Was das Kunstherz wieder schlagen lässt
Sie waren so gut gedacht, die Alleskönner der autogerechten Stadt. Und dann sind sie ausgerechnet am Shopping gescheitert. Lassen sich die implantierten Zentren mit mehr Leben und Grün, wenig Konsum und kurzen Wegen reanimieren? Leverkusen hat mit einem Wettbewerb Optionen für die „City C“ gefunden.
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Was das Kunstherz wieder schlagen lässt
Sie waren so gut gedacht, die Alleskönner der autogerechten Stadt. Und dann sind sie ausgerechnet am Shopping gescheitert. Lassen sich die implantierten Zentren mit mehr Leben und Grün, wenig Konsum und kurzen Wegen reanimieren? Leverkusen hat mit einem Wettbewerb Optionen für die „City C“ gefunden.
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Leverkusen ist keine Stadt, die, wie ihre Nachbarinnen rheinauf und rheinab, stolz auf eine römische Gründung zurückblicken könnte, sondern ein stadtgewordener Industriestandort. Die Farbenfabrik, die heute als Pharma- und Chemiekonzern Bayer global agiert und die Stadt scheinen untrennbar wie im Namen des Fußballvereins, das leuchtende Bayer-Kreuz wurde zum Leverkusener Wahrzeichen. Doch bereits im Rahmen des Wiederaufbaus fiel auf, dass es der Stadt mit der steilen Wachstumskurve neben Wohnraum auch an einem Zentrum mangelte.
In ihrem 1959 verfassten „Gutachten Stadtmitte Leverkusen“ propagierten die Architekten Max Guther und Rudolf Hillebrecht ein multifunktionales Zentrum, es solle „der lebendige Mittelpunkt werden, das Herz für die Gesamtstadt Leverkusen“. Auf dieser Grundlage wurden ohne Rücksicht auf historische Bebauung, aber dem Geist der autogerechten Stadt mustergültig entsprechend, gleich drei miteinander verknüpfte Zentren erdacht. „City A“, „City B“ und „City C“ bündelten viele Funktionen, stapelten zeitgemäße Bauformen und boten mit kurzen Wegen maximalen Komfort. „City A“, 1972 eröffnet, wurde nach 20 Jahren modernisiert und umgenannt; heute suchen „Die Luminaden“ wieder einen Investor mit Konzept. „City B“ wurde nach großflächigem Bestandsabriss 2010 als Rathaus-Galerie eröffnet, das Konzept Verwaltung plus Shopping scheint noch aufzugehen. „City C“ allerdings, 1969 als erste Einkaufspassage der Stadt eröffnet, scheiterte trotz kalkulierter Mischnutzung. Auf einem Sockel mit zweigeschossiger Tiefgarage sitzen ein fünfzehngeschossiges Ärzte- und Bürohochhaus, ein Wohnhochhaus, die Sparkassenzentrale und, verteilt auf zwei Basisgeschosse und kleine Pavillons, eine Vielzahl von Geschäften. Über Jahrzehnte entwickelten sich allerdings immer stärkere bauliche Mängel; die 20.000 Quadratmeter Einzelhandel wurden immer weniger attraktiv als die unmittelbar danebenliegende Rathaus-Galerie, der Leerstand erzeugte weiteren Leerstand. Die Stadt beauftragte 2014 HPP mit einer Machbarkeitsstudie. Die Planungen sahen im Erdgeschoss großflächigen Einzelhandel und ab dem 2. Obergeschoss Wohnraum vor; dieser Ansatz wurde nicht weiterverfolgt. Erst fünf Jahre später, auf Basis der Machbarkeitsstudie von Rübsamen Partner, die aufgefordert waren, die grundlegende bauliche und funktionale Neustrukturierung des gesamten Gebäudekomplexes unter drastischer Reduzierung der Einzelhandelsflächen erneut zu untersuchen, lobte die Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM)
Ende 2024 einen Realisierungswettbewerb mit 15 teilnehmenden Teams aus Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros aus. Ärzte- und Wohnhochhaus sowie die Sparkassenzentrale sollen erhalten und auch während des Umbaus weiter betrieben werden. In die von ihnen gefasste Mitte galt es, zukunftsweisenden Geschosswohnungsbau, davon 30 Prozent gefördert, 70 Prozent frei finanziert sowie öffentliche und halböffentliche Frei- und Grünräume einzusetzen. In der Studie wurden für den Wohnraum rund 12.500 Quadratmeter BGF ermittelt. Diese galt es anzustreben. An der Ostkante des Komplexes sollte neben dem Wohnhochhaus ein Hotelbaukörper zum Lärmschutz beitragen. Fix war auch das konstruktive Raster der Tiefgarage, die den Baugrund bildet.
In ihrem 1959 verfassten „Gutachten Stadtmitte Leverkusen“ propagierten die Architekten Max Guther und Rudolf Hillebrecht ein multifunktionales Zentrum, es solle „der lebendige Mittelpunkt werden, das Herz für die Gesamtstadt Leverkusen“. Auf dieser Grundlage wurden ohne Rücksicht auf historische Bebauung, aber dem Geist der autogerechten Stadt mustergültig entsprechend, gleich drei miteinander verknüpfte Zentren erdacht. „City A“, „City B“ und „City C“ bündelten viele Funktionen, stapelten zeitgemäße Bauformen und boten mit kurzen Wegen maximalen Komfort. „City A“, 1972 eröffnet, wurde nach 20 Jahren modernisiert und umgenannt; heute suchen „Die Luminaden“ wieder einen Investor mit Konzept. „City B“ wurde nach großflächigem Bestandsabriss 2010 als Rathaus-Galerie eröffnet, das Konzept Verwaltung plus Shopping scheint noch aufzugehen. „City C“ allerdings, 1969 als erste Einkaufspassage der Stadt eröffnet, scheiterte trotz kalkulierter Mischnutzung. Auf einem Sockel mit zweigeschossiger Tiefgarage sitzen ein fünfzehngeschossiges Ärzte- und Bürohochhaus, ein Wohnhochhaus, die Sparkassenzentrale und, verteilt auf zwei Basisgeschosse und kleine Pavillons, eine Vielzahl von Geschäften. Über Jahrzehnte entwickelten sich allerdings immer stärkere bauliche Mängel; die 20.000 Quadratmeter Einzelhandel wurden immer weniger attraktiv als die unmittelbar danebenliegende Rathaus-Galerie, der Leerstand erzeugte weiteren Leerstand. Die Stadt beauftragte 2014 HPP mit einer Machbarkeitsstudie. Die Planungen sahen im Erdgeschoss großflächigen Einzelhandel und ab dem 2. Obergeschoss Wohnraum vor; dieser Ansatz wurde nicht weiterverfolgt. Erst fünf Jahre später, auf Basis der Machbarkeitsstudie von Rübsamen Partner, die aufgefordert waren, die grundlegende bauliche und funktionale Neustrukturierung des gesamten Gebäudekomplexes unter drastischer Reduzierung der Einzelhandelsflächen erneut zu untersuchen, lobte die Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM)
Ende 2024 einen Realisierungswettbewerb mit 15 teilnehmenden Teams aus Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros aus. Ärzte- und Wohnhochhaus sowie die Sparkassenzentrale sollen erhalten und auch während des Umbaus weiter betrieben werden. In die von ihnen gefasste Mitte galt es, zukunftsweisenden Geschosswohnungsbau, davon 30 Prozent gefördert, 70 Prozent frei finanziert sowie öffentliche und halböffentliche Frei- und Grünräume einzusetzen. In der Studie wurden für den Wohnraum rund 12.500 Quadratmeter BGF ermittelt. Diese galt es anzustreben. An der Ostkante des Komplexes sollte neben dem Wohnhochhaus ein Hotelbaukörper zum Lärmschutz beitragen. Fix war auch das konstruktive Raster der Tiefgarage, die den Baugrund bildet.
Jedes der vorgestellten Konzepte zeigt das Transformationspotential der „City C“. Wenn ihr Umbau – und er wird ein Kraftakt – gelingt, werden nicht nur enorme Mengen Bauschutt eingespart, das Leverkusener Modell könnte gar vielen weiteren Städten Hoffnung auf die nachhaltige Wiederbelebung ihrer Lost Places machen.
Nichtoffener Realisierungswettbewerb
Ein 1. Preis (45.000 Euro) C.F. Møller Deutschland, Berlin mit C.F. Møller Danmark, Aarhus/Kopenhagen
Ein 1.Preis (45.000 Euro) Schaltraum Dahle-Dirumdam-Heise, Hamburg mit SCHAAR Landschaftsarchitekten, München
3.Preis (19.500 Euro) Lorber Paul Architekten, Köln mit Club L94 Landschaftsarchitekt*innen, Köln
Anerkennung (10.000 Euro) ATP, Frankfurt am Main mit Ensphere, Hamburg
Ein 1. Preis (45.000 Euro) C.F. Møller Deutschland, Berlin mit C.F. Møller Danmark, Aarhus/Kopenhagen
Ein 1.Preis (45.000 Euro) Schaltraum Dahle-Dirumdam-Heise, Hamburg mit SCHAAR Landschaftsarchitekten, München
3.Preis (19.500 Euro) Lorber Paul Architekten, Köln mit Club L94 Landschaftsarchitekt*innen, Köln
Anerkennung (10.000 Euro) ATP, Frankfurt am Main mit Ensphere, Hamburg
Ausloberin
Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM), Leverkusen
Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf/Manfort (SWM), Leverkusen
Fachpreisjury
Christoph Felger, Thomas Fenner, Susanne Heinz, Felix Hoepner, Juliane Kopperschmidt, Rita Lex-Kerfers, Christa Reicher (Vorsitz), Holger Rübsamen
Christoph Felger, Thomas Fenner, Susanne Heinz, Felix Hoepner, Juliane Kopperschmidt, Rita Lex-Kerfers, Christa Reicher (Vorsitz), Holger Rübsamen
Koordination
post welters + partner Architektur und Stadtplanung, Dortmund
post welters + partner Architektur und Stadtplanung, Dortmund
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