Fünf mal anders
Bauwelt-Preis 2025. Zum 13. Mal „Das erste Haus“. 140 Einreichungen aus 16 Ländern. Fünf Preisträger.
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Fünf mal anders
Bauwelt-Preis 2025. Zum 13. Mal „Das erste Haus“. 140 Einreichungen aus 16 Ländern. Fünf Preisträger.
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Ohne allzu viel aus der Jurysitzung ausplaudern zu wollen (was sich nicht gehören würde), so viel Geheimnis darf man lüften: Schon im ersten Rundgang, als noch sämtliche 140 „erste Häuser“ im Rennen waren, haben wir viel und angeregt debattiert, bis es uns gelang, die Zahl der Projekte, mit denen wir uns intensiver befassen wollten, auf eine fürs Weitere handhabbare Größe zu bringen. Will sagen: Der Bauwelt-Preis 2025 ist ein qualitätvoller Jahrgang.
Nach welchen Qualitäten sucht eine Jury, die das Privileg hat, so viele gelungene Erstlingswerke aus unterschiedlichsten Gegenden der Welt, aus 16 Ländern auf drei Kontinenten, zu sichten, zu diskutieren, zu beurteilen – und sich auf fünf zu einigen, denen sie Preise verleiht? Wie gelingt es, die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen zu vergleichen, wenn die Bandbreite der Einsendungen von Forschungsarbeiten über die Dokumentation städtebaulicher Beteiligungsverfahren, Experimentalbauten wahlweise aus Bauschutt oder Lehm, Kleinsthäuser, Einfamilienhäuser, Geschosswohnen, Industriebauten und Schulgebäude bis hin zu einem Cluster von Wohnhochhäusern reicht? Wie wird man der Qualität von Umbauten im Vergleich zu jener von Neubauten gerecht?
Selbstverständlich ging es zuvorderst um diese Frage: Ist dieses erste Projekt vom Konzept bis zur Ausführung gut gemacht? Neben dem „gut gemacht“ schlich sich bald und mit zunehmender Vehemenz die Frage nach der Angemessenheit eines Eingriffs in die Diskussion ein: Rechtfertigt das Ergebnis den materiellen und konstruktiven Aufwand, der hier getrieben wurde? Und schließlich, ob man das nun beabsichtigt oder nicht: Bei einem Architekturpreis, der Erstlingswerke auszeichnet, schwingt unwillkürlich die Hoffnung mit, er möge Hinweise darauf geben, was „die Jungen“ denn so anders machen als „die Älteren“, deren Arbeit wir bereits kennen, was sie dem Verständnis von Architektur und Planung Neues hinzuzufügen vermögen.
Der Umbau eines Kinofoyers in der französischen Kleinstadt Roanne, Wohnungsbauten in München und in Berlin, ein Selbstbau-Atelierhäuschen in Bremen, der Umbau einer ehemaligen städtischen Bedürfnisanstalt zu einem Projektraum in Halle (Saale) – das waren die fünf Arbeiten, die die Jury schließlich überzeugten. Beschäftigt man sich ein bisschen mit den jeweiligen Entstehungsgeschichten, wird einmal mehr deutlich, wie sehr architektonische Lösungen, die den Rahmen des Üblichen erweitern, mit ungewöhnlichen Rahmenbedingungen zusammenhängen: der Architekt, der vom Kinobesitzer seines Heimatorts beauftragt wird, jenem Kino, in dem er selbst als Jugendlicher cineastisch sozialisiert wurde, mit kleinem Budget zu größerer Präsenz in der Stadt zu verhelfen; die Wiener Architektinnen, die auf einem Campingplatz in Schweden eine Künstlerin kennenlernen und für sie in einem Bremer Kleingarten ein Atelier bauen; der Architekt, der gemeinsam mit Freunden auf das wahrscheinlich kleinste Baudenkmal in Halle (Saale) aufmerksam wird und einen Verein zur Rettung des baufälligen Klohäuschens gründet; die Architektinnen, die das erste Neubauprojekt für das Mietshäuser Syndikat in München bauen; die Architekten, die zur Bebauung eines engen Hinterhofs in Berlin-Moabit ihr ganzes Wohnhaus „auf Links drehen“.
Der Bauwelt-Preis würdigt die Arbeit junger Architektinnen und Architekten. Und, wenn man es genau betrachtet, ebenso den Mut ihrer Bauherren.
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