Bauwelt

Was das Kunstherz wieder schlagen lässt

Sie waren so gut gedacht, die Alleskönner der autogerechten Stadt. Und dann sind sie ausgerechnet am Shopping gescheitert. Lassen sich die implantierten Zentren mit mehr Leben und Grün, wenig Konsum und kurzen Wegen reanimieren? Leverkusen hat mit einem Wettbewerb Optionen für die „City C“ gefunden.

Text: Winterhager, Uta, Bonn

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    Die „City C“ wurde 1969 unweit des Hauptbahnhofs, des Stadtzentrums und kultureller Einrichtungen eröffnet. Eine Reaktivierung hätte Strahlkraft.
    Foto: Geoportal NRW, post; welters + partner

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    Die „City C“ wurde 1969 unweit des Hauptbahnhofs, des Stadtzentrums und kultureller Einrichtungen eröffnet. Eine Reaktivierung hätte Strahlkraft.

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    Einen 1. Preis machten C. F. Møller. Ausgerechnet den geschlossenen Block bewertet die Jury als „einfache, aber zutiefst logische Neuordnung des Stadtraums“. Gestaffelte Höhen mit drei bis sechs Geschossen kontern diese Strenge, lassen Licht in die Tiefe und erzeugen eine lebendige, gemeinschaftlich nutzbare Dachlandschaft. Das Gebäude wird als Holzhybrid geplant. Die Grundrisse der 135 Wohnungen erscheinen gut durchgearbeitet und flexibel. Erschlossen werden sie ab dem zweiten OG über Laubengänge – ein wirtschaftlicher Faktor, der jedoch, so die Jury, die privaten Freisitze nicht ersetzen könne. Die Gebäudeform erzeugt eine starke Nord-Süd-Achse für die fußläufige Erschließung, der Jury fehlten jedoch ein klar gestalteter Auftaktplatz an der Rioaltobrücke in Richtung Bahnhof und eine nachvollziehbare Struktur des sich nach Süden hin auflösenden Grüns.
    Abb.: Preistragende

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    Einen 1. Preis machten C. F. Møller. Ausgerechnet den geschlossenen Block bewertet die Jury als „einfache, aber zutiefst logische Neuordnung des Stadtraums“. Gestaffelte Höhen mit drei bis sechs Geschossen kontern diese Strenge, lassen Licht in die Tiefe und erzeugen eine lebendige, gemeinschaftlich nutzbare Dachlandschaft. Das Gebäude wird als Holzhybrid geplant. Die Grundrisse der 135 Wohnungen erscheinen gut durchgearbeitet und flexibel. Erschlossen werden sie ab dem zweiten OG über Laubengänge – ein wirtschaftlicher Faktor, der jedoch, so die Jury, die privaten Freisitze nicht ersetzen könne. Die Gebäudeform erzeugt eine starke Nord-Süd-Achse für die fußläufige Erschließung, der Jury fehlten jedoch ein klar gestalteter Auftaktplatz an der Rioaltobrücke in Richtung Bahnhof und eine nachvollziehbare Struktur des sich nach Süden hin auflösenden Grüns.

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    Das Holzmodulsystem der zwei neuen Baukörper verkürzt die Bauzeit erheblich. Durch die Orientierung der Raster an der Tiefgarage können die Lasten, die im Vergleich zu Stahlbeton um 80% reduziert sind, gut abgetragen werden.
    Abb.: Preistragende

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    Das Holzmodulsystem der zwei neuen Baukörper verkürzt die Bauzeit erheblich. Durch die Orientierung der Raster an der Tiefgarage können die Lasten, die im Vergleich zu Stahlbeton um 80% reduziert sind, gut abgetragen werden.

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    Einen 1. Preis erhielt ebenfalls das Team aus Schaltraum Architekten und Schaar Landschaftsarchitekten. Zwei gegeneinander versetzte winkelförmige Baukörper umklammern einen grünen Hof, ein durchgängiger Block entsteht. Auf gestaffelten Höhen liegen grüne Dachterrassen. Die Öffnung der Figur erlaubt eine bessere Durchlüftung des Quartiers, die Jury lobte die „offene, einladende Anmutung“, die auch von den zu allen Seiten orientierten Loggien unterstützt wird. Die Freiräume sind mit bepflanzten und für Spiel und Aufenthalt gestalteten grünen „Schollen“ abwechslungsreich gestaltet.
    Abb.: Preistragende

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    Einen 1. Preis erhielt ebenfalls das Team aus Schaltraum Architekten und Schaar Landschaftsarchitekten. Zwei gegeneinander versetzte winkelförmige Baukörper umklammern einen grünen Hof, ein durchgängiger Block entsteht. Auf gestaffelten Höhen liegen grüne Dachterrassen. Die Öffnung der Figur erlaubt eine bessere Durchlüftung des Quartiers, die Jury lobte die „offene, einladende Anmutung“, die auch von den zu allen Seiten orientierten Loggien unterstützt wird. Die Freiräume sind mit bepflanzten und für Spiel und Aufenthalt gestalteten grünen „Schollen“ abwechslungsreich gestaltet.

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    Sechs verschiedene „Schollentypen“ sind auf dem Gelände verteilt. An den äußeren Grenzen des Areals konzentriert sich kleinteilig Typ 1, während weitere grüne Inseln mit Hochbeeten oder Pufferbepflanzung bis an die Fassaden reichen.
    Abb.: Preistragende

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    Sechs verschiedene „Schollentypen“ sind auf dem Gelände verteilt. An den äußeren Grenzen des Areals konzentriert sich kleinteilig Typ 1, während weitere grüne Inseln mit Hochbeeten oder Pufferbepflanzung bis an die Fassaden reichen.

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    Ein 3. Preis Lorber Paul und Club L94 lösen sich von der großen Form. Sie besetzen die neue Mitte der „City C“ mit einem vernetzten Stadtgefüge in Form von drei fünf- bis siebengeschossigen Solitären und grünen, öffentlichen oder privaten Zwischenräumen. Auf tragende Stahlbeton-Sockelgeschosse folgt ab dem 2. OG Recyclingbeton und Holzrahmenbau. Geförderte und frei finanzierte Wohnungen sind räumlich getrennt, der Freiraum jedoch gemeinschaftlich und über die Nachbarschaft hinaus gedacht. Die Jury lobte die klaren Raumfolgen und präzise gesetzten Baukörper, sah jedoch den inno­va­tiven Ansatz der Wohnformen kritisch. Die Wegführung vorbei an Erdgeschosswohnungen stieß ebenfalls auf Kritik. Die Jury haderte trotz vielfältiger Materialität und schwungvoller Balkone generell mit dem architektonischen Ausdruck.
    Abb.: Preistragende

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    Ein 3. Preis Lorber Paul und Club L94 lösen sich von der großen Form. Sie besetzen die neue Mitte der „City C“ mit einem vernetzten Stadtgefüge in Form von drei fünf- bis siebengeschossigen Solitären und grünen, öffentlichen oder privaten Zwischenräumen. Auf tragende Stahlbeton-Sockelgeschosse folgt ab dem 2. OG Recyclingbeton und Holzrahmenbau. Geförderte und frei finanzierte Wohnungen sind räumlich getrennt, der Freiraum jedoch gemeinschaftlich und über die Nachbarschaft hinaus gedacht. Die Jury lobte die klaren Raumfolgen und präzise gesetzten Baukörper, sah jedoch den inno­va­tiven Ansatz der Wohnformen kritisch. Die Wegführung vorbei an Erdgeschosswohnungen stieß ebenfalls auf Kritik. Die Jury haderte trotz vielfältiger Materialität und schwungvoller Balkone generell mit dem architektonischen Ausdruck.

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    Drei Quartiersplätze, drei Pocketparks, fünf Spielplätze und ein Gemeinschaftsgarten gliedern den Freiraum. Die Plätze bilden den Auftakt, während Park- und Spielplatzflächen sowohl an den Rändern wie auch zentral zwischen den Baukörpern liegen.
    Abb.: Preistragende

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    Drei Quartiersplätze, drei Pocketparks, fünf Spielplätze und ein Gemeinschaftsgarten gliedern den Freiraum. Die Plätze bilden den Auftakt, während Park- und Spielplatzflächen sowohl an den Rändern wie auch zentral zwischen den Baukörpern liegen.

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    Anerkennung ATP und Ensphere setzen eine weitere Großform auf das Wettbewerbsgelände. Grundsätzlich wurden die stadträum­lichen Bezüge positiv eingeordnet, die Gebäudehöhen von bis zu acht Geschossen jedoch kritisch hinterfragt. Die Jury stellt die Konstruk­tion in Brettsperrholz infrage, lobt aber die vorausschauende Haltung, die dahintersteht.
    Abb.: Preistragende

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    Anerkennung ATP und Ensphere setzen eine weitere Großform auf das Wettbewerbsgelände. Grundsätzlich wurden die stadträum­lichen Bezüge positiv eingeordnet, die Gebäudehöhen von bis zu acht Geschossen jedoch kritisch hinterfragt. Die Jury stellt die Konstruk­tion in Brettsperrholz infrage, lobt aber die vorausschauende Haltung, die dahintersteht.

    Abb.: Preistragende

Was das Kunstherz wieder schlagen lässt

Sie waren so gut gedacht, die Alleskönner der autogerechten Stadt. Und dann sind sie ausgerechnet am Shopping gescheitert. Lassen sich die implantierten Zentren mit mehr Leben und Grün, wenig Konsum und kurzen Wegen reanimieren? Leverkusen hat mit einem Wettbewerb Optionen für die „City C“ gefunden.

Text: Winterhager, Uta, Bonn

Leverkusen ist keine Stadt, die, wie ihre Nachbarinnen rheinauf und rheinab, stolz auf eine römische Gründung zurückblicken könnte, sondern ein stadtgewordener Industriestandort. Die Farbenfabrik, die heute als Pharma- und Chemiekonzern Bayer global agiert und die Stadt scheinen untrennbar wie im Namen des Fußballvereins, das leuchtende Bayer-Kreuz wurde zum Leverkusener Wahrzeichen. Doch bereits im Rahmen des Wiederaufbaus fiel auf, dass es der Stadt mit der steilen Wachstumskurve neben Wohnraum auch an einem Zentrum mangelte.
In ihrem 1959 verfassten „Gutachten Stadtmitte Leverkusen“ propagierten die Architekten Max Guther und Rudolf Hillebrecht ein multifunktionales Zentrum, es solle „der lebendige Mittelpunkt werden, das Herz für die Gesamtstadt Leverkusen“. Auf dieser Grundlage wurden ohne Rücksicht auf historische Bebauung, aber dem Geist der autogerechten Stadt mustergültig entsprechend, gleich drei miteinander verknüpfte Zentren erdacht. „City A“, „City B“ und „City C“ bündelten viele Funktionen, stapelten zeitgemäße Bauformen und boten mit kurzen Wegen maximalen Komfort. „City A“, 1972 eröffnet, wurde nach 20 Jahren modernisiert und umgenannt; heute suchen „Die Luminaden“ wieder einen Investor mit Konzept. „City B“ wurde nach großflächigem Bestandsabriss 2010 als Rathaus-Galerie eröffnet, das Konzept Verwaltung plus Shopping scheint noch aufzugehen. „City C“ allerdings, 1969 als erste Einkaufspassage der Stadt eröffnet, scheiterte trotz kalkulierter Misch­nutzung. Auf einem Sockel mit zweigeschossiger Tiefgarage sitzen ein fünfzehngeschossiges Ärzte- und Bürohochhaus, ein Wohnhochhaus, die Sparkassenzentrale und, verteilt auf zwei Basisgeschosse und kleine Pavillons, eine Vielzahl von Geschäften. Über Jahrzehnte entwickelten sich allerdings immer stärkere bauliche Mängel; die 20.000 Quadratmeter Einzelhandel wurden immer weniger attraktiv als die unmittelbar danebenliegende Rathaus-Galerie, der Leerstand erzeugte weiteren Leerstand. Die Stadt beauftragte 2014 HPP mit einer Machbarkeitsstudie. Die Planungen sahen im Erdgeschoss großflächigen Einzelhandel und ab dem 2. Obergeschoss Wohnraum vor; dieser Ansatz wurde nicht weiterverfolgt. Erst fünf Jahre später, auf Basis der Machbarkeitsstudie von Rübsamen Partner, die aufgefordert waren, die grundlegende bauliche und funktionale Neustrukturierung des gesamten Gebäudekomplexes unter drastischer Reduzierung der Einzelhandelsflächen erneut zu untersuchen, lobte die Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM)
Ende 2024 einen Realisierungswettbewerb mit 15 teilnehmenden Teams aus Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros aus. Ärzte- und Wohnhochhaus sowie die Sparkassenzentrale sollen erhalten und auch während des Umbaus weiter betrieben werden. In die von ihnen gefasste Mitte galt es, zukunftsweisenden Geschosswohnungsbau, davon 30 Prozent gefördert, 70 Prozent frei finanziert sowie öffentliche und halb­öffentliche Frei- und Grünräume einzusetzen. In der Studie wurden für den Wohnraum rund 12.500 Quadratmeter BGF ermittelt. Diese galt es anzustreben. An der Ostkante des Komplexes sollte neben dem Wohnhochhaus ein Hotelbaukörper zum Lärmschutz beitragen. Fix war auch das konstruktive Raster der Tiefgarage, die den Baugrund bildet.
Jedes der vorgestellten Konzepte zeigt das Transformationspotential der „City C“. Wenn ihr Umbau – und er wird ein Kraftakt – gelingt, werden nicht nur enorme Mengen Bauschutt eingespart, das Leverkusener Modell könnte gar vielen weiteren Städten Hoffnung auf die nachhaltige Wiederbelebung ihrer Lost Places machen.
Nichtoffener Realisierungswettbewerb
Ein 1. Preis
(45.000 Euro) C.F. Møller Deutschland, Berlin mit C.F. Møller Danmark, Aarhus/Kopenhagen
Ein 1.Preis (45.000 Euro) Schaltraum Dahle-Dirumdam-Heise, Hamburg mit SCHAAR Landschaftsarchitekten, München
3.Preis (19.500 Euro) Lorber Paul Architekten, Köln mit Club L94 Landschaftsarchitekt*innen, Köln
Anerkennung (10.000 Euro) ATP, Frankfurt am Main mit Ensphere, Hamburg
Ausloberin
Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM), Leverkusen
Fachpreisjury
Christoph Felger, Thomas Fenner, Susanne Heinz, Felix Hoepner, Juliane Kopperschmidt, Rita Lex-Kerfers, Christa Reicher (Vorsitz), Holger Rübsamen
Koordination
post welters + partner Architektur und Stadtplanung, Dortmund

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