Bauwelt

Schulitz Architekten | Leistungsformen.Form follows performance

Text: Habermann, Karl J., München

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Schulitz Architekten | Leistungsformen.Form follows performance

Text: Habermann, Karl J., München

Die zweite Monografie zu Arbeiten des Architekten Helmut C. Schulitz schließt an die erste an und erstreckt sich von 1995 bis 2010. Schulitz hat als Hochschullehrer in Los Angeles und Braunschweig über den Zeitraum von 1969 bis 2002 die architektonische Entwicklung stets kritisch verfolgt, fort­während analysiert und reflektiert. Modischen Attitüden hat er dabei stets klare Absagen erteilt und dies immer mit sachlichen Argumenten untermauert. Auf der Suche nach einer eigenen Entwurfsphilosophie entwickelt er den Begriff der performance architecture, der mit dem drögen deutschen Wort Leistungsarchitektur nur ansatzweise erfasst wird.
Schulitz beginnt mit einem Rückblick auf die Baugeschichte, vor allem auf die rasante technische Entwicklung im Zuge der industriellen Revolution. Seine Darlegungen münden in der Feststellung, dass heute der so wichtige integrale Ansatz im Entwerfen verloren zu gehen droht. Die oberflächliche Art, mit möglichst spektakulären Formen auf sich aufmerksam zu machen, lehnt er entschieden ab. Er nennt diesen Vorgang, bei dem die Verantwortung an Spezialisten delegiert wird, „selektives Entwerfen“ in dessen Ergebnis überwiegend willkürliche und kostspielige Objekte entstehen, denen es an nachhaltigen Nutzungsqualitäten mangelt. Großes Vergnügen bereitet die Lektüre des Abschnittes, in dem der Autor sich am Beispiel der Protagonisten Mies van der Rohe und Hugo Häring minutiös damit auseinandersetzt, wie die Fachleute der Kunst- und Baugeschichte mit ihrer Kategorisierung in diverse Ismen regelmäßig unweigerlich im Abseits landen.
Die Dokumentation der Projekte erfolgt in Nutzungskategorien wie Wohnungsbau, Hallenbau, Brücken- und Sportbauten. Die einzelnen Gebäude wer- den in einem strengen Layout bis ins Detail dargestellt. Jedes neue Projekt knüpft an das vorher ­gehende mit ähnlichen Funktionen an, welches einem Optimierungsverfahren unterworfen wird. Die Idee des offenen Bausystems bleibt im Wohnungsbau ebenso wie im Bau weitgespannter Hallentragwerke fester Bestandteil der Büroarbeit. Jedes der gezeigten Projekte reagiert explizit auf die jeweilige landschaftliche und städtebauliche Umgebung. Ein besonders geeignetes Beispiel für minimierten Materialeinsatz ist der Panoramaaufzug an der Festung Überdachung des Niedersachsenstadions in Hannover Ergebnis eines Wettbewerbes. Die Konstruktion folgt dem Speichenradsystem. Der innere Abschnitt des Daches ist transparent mit ETFE-Folie gedeckt und wird damit den Forderungen gerecht, die das Rasenwachstum auf dem Fußballfeld stellt. Bei aller Vielfalt der Lösungen und des systematischen Entwurfsansatzes ist immer die Handschrift von Helmut Schulitz zu erkennen.
Fakten

Verlag Birkhäuser Verlag, Basel Berlin Boston 2010
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aus Bauwelt 19.2010

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