Vor uns die Sintflut
Hochwasserschutz in New York und New Jersey
Text: Crone, Benedikt, Berlin
Vor uns die Sintflut
Hochwasserschutz in New York und New Jersey
Text: Crone, Benedikt, Berlin
Als Reaktion auf Hurrikan Sandy suchen die USA nach Mitteln, um ihre Küsten gegen Naturkatastrophen zu schützen. Besonders gefragt sind Ideen, die gleichzeitig die Lebensqualität der Regionen steigern.
Am 29. Oktober 2012 traf Sandy auf die Ostküste der USA. Mit einer Windgeschwindigkeit von 150 Stundenkilometer tobte der Hurrikan über dem dicht besiedelte New Jersey und zog weiter nach New York. Vor Manhattan türmten sich bis zu sieben Meter hohe Wellen auf und schlugen an Land. Es regnete in Strömen, der Hudson trat über die Ufer, Wasser drang in die U-Bahn-Schächte. Ganze Stadtteile waren ohne Strom, und ein Krankenhaus musste evakuiert werden. 161 Menschen kamen allein in den USA durch den Sturm ums Leben. „Das war keine Jahrhundertflut“, warnte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo, mit solchen Katastrophen sei in Zukunft häufiger als alle hundert Jahre zu rechnen.
Tatsächlich ist der Meeresspiegel an der New Yorker Küste seit 1900 um 27 Zentimeter gestiegen – und damit auch das Bewusstsein für die Auswirkungen eines Klimawandels in der teilweise klimaskeptischen US-Bevölkerung. Auch die Regierung kann nach dem traumatischen Erlebnis gegenüber ihren Wählern nur noch schwer vertreten, dass nicht nur ein armes Haiti, sondern auch das reichste Land der Welt nicht gegen eine Sturmflut gewappnet ist. Das US Department of Housing and Urban Development (HUD) führte daher einen internationalen Wettbewerb durch, an dem 148 Teams teilnahmen. Zehn schafften es in die engere Wahl, sechs davon wurden im Juni dieses Jahres ausgezeichnet. Die Finalisten entwarfen Hochwasserschutzsysteme für verschiedene Küstengebiete von New York, New Jersey aber auch Connecticut. Gemeinsam mit Institutionen, die mit dem Wiederaufbau nach dem Hochwasser von 2012 betraut sind – ob die NYC Housing Authority, die „Friends of the Highline“ oder die Vereinigung „Mothers on the Move“ – entstanden nicht nur Ufergestaltungen, die die Stadt abriegeln und Wasser abfangen sollen, sondern auch Organisationspläne für die Errichtung der Schutzmaß nahmen. Fast alle Entwürfe versuchen, aus der Not eine Tugend zu machen: Statt die Küste einfach zu ummauern, sollen die Schutzanlagen auch als öffentliche Fläche dienen, die mit Bäumen, salzwasserresistenten Gräsern und Büschen bepflanzt wird.
BIG lässt den Battery Park am Südzipfel Manhattans zu einem Deich ansteigen, auf dem fünf Meter über dem Meeresspiegel eine Promenade verläuft. Selbst bei einer Jahrhundertflut von 4,5 Metern soll man hier noch trockenen Fußes spazieren können. Entlang der Lower East Side wird eine stufenweise Erhebung den Parkway FDR Drive vor Hochwasser schützen, der auf lange Sicht als Freizeitareal umgebaut werden soll.
OMA widmete sich der Stadt Hoboken auf der anderen Seiten des Hudsons. Das Team schlägt vor, Zisternen und Mulden über den Ort zu verteilen, in denen sich das Wasser sammeln und absickern kann. Entlang der Küste plante es einen Park, der die Flut mit Terrassen, Dämmen und einer Mauer abschwächen soll. Um die Stadt läuft ein Kanal, durch den Pumpen das Wasser wieder in Richtung Atlantik schießen. Dort, vor Staten Island, schlagen die Landschaftsarchitekten Scape Wellenbrecher vor, die sich der Sturmflut entgegenstemmen. Das zeigt, dass die Kombination der Entwürfe entscheidend ist. Die Aussichten auf eine Umsetzung vieler Ideen stehen durchaus gut. Das HUD will für die Realisierung der sechs Konzepte insgesamt 920 Millionen Dollar springen lassen.
Offener, internationaler Wettbewerb
Sechs gleichrangige Preise Team BIG, Kopenhagen | Team OMA, Rotterdam | Team Scape, New York | Team Interboro, New York |Team MIT CAU, Cambridge; De Urbanisten, Rotterdam; ZUS, Rotterdam | Team PennDesign, Philadelphia; Olin Studio, Philadelphia
Sechs gleichrangige Preise Team BIG, Kopenhagen | Team OMA, Rotterdam | Team Scape, New York | Team Interboro, New York |Team MIT CAU, Cambridge; De Urbanisten, Rotterdam; ZUS, Rotterdam | Team PennDesign, Philadelphia; Olin Studio, Philadelphia
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