Bauwelt

Architekturführer Bremen/Bremerhaven

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

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Architekturführer Bremen/Bremerhaven

Text: Brosowsky, Bettina Maria, Braunschweig

Neben so exotischen Destinationen wie dem Mond oder Pjöngjang haben DOM Publishers auch dem kleinsten deutschen Bundesland und seinen zwei Städten Bremen und Bremerhaven einen Architekturführer gewidmet. Herausgegeben und im Wesentlichen vom Bremer Zentrum für Baukultur b.zb verantwortet, werden Geschichte, historische und moderne Architekturen zweier Städte vorgestellt, die sich in ihrer Existenz unmittelbar bedingen, jedoch unterschiedlicher kaum sein könnten. In acht Karten werden rund 250 Bauten, Ensembles und Grünanlagen für die Stadt Bremen und 50 für Bremerhaven verortet, externe Autoren aus Politik und Bauverwaltung steuern Beiträge zur aktuellen Stadtentwicklung bei. Ein baukulturelles Spezifikum wie das Bremer Haus, die dominante Wohnform bis weit ins 20. Jahrhundert, oder eine Architektenpersönlichkeit wie der aus Bremen gebürtige, in Bremerhaven aufgewachsene Hans Scharoun werden eigens gewürdigt: In toto ergeben gut 360 Seiten ein profundes Nachschlagewerk, weit über einen Exkursionsbegleiter hinaus.
Weder der großmaßstäbliche Hafenausbau an der regulierten Weser noch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert konnten Bremens bürgerlichem, traditionsverhafteten Charakter etwas anhaben. Dieses, positiv gesehen, Beharrungsvermögen zeigt in der aktuellen Architekturentwicklung aber auch Nachteile: Jenseits des schematischen Rastercharmes von Ungers bis Dudler (Bauwelt 7.2015) oder dem motivisch überfrachteten Revival eines Klinkerexpressionismus der Landesbank durch Caruso St. John (Bauwelt 5.2017) scheint die zeitgenössische Architektur in Bremen einen schweren Stand zu haben. Selbst das große, innenstadtnahe Konversionsvorhaben der Überseestadt, ein 300 Hektar-Areal am aufgelassenen Europahafen, ermutigte nicht zum Experiment, sondern läuft mit austauschbaren Banalitäten für Gewerbe, Dienstleistung und Wohnen voll.
Bremerhaven, dieser bremische Außenposten an der Wesermündung, ist eine der wenigen Stadtgründungen des 19. Jahrhunderts. Sein 1827 angelegter Hafen wurde Drehscheibe des transatlantischen Handels, wichtiger Auswandererhafen und profitierte vom Aufstieg des Norddeutschen Lloyd zur weltgrößten Reederei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im hannoversch-preußischen Umland schossen planerisch unkoordiniert weitere Häfen und Siedlungen aus dem Boden, ein Umstand, der den in den 1930er Jahren zwangsvereinten Kommunen ein heterogenes Ortsbild beschert. Und der Strukturwandel schlug seit den 1960er Jahren hart zu, Bremerhaven gilt aktuell als eine der ärmsten Städte Deutschlands. Dem Niedergang traditioneller Hafen-, Fischerei- und Werftwirtschaft wird durch Container- und Fahrzeugumschlagterminals weserabwärts begegnet sowie der Ansiedlung von Forschungs-, Kultur- und Tourismuseinrichtungen in den alten Häfen der Innenstadt. Sie beschenkte die Stadt mit einer Vielzahl bemerkenswerter Neubauten in maritimer Disposition: das Auswandererhaus, das Institut für Fischereiökologie oder der nach wie vor maßstabsetzende Bauteil Steidle des Alfred-Wegener-Instituts für Polarforschung.
Fakten
Autor / Herausgeber Eberhard Syring (Hrsg.)
Verlag DOM Publishers, Berlin 2019
Zum Verlag
aus Bauwelt 11.2022
Artikel als pdf

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