Bauwelt

Ideenmeister aus Dänemark

Das Kopenhagener Büro Cobe konnte im Work­shop­verfahren für eine Neubebauung am Bremer Europahafenkopf über­zeu­gen. Könnte ihr Entwurf die „optimale Lösung“ für ein Wohnquartier mit qua­­li­­tät­vollem öffentlichen Raum an diesem Ort sein?

Text: Syring, Eberhard, Bauwelt

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    Preisträger: Cobe Kopenhagen war mit der Überarbeitung ihres Entwurfs beauftragt worden. Die finale Idee überzeugte die Jury durch angemessene Kleinteiligkeit und ausgearbeitete Details.
    Abb.: Architekten

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    Preisträger: Cobe Kopenhagen war mit der Überarbeitung ihres Entwurfs beauftragt worden. Die finale Idee überzeugte die Jury durch angemessene Kleinteiligkeit und ausgearbeitete Details.

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    Auswahl: Barkow Leibinger Architekten betonen die Sichtachse, zwischen Wasser und Altstadt, indem
    sie die Hochpunkte ihrer verdrehten Großkubaturen dort anbinden.
    Abb.: Architekten

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    sie die Hochpunkte ihrer verdrehten Großkubaturen dort anbinden.

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    Auswahl: KSP Jürgen Engel Architekten hatten für ein Hochhaus plädiert
    Abb.: Architekten

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    Auswahl: KSP Jürgen Engel Architekten hatten für ein Hochhaus plädiert

    Abb.: Architekten

Ideenmeister aus Dänemark

Das Kopenhagener Büro Cobe konnte im Work­shop­verfahren für eine Neubebauung am Bremer Europahafenkopf über­zeu­gen. Könnte ihr Entwurf die „optimale Lösung“ für ein Wohnquartier mit qua­­li­­tät­vollem öffentlichen Raum an diesem Ort sein?

Text: Syring, Eberhard, Bauwelt

Die Bremer Überseestadt ist eine Erfolgsgeschichte. Die bauliche Entwicklung des rund 300 Hek­tar großen Hafenkonversionsgebiets nordwestlich der Innenstadt steht unter dem Motto „Vom Hafenrevier zum Ortsteil“. Sie verläuft seit der Erstellung eines Masterplans im Jahr 2003 rasanter als erwartet. Von der Stadt bewusst an der langenLeine gelassen, wohnt dieser Entwicklung eine „eigene Dynamik“ inne, die jedoch auch Problemenach sich zieht, etwa bezüglich Verkehrsinfrastruktur und urbaner Nutzungsmischung. Sowohldie noch zahlreich vorhandenen alten hafenwirtschaftlichen Betriebe als auch neue, wie der Großmarkt, der 2002 an den Europahafen verlegt wurde, müssen noch besser mit der Wohnnutzung in Einklang gebracht werden. Diese, zunächst auf wenige Sonderbereiche beschränkt, wurde in den letzten Jahren Schritt für Schritt erweitert.
Dass am Kopf des Europahafens Wohnen eine wichtige Rolle spielt, wäre vor wenigen Jahren noch nicht denkbar gewesen. Erst das Aus des benachbarten Kellogg‘s-Produktionsstandorts 2016 machte dies möglich. So ist Manches in der Überseestadt Ergebnis von Zufällen. Das sollte beim Verfahren für die Bebauung des Hafenkopfs anders sein: Bewusst hatten sich Stadt und Bauherr, die ortsansässige Zech Group, dazu entschlossen, den besten Entwurf für die rund zwei Hektar große, exponiert gelegene Fläche in einem dialogischen Prozess zu ermitteln. Zu einem „Ideenmeisterschaft“ genannten kooperativen Workshopverfahren waren Ende 2017 sechs Büros eingeladen, um in drei Workshops zusammen mit dem Bauherrn und einer Ex­pertenrunde die „optimale Lösung“ für die anspruchsvolle Aufgabe zu entwickeln. Gesucht wurde ein markantes Bauensemble mit Hochpunkten, das zugleich einen lebendigen öffentlichen Raum schaffen sollte – was am Fußpunkt von Hochhäusern bekanntlich nicht immer gelingt. Und schließlich sollte das Bauwerk etwas für die Überseestadt und für Bremen Charakteristisches ausstrahlen. Funktional war an eine Mischung aus Büronutzung (die neue Zentrale der Zech Group soll hier ihren Standort finden) und Wohnen (ca. 350 Eigentums-, Miet- und geförderte Wohnungen) vorgesehen. Zudem sollte die Sichtachse durch den Hilde-Adolf-Park erhalten bleiben, wodurch sich das Grundstück in zwei etwa gleich große Hälften teilte.
Nach der Präsentation der erarbeiteten Entwürfe kamen drei in die engere Wahl: Barkow Leibingers Arbeit zeigte zwei markante bauliche Großformen mit spiralförmig um Innenhöfe ansteigenden Dachschrägen und einer erhöht gelegenen Ladenzone. KSP präsentierte einen einzigen Hochpunkt als Wohnturm, während der horizontal gelagerte Bürotrakt durch einen aufgesetzten gläsernen Korpus Signifikanz anstrebte. Das Büro Cobe Kopenhagen schlug als einziges eine Untergliederung des Areals in vier Miniblocks vor: zwei mit Wohnungen, einer mit Büros und einer für die „Mobilität“. Drei der Blocks integrierten an jeweils unterschiedlichen Ecken Hochpunkte, sodass sich aus allen Blickwinkeln ein stimmiges Gesamtbild ergab. Der Grünzug erhielt vor der Gebäudegruppe die Gestalt eines Stadtplatzes mit Baumraster, dem sich die Erdgeschosszonen der angrenzenden Blocks mit halböffentlichen Bereichen zuwandten. Trotz Kritik an der Gestaltung der Baukörper, die ihr in diesem Entwurfsstand bereits sehr detailliert, aber wenig besonders erschien, befand die Jury den Entwurf von Cobe als „maßstäblich für den Standort am besten ausgearbeitet“ und beschloss aus Zeitgründen und in Absprache mit den Verfassern der beiden anderen Entwürfe, zunächst nur Cobe mit einer Weiterbearbeitung zu beauftragen. Sollte keine befriedigende Lösung entstehen, kämen die anderen Büros zum Zug.
Das Ergebnis der Überarbeitung allerdings überzeugte die Jury und auch den Bauherren Kurt Zech, der zugab, den Cobe-Entwurf zunächst für den schwächsten gehalten zu haben. Die Planung wurde im Februar 2018 der Öffentlichkeit präsentiert und in den folgenden Monaten im Detail durchgearbeitet. Das Resultat dieser Präzisierungen zeigte eine Ausstellung in diesem Januar. Was das dänische Büro schon in seinem ersten Entwurf angedeutet hatte, setzten sie nun in der Überarbeitung konsequent um: Die einzelnen Baukörper sind individualisiert und zugleich als Teile eines Ganzen erkennbar – die Architekten greifen dafür auf die Bremer Stadtmusikanten als Metapher zurück. Als halböffentliche Bereiche sind fünf und sieben Meter hohe Erdgeschosszonen in den Wohn- und Büroblocks vorgesehen. Das Mobilitätshaus ganz im Norden soll mehr als ein Parkhaus sein und dem zukünftig gewandelten Mobilitätsverhalten entgegenkommen. Neu sind Wohnetagen über diesem Gebäude und ein dazwischengeschobener öffentlicher Spielplatz im dritten Obergeschoss. Die Außenhaut der vier Häuser ist dem Ziegelrot der historischen Speicher angepasst – umgesetzt mal in hochwertigen Ziegelfassaden, mal mit gefärbten Betonelementen oder gefalzten Fassadenblechen. Zum entscheidenden Merkmal des überarbeiten Entwurfs sind aber die geneigten Dächer geworden. In einer Collage hatte Cobe schon im ersten Entwurf die Giebel als Charakteristikum der Bremer Altstadt wie auch der historischen Hafengebäude ausgemacht. Ihre Überarbeitung nun zeigt eine lebendige und einprägsame Silhouette als deren Pendant. Überzeugend ist zudem die Behandlung des öf­fent­lichen Raums. Hier könnte eine urbane Atmosphäre entstehen, die man an anderen Stellen der Überseestadt vermisst.
Kooperatives Workshopverfahren
Preisträger (25.000 Euro) Cobe Kopenhagen, Kopenhagen
Jury-Auswahl (je 25.000 Euro) KSP Jürgen Engel Architekten, Frankfurt; Barkow Leibinger Architekten, Berlin
Weitere Teilnehmer (je 25.000 Euro) msm Meyer Schmitz-Morkramer, Köln; HPP Architekten, Düsseldorf; Westphal Architekten, Bremen
Juryvorsitz
Jörn Walter, Hamburg
Auftraggeber
Zech Group, Bremen
Verfahrenskoordination
Julia Erdmann Socialtecture, Hamburg; Clausen-Seggelke Stadtplaner, Hamburg
Fakten
Architekten Cobe, Kopenhagen
Adresse Konsul-Smidt-Straße, 28217 Bremen


aus Bauwelt 7.2019
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