Bauwelt

Ein Jahr später

Jan Friedrich bittet bei allen Nicht-Berlinern um Verständnis dafür, dass es diese Woche an dieser Stelle ein Berliner Thema sein muss

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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Ein Jahr später

Jan Friedrich bittet bei allen Nicht-Berlinern um Verständnis dafür, dass es diese Woche an dieser Stelle ein Berliner Thema sein muss

Text: Friedrich, Jan, Berlin

Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr vergangen, seit Andreas Geisel (SPD) als eben frisch ins Amt berufener Berliner Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen bekanntgab: Petra Kahlfeldt wird neue Senatsbaudirektorin. Empörung bei allen, die in dieser Personalie so gar keine Entscheidung zugunsten einer zukunftszugewandten Planungskultur sehen konnten. Wir erinnern uns: Es gab offene Briefe. Es gab Protest in den Feuilletons. Es gab Zustimmung in anderen Feuilletons. Im Interview, das die Bauwelt im Februar mit Petra Kahlfeldt führte (Bauwelt 5), versuchten wir herauszufinden, welche Schwerpunkte sie in den kommenden fünf Jahren zu setzen gedenke, welche Projekte ihr besonders drängend seien. Wir sprachen über eine Berliner IBA (am besten zusammen mit dem Nachbarn Brandenburg), über die Wiedererweckung des ICC, über Verdichtung, über die Frage, wie man Mischung auch in den Quartieren am Rande Berlins erreichen könne. Und natürlich sprachen wir über die Europäische Stadt. „Das Bekenntnis zur Europäischen Stadt ist die Ebene, auf der man sich in Berlin immer getroffen hat“, sagte Kahlfeldt. Und das wollte man irgendwie auch als Ausdruck einer Möglichkeit verstehen, dass es den gegnerischen Lagern in der Architektenschaft doch gelingen könne, gemeinsam an der Zukunft der Stadt zu arbeiten.
Natürlich können sich im Leitbild der Europäischen Stadt viele wiederfinden. Der Begriff ist eben herrlich unpräzise. So offenbarte sich im Laufe des Jahres, was im Grunde schon jeder wusste: Es gibt auf der einen Seite diejenigen, die unter Europäischer Stadt die Verwirklichung grundsätzlicher Prinzipien einer sozialen, funktionalen und atmosphärischen Mischung verstehen – auf der anderen Seite jene, die damit eher gestalterische Aspekte von Stadt bezeichnen, mitunter auch solche der traditionelleren Art. Und beide Auffassungen trennt ein unüberwindbarer Abgrund. Längst diskutiert in Berlin niemand mehr über das Thema für eine IBA oder über die erbarmungswürdige Qualität des öffentlichen wie privaten Wohnungsbaus, sondern man streitet erbittert über die Zukunft von Molkenmarkt und Bauakademie. Diese paar Quadratmeter historische Innenstadt stehen zwar kaum auf Platz 1 der Liste mit den drängendsten Problemen Berlins, doch sie geben das am besten gepflügte Schlachtfeld ab.

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