem Leopoldplatz sein, ...
Foto: Ignacio Bandera
-
... der lange von bestimmten Gruppen dominiert wurde.
Foto: Ignacio Bandera
... der lange von bestimmten Gruppen dominiert wurde.
Foto: Ignacio Bandera
-
Die großen Verglasungen lassen keine Rückseite entstehen, auch geschlossen wirken die Klappläden aus Lärchenholz freundlich.
Foto: Ignacio Bandera
Die großen Verglasungen lassen keine Rückseite entstehen, auch geschlossen wirken die Klappläden aus Lärchenholz freundlich.
Foto: Ignacio Bandera
Im Berliner Volksmund als „Leo“ bekannt, ist der langgestreckte Leopoldplatz im Stadtteil Wedding für seine sozialen Herausforderungen berüchtigt. Jahrelang bestimmte die Alkohol- und Drogenszene sowie die damit verbundenen Konflikte das Bild des Platzes – für viele kein Ort zum Verweilen. Um den Platz wieder zugänglicher zu machen und zu einem angenehmeren Aufenthaltsort zu entwickeln, initiierte das Bezirksamt ein Präventionskonzept. Als Teil davon entstand 2011 auf dem vorderen Leopoldplatz das Café Leo, zunächst als provisorischer, alkoholfreier Kieztreff, ab 2016 als festes Gebäude. Trotz Protesten entschied das Bezirksamt 2021, den Betreiber zu wechseln. Die Wendepunkt gGmbH gewann die Neuausschreibung, und seit Juli 2023 steht der neue Pavillon des Berliner Büros sophie & hans auf dem Leo.
Der vierzig Quadratmeter große Neubau fügt sich mit seiner offenen, rechteckigen Struktur aus altrosafarbenem Lärchenholz und Glas in die Umgebung ein. An beiden Längsseiten ist er zugänglich: schwellenlos vom Platz und mit einer kleinen Stufe von der Nazarethkirchstraße. Im Inneren gliedern Tische und Stühle den Raum, während eine Verkaufstheke mit Ausschankfenster an der Schmalseite die Verbindung nach draußen schafft. Große Verglasungen erlau-ben Durchblicke, während hölzerne Fensterläden das Café nachts vor Vandalismus schüt-zen. Ein auskragendes Dach bewahrt das Holz vor Verwitterung und schafft zugleich einen Unterstand bei Regen. An sonnigen Tagen erweitern Sitzgelegenheiten vor dem Café den Raum ins Freie. Das markante Schild des alten Café Leo blieb erhalten, nun in Rot statt Grün. Durch die Fortsetzung des Platzbodens im Inneren verschwimmt die Grenze zwischen Café und öffentlichem Raum – das Gebäude bleibt Teil des Leo.
Das neue Café Leo ist mehr als ein Café: Es ist eine Schnittstelle verschiedener Lebensrealitäten und sucht Antworten auf die Frage, wie öffentlicher Raum so gestaltet werden kann, dass er allen gehört. Neben dem aufgeschobenen Kaffee – wer kann, zahlt einen mehr, wer es sich nicht leisten kann, bekommt einen – bietet es auch soziale Unterstützung. Ein PC-Arbeitsplatz im Inneren ermöglicht kostenlose, mehrsprachige Hilfe bei Behördenanträgen und Wohnungssuchen. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen statt – von Geschicklichkeitstraining bis zu Strickkursen.
Die Wirkung zeigt sich im Alltag: Der Antragsservice wird genutzt, Studierende sitzen neben jenen, die den Platz ihr Zuhause nennen, und vie-le Stammgäste des alten Café Leos kommen weiterhin. Mit der Neueröffnung des Cafés entwickelte sich auch der Platz weiter: Das Landschaftsarchitekturbüro planung.freiraum gestaltete den nördlichen Bereich um, ein Drogenkonsummobil bietet Suchterkrankten einen geschützten Raum für Konsum und Beratung, und zwei Infopunkte dienen der Nachbarschaft als Anlaufstellen.
Städtische Aufwertung wird oft als Bedrohung für gewachsene Kiezstrukturen gesehen, doch sie kann auch Fortschritt bringen, ohne Verdrängung voranzutreiben. Die Mischung aus sozialen Projekten, nachbarschaftlicher Initiative und architektonischer Neugestaltung schafft Freiräume, die für alle nutzbar sind.
x
Bauwelt Newsletter
Immer freitags erscheint der Bauwelt-Newsletter mit dem Wichtigsten der Woche: Lesen Sie, worum es in der neuen Ausgabe geht. Außerdem:
- » aktuelle Stellenangebote
- » exklusive Online-Beiträge, Interviews und Bildstrecken
- » Wettbewerbsauslobungen
- » Termine
- » Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und jederzeit wieder kündbar.
Beispiele, Hinweise: Datenschutz, Analyse, Widerruf
0 Kommentare