Bauwelt

Bettina Pousttchi: The City

Position Nr. 16

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

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    Beim ältesten Bau Wolfsburgs, dem erstmals 1302 urkundlich erwähnten Schloss, steht eine umfassende Fassadensanierung an.
    © Städtische Galerie Wolfsburg

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    Beim ältesten Bau Wolfsburgs, dem erstmals 1302 urkundlich erwähnten Schloss, steht eine umfassende Fassadensanierung an.

    © Städtische Galerie Wolfsburg

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Bettina Pousttchi: The City
© Bettina Pousttchi, Foto: Norbert Miguletz

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Bettina Pousttchi: The City

© Bettina Pousttchi, Foto: Norbert Miguletz


Bettina Pousttchi: The City

Position Nr. 16

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

Endlich eine Skyline oder: Wie Wolfsburg einmal sein Schloss verschwinden ließ
Untergegangene Schlösser, als Fassadenbilder wieder aufgebaut, die sich innen als hochmoderne Gebäude für zeitgenössische Nutzungen zu erkennen geben. Hochhäuser, einst als effi­ziente Funktionsstapel auf dem knappen Baugrund amerikanischer Metropolen ersonnen, die zum Prestigesymbol westlichen Lifestyles in den Golfstaaten avanciert sind. Längst ist die Synchronisation kulturell divergenter Phänomene weltweite Gepflogenheit.
Die deutsch-iranische Künstlerin Bettina Pousttchi, 1971 in Mainz geboren und in Berlin ansässig, hat nun in Wolfsburg, der prominentesten deutschen Gründungsstadt des 20. Jahrhunderts, zur Technik der Simulation in situ ­gegriffen. Diese Art der visuellen Argumentationshilfe dient ja häufig dazu, Wiederaufbaumaßnahmen zu befördern. Erinnert sei an die Fassadentapete, die 1993/94 den Skeptikern Anmutung und städtebauliche Wirkung des Berliner Schlosses nahebringen sollte. Pousttchi allerdings kehrt den Prozess um. Sie lässt ein Schloss verschwinden, den ältesten Bau Wolfsburgs, 1302 erstmals urkundlich erwähnt, architektonisch überformt in schönster Weserrenaissance. Ein 35 Meter hohes Fassadengerüst, das derzeit zur Grundsanierung der Nordfront aufgestellt ist, bekleidete Pousttchi mit 2150 Quadratmetern Plane – bedruckt mit nahtlos an­einandergeschobenen Fassaden aktueller und historischer Ikonen der Hochhausarchitektur aus der ganzen Welt, eine imaginäre globale Stadt. Digitale Fotos ausgewählter Bauten hat Pousttchi zu schwarz-weißen Schraffurbildern reduziert, die mit dem handwerklichen Habitus historischer Vedutenstiche spielen. Unterschiedliche Maßstäbe der Teilfassaden unterstreichen die fiktionale Absicht jenseits realistischer Simulation, sichtbare Konstruktionsteile des Gerüsts brechen die Illusion zusätzlich.
Diese visuelle Katharsis hilft natürlich auch, die Erinnerung an den Charme des verwitterten Schlossgemäuers zu tilgen. Denn nach der Sanierung wird die Besucher eine gleißend weiße Fassade empfangen.
Fakten
Architekten Pousttchi, Bettina, Berlin
aus Bauwelt 26.2014
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