Geh’n wir raus?
Caroline Kraft lüftet sonst 24/7
Text: Kraft, Caroline, Berlin
Geh’n wir raus?
Caroline Kraft lüftet sonst 24/7
Text: Kraft, Caroline, Berlin
Neulich Abend, es fand eine wichtige Diskussion statt, zu einem wichtigen architektonischen Thema, mit wichtigen Architektinnen und Architekten. Der Ort war auch sehr architektonisch. Dann, kurz vor Ende des fast zweistündigen Gesprächs die Frage vom Podium: „Wer ist denn hier eigentlich kein Architekt?“ Ein Arm ging hoch, dann noch einer, und ein Ruck durch die Menge. Zwei Laien! Wie toll! Mit denen könnte man ja mal reden! Später.
Vorher kommt er noch, der obligatorische, der unermüdliche, der mantraartig durch Fachmedien und über Symposien wabernde Aufruf: „Wir müssen die Blase verlassen.“ Ah, jetzt rausgehen oder wie, auf die Straße? Und wer ist überhaupt „wir“ – ist das so eine homogene Masse, alle ständig im selben Topf? Das möchte ich nicht glauben.
Natürlich kann es nicht fruchten, sich im Kreis zu bewegen. Architektur muss in unserer Gesellschaft mehr Beachtung finden. Es darf der Öffentlichkeit nicht egal sein, wenn geliebte – oder auch wenig geliebte – Gebäude fahrlässig abgerissen werden, oder was mit noch unbebauten innerstädtischen Naherholungsgebieten passiert. Und, jetzt kommt’s: ist es auch nicht. Aber zurück in unsere Blasen – oder sagen wir: pneumatische Strukturen. Mal ehrlich: Wie ernst gemeint kann „leave the bubble“ sein, an einem Ort, so voll von Architekten-Ego und nischigsten Diskussionsgrundlagen, dass die Luft steht und die Köpfe rauchen? Ich würde es meinem (zugegebenermaßen kleinen) nicht-architektonischen sozialen Umfeld nicht zumuten, sich so einen Abend anzutun – nach Feierabend! Warum auch?
Es gibt Momente, in denen es tatsächlich wichtig wäre, das sorgsam zusammengezimmerte Podest – das wir ja teilweise nicht mal untereinander abbauen – zu verlassen. Bei Beteiligungsprozessen beispielsweise, auf Architekturfestivals oder in Bürgerräten. Aber bitte: Unsere kleinen Kapseln müssen sich nicht für alles öffnen, falsche Höflichkeit nützt keinem etwas. Den beiden nicht-Architekten wollte jedenfalls nach anerkennendem Kopfgenicke doch niemand so richtig zuhören, an diesem architektonischen Abend. Im Kern, und das zumindest haben wir geklärt, sind wir uns ja einig: „Architektur ist wichtig.“
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