Bauwelt

Oscar Niemeyer (1907–2012)

Architekt Oscar Niemeyer, der am 5. Dezember 2012 in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro verstarb, hat mit 600 realisierten Gebäuden ein außergewöhnlich großes Werk hinterlassen. 1992 hat der damalige Chefredakteur der Bauwelt, Peter Rumpf, den 84-jährigen Oscar Niemeyer in seinem Atelier an der Copacabana besucht und mit ihm über sein Lebenswerk gesprochen. Der Architekt selbst hat bereits 1958 unter dem Titel „Bekenntnis des Architekten Oscar Niemeyer“ für die Bauwelt geschrieben. Die „Niemeyerschen Gabelstützen“, die seinen Wohnungsbau von 1957  im Berliner Hansaviertel tragen, wurden ausgiebig in der Bauwelt diskutiert. Von São Paulo über Brasilia bis Berlin – ein Dossier aus dem Bauwelt-Archiv mit einigen Stationen des Brasilianers.

Oscar Niemeyer wurde 1907 in Rio de Janeiro als Oscar de Almeida Soares geboren. Der brasilianische Architekt war maßgeblich für die Entwicklung der Architektur der Moderne und die Planung an der Hauptstadt seines Landes Brasilien, Brasilia, beteiligt. Die Gebäude des Architekten sind geprägt von einfachen Formen, ausdrucksstarken Kurven und der Verwendung von Stahlbeton. 1988 erhält Niemeyer den Pritzker-Preis. Wie sein Zeitgenosse, der Architekt Le Corbusier, wurde er zu einer Schlüsselfiguren des Bauens im 20. Jahrhundert. Rückblickend formulierte Oscar Niemeyer im Jahr 1996 die Inspiration für seine Architektur: „Der rechte Winkel zieht mich nicht an und auch nicht die gerade, harte inflexible Linie, die der Mensch geschaffen hat. Was mich anzieht, ist die freie und sinnliche Kurve, die ich in den Bergen meines Landes finde, im mäandernden Lauf seiner Flüsse, in den Wolken des Himmels, im Leib der geliebten Frau. Das ganze Universum ist aus Kurven gemacht. Das gekrümmte Universum Einsteins.“

Bauwelt-Chefredakteur Peter Rumpf beschreibt die Architektur von Oscar Niemeyer wie folgt: "Sein Lebenswerk, das Ende der 30er Jahre begann, von 1940–57 mit Le Corbusier zeit- und werkweise parallel lief, das unter dem Bürgermeister von Belo Horizonte, dem Gouverneur von Minas Gerais und schließlich dem Präsidenten des Landes, Juscelino Kubitschek, seinen Höhenpunkt erreichte, dann während der Militärjunta seine Spuren im Ausland, vor allem in Frankreich, Israel, Portugal und Algerien hinterließ und sich in den letzten Jahren zunehmend in Formalismen und monomanischen Gestern wiederholt, dieses Lebenswerk spricht dennoch von einer eindringlichen Geschlossenheit. Es zeigt – wie vielleicht nur das von Le Corbusier – von Beginn an eine unverwechselbare Handschrift; es hat die Grenzen der Statik und der Pathetik gesprengt, hat Träume wahrgemacht und Maßstäbe gesetzt."

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12 Ergebnisse


Betrifft Aus Bauwelt 3.2013

Oscar Niemeyer

Die Nachricht vom Tod Oscar Niemeyers lässt wohl jeden Architekten an seine Studienzeit denken. Peter Rumpf hatte 1992 die Ehre, von Niemeyer an der Staffelei im Atelier an der Copacabana empfangen zu werden. Später kam die Ernüchterung – er erfuhr, dass der Meister sich für jeden vorgelassenen mehr

08.01.2012

Die Nachricht vom Tod Oscar Niemeyers lässt wohl jeden Architekten an seine Studienzeit denken. Peter Rumpf hatte 1992 die Ehre, von Niemeyer an der Staffelei im Atelier an der Copacabana empfangen zu werden. Später kam die Ernüchterung – er erfuhr, dass der Meister sich für jeden vorgelassenen mehr

Rubriken Aus Bauwelt 27.2013

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