Bauwelt

„Wenn er kam, zeichnete er am Esstisch“

Interview mit Catherine Prouvé

Text: Kammann, Petra, Düsseldorf

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    Jean Prouvé als Lehrling im Atelier des Schmiedes Emile Robert um 1917.
    photographie - fonds Jean Prouvé - musée national d’art moderne © Centre Pompidou MNAM/CCI, bibliothèque Kandinsky - © ADAGP, Paris 2012

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    Jean Prouvé als Lehrling im Atelier des Schmiedes Emile Robert um 1917.

    photographie - fonds Jean Prouvé - musée national d’art moderne © Centre Pompidou MNAM/CCI, bibliothèque Kandinsky - © ADAGP, Paris 2012

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Catherine Prouvé
Foto: Petra Kamman

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Catherine Prouvé

Foto: Petra Kamman


„Wenn er kam, zeichnete er am Esstisch“

Interview mit Catherine Prouvé

Text: Kammann, Petra, Düsseldorf

Ein Gespräch mit der Kunsthistorikerin Catherine Prouvé, dem jüngsten von Jean Prouvés fünf Kindern.
Welche Bedeutung hat für Sie das Familienhaus in Nancy, das Ihr Vater gebaut hat?
Catherine Prouvé | Na ja, die ganze Familie hat daran mitgearbeitet. Da meine Eltern in die­ser Zeit finanzielle Probleme hatten, konnten sie nicht so bauen, wie sie es gerne getan hätten. Maurer errichteten das Fundament. Den Rest hat die Familie dazu gebaut mit aufgekauften übriggebliebenen Holzplatten aus der Fabrik, den „Panneaux de Rousseau“ aus drei verschieden starken Pinienholzschichten, aus denen die Türen ausgeschnitten wurden. Da sonntags gearbeitet wurde, kamen frühere Mitarbeiter meines Vaters im Sonntagsanzug vorbei. Auch sie krempelten die Ärmel hoch und halfen mit. So war das Haus in drei Wochen fertig!

Wie haben Sie das fertige Haus erlebt?

Mein Vater verglich das Wohnzimmer mit einem Marktplatz, wo man sich trifft und einen Kaffee zusammen trinkt. Und wenn man das Bedürfnis hatte, sich zurückzuziehen, konnte man es auch in sechs oder acht Quadratmetern tun.

Welche Bedeutung hatte das Atelier, das sich jetzt unterhalb des Hauses befindet?
„Les Ateliers Jean Prouvé“ in Maxéville war eine Fabrik mit 300 Arbeitern und die Arbeit im Büro war nur ein ganz kleines Mosaiksteinchen, hier machte mein Vater die Entwurfsskizzen.

Ihr Vater hat im Kunstmuseum von Nancy einen eigenen Prouvé-Saal bekommen. Finden Sie das angemessen?
Es ist sehr schön, seine Arbeiten auch im Zusammenhang mit der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts zu erleben. Er selbst hätte es vielleicht nicht verstanden. Er wollte weder Künstler noch Kunsthandwerker sein. Für ihn war die Verbindung zur industriellen Fertigung wichtig. Er war Fabrikant, Gestalter und Konstrukteur.  

Welche Rolle spielten für ihn die Skizzen?
Mein Vater skizzierte unaufhörlich. Jeden Sonntag, wenn er kam, zeichnete er am Esstisch. Er hat um die 40.000 Zeichnungen hinterlassen.

Was freut sie am meisten am Prouvé-Jahr?
Es ist die Vielfalt, die sich an verschiedenen Or­-ten spiegelt. Und es freut mich natürlich, wenn der Bürgermeister André Rossindt in seiner Eröffnungsrede sagt: „Gaudì à Barcelone et Prouvé à Nancy“.


Das Interview führte Petra Kammann („In Rheinkultur“) am 6. August in der Bretagne

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