Bauwelt

Von Einbauten befreit

Lehmbruck Museum Duisburg wiedereröffnet

Text: Escher, Gudrun, Xanten

Von Einbauten befreit

Lehmbruck Museum Duisburg wiedereröffnet

Text: Escher, Gudrun, Xanten

Als Raimund Stecker zu Beginn des Jahres in seiner Heimatstadt Duisburg die Leitung der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum übernahm, begann für das Haus eine kurze, aber intensive Phase des Umbaus. Seit der Wiedereröffnung Mitte Juli ist nun erneut sichtbar, was der Architekt Manfred Lehmbruck, Sohn des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck, in den 60er Jahren intendiert hatte. Nicht dass bisher fahrlässig mit dem Bau umgegangen worden wäre, ganz im Gegenteil: Die Substanz der Entstehungszeit 1959–64 ist fast wie neu erhalten. Raimund Stecker hat lediglich Einbauten entfernen lassen: die weiße Rigipswand im Büro seines Vorgängers zum Beispiel, hinter der die dunkle Ziegelwand nun wieder die ursprüngliche Harmonie zwischen Bau und Einrichtung – alles aus einer Hand – herstellt. Oder, zur Überraschung für das Publikum, die geschlossenen Ausstellungskojen in der großen Glashalle, die die Durchblicke und da­mit die subtilen Kongruenzen zwischen den Raumabschnitten und Ebenen, zwischen Lichtdecke und Geländer, Wandabschnitten und Bodenbelag, Innenraum und Außenraum verstellte (Foto rechts oben: Andreas Benedikt).
Steckers Lieblingsecke ist der Spalt unter der Treppe zur Empore, der den Blick an einer Kieselwand entlangführt, durch die Straßengalerie, ein Schaufenster für Kunst, das neuerdings abends effektvoll beleuchtet ist, bis hinaus ins Straßenbegleitgrün (Foto: Gudrun Escher). Das sei „Mies in Reinkultur“ – Lehmbruck hatte für kurze Zeit in Berlin bei ihm gearbeitet. Während der Umbauten trat am Ende der Straßengalerie eine Pfeilerverkleidung in Spiegelglas zutage, die den Übergang von dem verglasten Bereich zum Bürotrakt überspielt. Wie Kunstwerke und Architektur sich gegenseitig ergänzen können, macht der Lehmbrucktrakt deutlich, in dem die figurative Plastik versammelt ist. Hier öffnet sich die Dunkelgalerie im rückwärtigen Bereich wieder dramatisch zum Licht. Und auch der Ergänzungsbau von 1985–87 hat gewonnen: Die Wände sind dort nicht mehr weiß, sondern anthrazitgrau gestrichen – eine wunderbar zurückhaltende Folie für die Meisterwerke abstrakter Kunst.

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