Bauwelt

Franz Riepl. Über Architektur

Geblieben ist bei dieser persönlichen Betrachtung auf ein im besten Sinn urbanes Werk eines Citoyen die Erkenntnis, „dass Kultivierung mit ganz einfachen Mitteln möglich ist, selbst in der Reduktion."

Text: Aicher, Florian, Leutkirch

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Franz Riepl. Über Architektur

Geblieben ist bei dieser persönlichen Betrachtung auf ein im besten Sinn urbanes Werk eines Citoyen die Erkenntnis, „dass Kultivierung mit ganz einfachen Mitteln möglich ist, selbst in der Reduktion."

Text: Aicher, Florian, Leutkirch

Architektur – was gibt’s dazu heutzutage nicht alles zu lesen? Etwa: exaktes arithmetisches Mittel aus Rationalität des Materials und Irrationalität des Immateriellen. Hmh? Nun, wem das zu verblasen ist, darf aufatmen und sich freuen: auf Franz Riepls Rückblick auf ein er-fülltes Architektenleben.
Da beginnt Architektur mit der Feststellung: „Bei jedem Haus waren Tiere. Das ist ganz wesentlich.“ Dieser Ausgangspunkt – sein Aufwachsen in einem oberösterreichischen Dorf – ist grundlegend: gegenständlich, verständlich, erzählbar. Von hier aus versteht er Architektur: ein Gefüge, durch wechselseitige Verständigkeit geprägt, schlüssig erlebbare Lebensvorgänge. Wie oft hören wir von der Angemessenheit in der Architektur. Bei Riepl heißt das: „Was angemessen ist, hat man im Dorf direkt erfahren.“
Lebensvorgänge als Grundlage von Architektur schließt das Staunen darüber ein, „dass etwas entsteht, dass etwas gebaut wird, dass plötzlich ein Haus da steht“. Klar: Dass gebaut wird, wissen wir alle – doch was weiß unsere „Planungskultur“ von der Welt als Geschehen, als Tun, ganz handfest? Solche Erfahrung begründet Riepl zufolge, „dass man räumliche Situationen und Stimmungen intuitiv erfassen kann“. So kommt er früh zum Bauen – und der Leser zu einer Idee von Architektur.
Auf das Dorf folgt die Stadt, Studium in den Metropolen Wien und München, langjährige Architekturpraxis, denkbar breit aufgestellt: vom Städtebau über den Bau von Kirche, Stadion, Bildungseinrichtung, landwirtschaftliche und gewerbliche Anlage, Siedlung, viel sozialem Wohnungsbau bis zum privaten Haus; daneben Jahre der Forschung und Lehre. Von Erfahrungen im Großen und im „Kleinem“, etwa wie ein Fenster zu sitzen hat; von den Dingen bis zum Getümmel im Haifischbecken von Architektenkarrieren; von der Baustelle bis zum Lehrstuhl ist die Rede – verständlich, direkt, prägnant und anschaulich. Sätze, die bleiben, auch dank der umsichtigen Gesprächsführung durch Albert Kirchengast und Hans Kolb; auch dank der erfreulichen Ausstattung des Buches.
Geblieben ist bei dieser persönlichen Betrachtung auf ein im besten Sinn urbanes Werk eines Citoyen die Erkenntnis, „dass Kultivierung mit ganz einfachen Mitteln möglich ist, selbst in der Reduktion. Selbst in der Sparsamkeit ist Schönheit möglich – ein Phänomen“. Seine Gedanken enden beim Wort Haltung: „Es wäre das Ziel unserer Bildung, eine solche andere Haltung in uns zu kultivieren – nicht nur ans Geldsäckl denken.“
Fakten
Autor / Herausgeber Albrecht Kirchengast und Hans Kolb
Verlag Müry Salzmann, Wien 2015
Zum Verlag
aus Bauwelt 4.2016
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