Ein letztes Holzheft, sozusagen...
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin
Ein letztes Holzheft, sozusagen...
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin
Muss noch besonders hervorgehoben werden, wenn mit Holz gebaut wurde? Unser Eindruck, spätestens nach der Redaktion dieser Bauwelt-Ausgabe: Nein. Zum einen konnten wir aus einer schier unglaublichen Menge beispielhafter Projekte auswählen, um diesen Themenschwerpunkt zu füllen und die aktuellen Möglichkeiten des Holzbaus zu zeigen. Zum anderen liefern inzwischen weder der Maßstab noch die Typologie eines Gebäudes Gründe, nicht in Holz – oder zumindest in hybrider Bauweise mit hohem Holzanteil – zu bauen.
Wo steht der Holzbau derzeit? Zwei Schlagworte, die wir im Grunde bei allen Projekten gefunden haben: rückbaubar und wiederverwendbar. Die Konstruktionen sind gesteckt oder geschraubt, auf jeden Fall lassen sie sich wieder auseinandernehmen. Besonders spannend wird zu beobachten sein, wenn im Oktober nach der Weltausstellung in Osaka der „Grand Ring“ mit zwei Kilometern Umfang abgebaut und zu einem riesigen Holzrohstofflager wird. Ob sich eines Tages ein ganzes Bauwelt-Heft füllen ließe mit Bauten, die daraus entstanden sind? Das wäre der Kreislauf in Perfektion.
Es geht in die Höhe. In Pforzheim baute eine Genossenschaft ein Wohnhochhaus mit 14 Geschossen. Hier zeigt sich: Der Brandschutz macht nach wie vor strikte Vorgaben, etwa Betonkrempen, die einen Feuerüberschlag zwischen den Geschossen verhindern sollen. Die Pavillon-Schmiede der Uni Stuttgart hat nach vielen Experimenten mit Hightech-Materialien nun einen Holz-Naturfaser-Hybrid realisiert. Die aus Vorgängerprojekten bekannten Roboter wickelten leichte Tragkörper aus Flachs, die dünne Brettschichtplatten unterstützen, um diese tragfähiger zu machen.
Die womöglich überraschendste Typologie ist ein IBA’27-Projekt in Wendlingen am Neckar: ein Parkhaus aus Holz. Konstruktiv dem Ring in Japan verwandt, zeigt das Gebäude eine weitere Interpretation nachhaltigen Bauens auf: Mögliche Nachnutzungen von Beginn an mitdenken und planen. Und natürlich dürfen in einem Holzbauthemenheft die Kaufmann’schen Raummodule nicht fehlen. In Dänemark wurde ein Produktionsstandort zum Innovationscampus für Velux. Das Unternehmen richtete sich in einer alten Lagerhalle ein, deren Altholz bei der Sanierung wiederverwendet wurde.
Für ein Einfamilienhaus im bayerischen Wald verordneten sich die Planer zusätzliche Hürden: Es sollten weder Materialien mit Verbundstoffen wie Leimholz verbaut noch Zement verwendet werden. Wie sie den Bau konstruktiv gelöst haben, erzählen sie im Interview. Und schließlich wurde an die nächste Generation gedacht: ein Kindergarten in Berlin-Lichtenberg, gebaut wie ein Steckspiel.
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