Bauwelt

Farbiges Rauchen

Research Nr. 07

Text: Haberle, Heiko, Berlin

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Bridget's Bardo 2009; © James Turrell
Foto: Florian Holzherr

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Bridget's Bardo 2009; © James Turrell

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Farbiges Rauchen

Research Nr. 07

Text: Haberle, Heiko, Berlin

Mit „Bridget’s Bardo“ ist in Deutschland die bisher größte begehbare Lichtinstallation von James Turrell zu sehen. In der einfachen Rampenkonstruktion hebt das changierende Licht die Raumgrenzen auf. Zum Einsatz kamen 30.000 LEDs von Zumtobel, die Turrell zusammen mit Torsten Braun choreographiert hat.
Bis zum 3. Oktober ist „Bridget’s Bardo“ in Wolfsburg zu sehen. James Turrell erzeugt bei dieser Rauminstallationen mit Licht bestrahlte struktur- und konturlose Flächen, die das gesamte Sehfeld ausfüllen; die gewohnte Orientierung, aber auch die Erfahrung von Raumgrenzen wird hier aufgehoben (Heft 43.09). Dass sich die großen Räume des Wolfsburger Museums für eine solche Installation gut eignen würden, erkannte Turrell bereits zu Hause in seinem Atelier in Arizona, als ihm der Lichtplaner Torsten Braun die Eigenheiten des Museums erläuterte. Die notwendigen Einbauten skizzierte Turrell in die Pläne, die ihm Braun mitgebracht hatte: Der Besucher schreitet im „Viewing Space“ – siehe Schnitt – eine Rampe hinab und blickt dabei auf den kleineren, aber etwas höheren „Sensing Space“. Wo beide Räume ineinander übergehen, befindet sich der ideale Betrachterstandort; hier entspricht der Sensing Space dem Sehfeld. Die Lichtanlage von Zumtobel besteht aus 24 LED-Strahlern hinter der Rückwand des Sensing Space und aus 250 LED-Linien hinter opaken Kunststofffolien an der Rampe. Die Steuerung der Lichtquellen musste vor Ort entwickelt werden, ohne dass bereits eine „Choreographie“ von Turrell vorlag. Vielfältige Farb- und Helligkeitsdifferenzierungen sollten möglich sein, das ganze durfte aber auch nicht zu komplex werden. So ist die einzelne Ansteuerung der 30.000 Dioden zwar theoretisch möglich, aber in der Praxis unbezahlbar.
Im realisierten Projekt vollziehen die 24 Strahler gemeinsame Farb- und Helligkeitswechsel; die LED-Linien hingegen sind in drei Gruppen gegliedert (rechte Brüstung, linke Brüstung und Rampenuntersicht), von denen jede in zehn Untergruppen für fei­nere Differenzierungen geteilt ist. Linien und Strahler bestehen aus roten, grünen, blauen und weißen Dioden. Jede Farbe kann in über 65.000 Helligkeitsstufen abgestrahlt werden. Das geschieht nicht etwa durch Dimmen, wie man sich das vielleicht vorstellen könnte. Tatsächlich flackern die Dioden in kurzen Intervallen: Schnelles Flackern erscheint heller, langsames dunkler. Durch gleichzeitiges Leuchten mit anderen Grundfarben können Millionen Farbwerte gemischt werden. Der Lichtplaner programmierte etliche Standbilder (z.B.: grüner Sensing Space und roter Viewing Space), die dem Künstler vor Ausstellungsbeginn vorgeführt wurden. Turrell entschied sich für einen vergleichsweise simplen, aber effektiven Ablauf: Ein blauer Raum wird innerhalb von acht Minuten sukzessive zu einem roten Raum und retour.
Fakten
Architekten Turrell, James, Flagstaff/Arizona
aus Bauwelt 14.2010
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