Bauwelt

Künftig weltgrößte Metropolregion

„Mumbai - Disclosing City“-Ausstellung in München

Text: Paul, Jochen, München

Künftig weltgrößte Metropolregion

„Mumbai - Disclosing City“-Ausstellung in München

Text: Paul, Jochen, München

Beim Betreten der Architekturgalerie München fühlt man sich unweigerlich in eine Schulturnhalle zurückversetzt. Aber die weißen, blauen, grünen und roten Linien auf dem anthrazitgrauen Boden sind nicht etwa Spielfeldbegrenzungen exotischer Sportarten wie Crickminton oder Squashhockey, vielmehr visualisieren sie elementare Kenngrößen – jeweils in Quadratmetern pro Person – wie Dichte (Mumbai 9,9 Berlin 46,0), Wohnfläche (Mumbai 3,0, Deutschland 40,0) und öffentliche Freifläche (Mumbai 1,77, New York 7,16). Zusammen mit den Fotografien von Stadtzentrum und Peripherie, Großbaustellen und Abbrucharealen, Slums und Art-déco-Apartments, Werften und Müllhalden vermitteln sie ebenso einfach wie ein­drucksvoll eine Vorstellung von den Größen­verhältnissen und Gegensätzen einer Metropole, die den meisten Besuchern wahrscheinlich am ehesten als Schau­platz von Bollywood-Filmen und als Tatort von Terror-Anschlägen geläufig ist.
Dabei ist Mumbai mit 13,9 Mio. Einwohnern derzeit eine der bevölkerungsreichsten Städte der Welt, bis 2020 wird die 4,355 km2 große „Mumbai Metropolitan Region“ mit über 28 Mio. Einwohnern die weltgrößte Metropolregion sein – vor Mexico-City und São Paulo. Die enorme Dynamik, die in diesen Zahlen steckt, macht Mumbai auch für Architek­ten und Stadtplaner interessant: Die Stadt ist mit gut erforschten Metropolen einigermaßen vergleichbar und zeigt zugleich wie kaum eine andere die zentralen Probleme zukünftiger Stadtentwicklung auf – von der Verteilungsgerechtigkeit der Stadtfläche über das Verhältnis von privatem vs. öffentlichem Raum und der Ertüchtigung der Verkehrsinfrastrukturen bis zur Schere zwischen Arm und Reich.
Die anlässlich einer Exkursion des Lehrstuhls für Städtebau und Regionalplanung der TU München und der Fotografengruppe PK-Odessa entstandene Gemeinschaftsausstellung veranschaulicht anhand von Fotos und Kartenmaterial von insgesamt 28 Or­ten den Alltag einer Metropole im permanenten Umbruch. Besonders ausführlich widmet sich „Mumbai – Disclosing City“ dabei den Stadträumen entlang der Eastern Waterfront: Der 730 Hektar große östliche Ufergürtel Mumbais ist eminent wichtig für die Zukunft der Region – umso mehr, weil, wie die Fotos deutlich belegen, bei der Bebauung der „Mill Lands“ die Chance einer nachhaltigen Stadtentwicklung nicht genutzt wurde. Die ehemaligen Fabrikgelände der Textilindustrie – bis 1991 durfte im Stadtzentrum kein Land verkauft werden – waren 2006 vom Obersten Gericht Indiens zur kommerziellen Erschlie­ßung freigegeben worden. Mit dem Ergebnis, dass von ursprünglich hier geplanten 45.000 Wohneinheiten für einkommensschwache Familien keine einzige errichtet wurde.

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