Expo Real 2013
Text: Brensing, Christian, Berlin
Expo Real 2013
Text: Brensing, Christian, Berlin
Alle Jahre wieder findet in München die „Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen“ statt. Für Bauwelt 46.13 war Christian Brensing vor Ort und hat Architekten zur Expo Real befragt. Hier schildert er seinen persönlichen Eindruck.
Im Himmel ist Jahrmarkt – anders war die Stimmung auf der diesjährigen Expo Real nicht zu beschreiben.Ob Städte, Regionen, Investoren, Projektentwickler, Dienstleister der Immobilienbranche, Architekten, Ingenieure, Banken und Rechtsanwälte - sie alle berauschten sich an der glänzenden Performance und den Aussichten insbesondere des deutschen Immobilienmarkts.
Deutschland als wirtschaftlicher Primus Europas mit 42 Mio. Menschen in Lohn und Brot zieht Investitionen aus aller Herren Länder an. Eigentlich erstaunlich, da noch vor nicht allzu langer Zeit eine Finanzierungslücke bei Immobilien heraufbeschworen wurde. Heutzutage unterbieten sich die Banken bei der Bereitstellung von günstigen Krediten.
Weniger Büros, etwas weniger Hotels, aber immer noch Einkaufs- und vor allem Wohnimmobilien forcieren die nationale und internationale Begierde auf deutsches Betongold. Der Wohnungsmarkt zeichnet ein Transaktionsvolumen von 12 Milliarden Euro aus und hat immer noch einen Nachfrageüberhang. Das bezieht sich zunehmend auch auf zweitrangige Standorte wie etwa Essen oder Dresden. Ebenso besteht eine große Nachfrage nach Logistikflächen, wobei der E-Kommerz als Treibmittel agiert. Der Planungs- und Bauprozess wird immer mehr zu einem Getriebenen elektronisch erzeugter Bedürfnisse, die unsere Volkswirtschaften zunehmend schneller (und kurzfristiger) zu befriedigen trachten. Um all diesen Ansprüchen und Erwartungen gerecht zu werden, strich die Messe München folgerichtig das Wörtchen „Gewerbe“ aus dem Titel der Expo Real. Sie wird nun als „Internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen“ beworben.
An den drei Messetagen (7. bis 9. Oktober) belagerten rund 36.000 Besucher in sechs Hallen die Stände der 1.663 Ausstellerfirmen, 24 Prozent davon aus dem Ausland. Allen voran Russland mit achtzig Delegationen: Im Vorfeld der olympischen Winterspiele in Sotchi ist das Land besonders Kapital- und Investitionshungrig. Inmitten des bunten Treibens stachen in Halle A2 drei unmittelbar benachbarte Stände heraus: das aus hölzernen Palettenstapeln gebaute Diskussionsforum der Bundesarchitektenkammer, der weiße DGNB Stand und erstmalig die „Galerie“ des Deutschen Architekturmuseums (DAM) mit der Ausstellung „Netzwerk Wohnen – Architektur für Generationen“. Sozusagen Architektur pur, und es war eine Wohltat, für einen kurzen Augenblick Projekte zu sehen, die nicht ausgestellt wurden, weil sie entweder zum Verkauf stehen oder einen sonstigen finanziellen Mehrwert versprechen. „Intelligente Urbanisierung“ war der Kommentar der Expo Real Messezeitung zum Vorstoß des DAM.
Bei allem Überschwang auf der Messe gab es aber auch warnende Stimmen. Der aggressive Wohnungsmarkt in den Metropolregionen wie München oder Frankfurt am Main führt indirekt bei Firmen zu Problemen, da ihre Mitarbeiter keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden. Der Vorstand einer großen Immobilienfirma gestand bei einer Diskussion am Messestand von München gar: „Mir fehlt der Drive, Dinge neu zu denken!“ Da heißt es Obacht geben, denn aus einer solchen Position geht es meist nur noch steil nach unten. Zwar hatte die Expo Real in diesem Jahr mehr Besucher als die MIPIM 2013 in Cannes, aber sie muss sich auf eine neue Konkurrenz einstellen. Im kommenden Jahr wird es erstmals eine „MIPIM UK“-Immobilienmesse in London geben - und die findet eine Woche nach der Expo Real 2014 statt.
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