Bauwelt

Modersohn & Freiesleben

Wirklichkeit/Reality

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Modersohn & Freiesleben

Wirklichkeit/Reality

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Es ist ein paar Jahre her, dass das Berliner Architektenduo Modersohn & Freiesleben ein Buch zu seiner Arbeit vorgelegt hat („Das Leben der Dinge“, Bauwelt 4.2011). Damals konnten Antje Freiesleben und Johannes Modersohn noch als junge Architekten durchgehen, inzwischen führen sie ein etabliertes Büro mittlerer Größe, das vor allem Wohnhäuser plant: größere, wie zuletzt in Berlin-Schmargendorf (Bauwelt 17.2020), mittlere, wie das Stadthaus in der Berliner Choriner Straße (Bauwelt 6.2009), aber noch immer auch kleinere und ganz kleine, wie die Häuser in der Ruppiner Schweiz, am Anfang ihrer Selbständigkeit (Bauwelt 41.2001). Sie alle sind im neuen Band „Wirklichkeit/Reality“ dokumentiert und beschrieben, zum Teil von ihnen selbst, zum Teil vom Architekten Tobias Zepter, der schon das erste Buch verfasst hat. Hinzu kommen Interpretationen ihrer Arbeit von Oda Pälmke und Hans van der Hejden, der die beiden in einem „alternativen Kanon“ der gegenwärtigen Stadt­architektur verortet, in dem es nicht mehr, wie noch in der Vorgängergeneration etwa bei Hans Kollhoff, um Schinkel, Tektonik und Formendrang gehe, sondern um Akzeptanz, Maßarbeit und die Bedingungen der Bauindustrie der Gegenwart, mit all ihren Mängeln. Im einleitenden Spaziergang durch Rom und Olevano Romano, wo Antje Freiesleben 2007 als Stipendiatin in der Casa Baldi weilte, bringt Zepter das so auf den Punkt: „Die vormoderne Umwelt ‚um 1800‘ ist harmonischer als die Welt nach Aufklärung und Industrialisierung, und wer Bach hört, kann das hören. Aber wir Zeitgenossen haben mehr Möglichkeiten. Und dabei können wir, wie Josef Frank sagt, ‚alles verwenden was man verwenden kann‘, und das macht Spaß und kann da­neben gehen.“ Wie selten das Ausschöpfen dieser Möglichkeiten dem Paar daneben geht, zeigt die lange Bildstrecke, die das Buch eröffnet: Schnappschüsse der Häuser in Benutzung, entstanden nicht für Beiträge in Fachzeitschriften, sondern offenbar um sich zu vergewissern, dass ihre Planungen, realisiert, der Wirklichkeit standhalten.
Fakten

Verlag Park Books, Zürich 2020
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aus Bauwelt 24.2022
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