Bauwelt

Deutsche Fotoreporter

Max Scheler und Guido Mangold in München

Text: Paul, Jochen, München

Deutsche Fotoreporter

Max Scheler und Guido Mangold in München

Text: Paul, Jochen, München

Als der 14 Jahre alte Guido Mangold 1948 die Realschule trotz guter Leistungen verließ, um im elterli­chen Betrieb in Ravensburg eine Bäckerlehre zu beginnen, deutete noch nichts darauf hin, dass er neben Thomas Höpker, Robert Lebeck, Stefan Moses und Max Scheler einmal einer der großen deutschen Foto­reporter seiner Generation werden würde. Jetzt widmet das Stadtmuseum München ihm und seinem
Kollegen Max Scheler jeweils eine Ausstellung, mit denen es – nach Stefan Moses und Thomas Höpker – seine Reihe über deutsche Fotojournalisten fortführt.
Rückblickend sagt der heute 76-Jährige Mangold, dass ihm das, was er in der Bäckerei und Patisserie gelernt hatte – diszipliniertes Arbeiten, frühes Aufstehen, lange Arbeitszeiten – für die Fotografie sehr zugute kam. Zunächst aber wanderte er 1954 nach Vancouver aus, wo er in einem Grand Hotel als Patissier arbeitete – und mit den in der Freizeit entstandenen Fotografien die ersten drei Preise eines Wettbewerbs der Firma Kodak gewann. Zurück in Deutschland, studierte er Fotografie bei Otto Steinert an der Werkkunstschule Saarbrücken. Dort besuchte
er auch Oskar Holwecks einsemestrige „Grundlehre“, eine vom Bauhaus inspirierte Schule des gestalteri­schen Sehens: „Grundlehre ist die Lehre von sichtba­ren Bildelementen, ihrer systematischen Ordnung und ihrer Anwendung im Bild, wobei Bild als Gebilde zu verstehen ist“, so Holwecks Credo. Als Otto Steinert an die Folkwang-Schule wechselte, folgte ihm Mangold nach Essen, wo er zum ersten Mal die Zechen, Hochöfen und Förderanlagen des Ruhrgebiets sah. Die Umgebung war für den jungen Fotografen fremdartig und faszinierend zugleich. Während des Studiums nahm er eine Serie von Industrielandschaf­ten auf. Mangolds düster-melancholischer Blick auf die von Industrie zerstörte Natur ist deutlich von den Arbeiten seines Lehrers Oskar Steinert aus Lothringen, dem Ruhrgebiet und dem Saarland geprägt – und von Alfred Renger-Patzschs „Ruhrgebiet-Landschaften“ (1927–35). Mangold sah seine gestalterische Aufgabe darin, die Landschaft als grafisches Gebilde – und zugleich betont unromantisch-realistisch – zu erfassen: Seine kontrastreichen und von fein abgestuften Grauwerten geprägten Aufnahmen bestechen durch ihre Tiefenschärfe und Durchzeichnung; ihre strenge Komposition offenbart in der Abgrenzung von Industrie und Landschaft seine damals noch naturwissenschaftlich-technische Bildauffassung. Sie bilden nur einen Teil der Ausstellung, die Mangold, der als Entdecker des Covergirls Uschi Obermaier gilt, vor al­lem als Fotografen von Künstlern und Politikern zeigt.
Sein sechs Jahre älterer Kollege Max Scheler, der 1959, auf dem Höhepunkt des Bergarbeiterstreiks gegen Kurzarbeit und billige amerikanische Importkohle ebenfalls im Ruhrgebiet unterwegs war, machte die Bergleute selbst zum Motiv: Scheler, der als Fotoreporter auch schon in den USA gearbeitet hatte, war dem „human interest“ verpflichtet und konzentrierte sich ganz auf den Menschen im Alltag. Als stellvertretender Chefredakteur von GEO und Bildchef von Merian wurde er nach dem Ende seiner eigenen Fotografenlaufbahn zudem zu einem der wichtigsten Auftraggeber für Mangolds spätere Arbeiten in Farbe.
Fakten
Architekten Mangold, Guido, Ottobrunn; Max Scheler (1928–2003)
aus Bauwelt 34.2010

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