Bauwelt

Bremer Schrankendiskurs

Josepha Landes empfiehlt „Im Juli“ zu schauen: Fatih Akin führt als rumänischer Grenzbeamter den Schlagbaum ad absurdum.

Text: Landes, Josepha, Berlin

Bremer Schrankendiskurs

Josepha Landes empfiehlt „Im Juli“ zu schauen: Fatih Akin führt als rumänischer Grenzbeamter den Schlagbaum ad absurdum.

Text: Landes, Josepha, Berlin

Jüngst war ich zu Gast auf dem Alten Güterbahnhofsgelände in Bremen. Gefasst von der Fernverkehrsschiene zur einen und der Regiobahn zur anderen Seite, liegt das Areal als Insel gleich neben dem Hauptbahnhof. Das ehemalige Verwaltungsgebäude sieht von außen nach „weiße Kiste“ aus, offenbart im Inneren jedoch zahlreiche Details aus der Nachkriegszeit, die mich zum Schwärmen brachten – vielleicht auch wegen der Art, wie sie gealtert sind: ruppig. Heute ist das Haus voller Ateliers, und ein paar der ansässigen Künstler und Künstlerinnen betreiben eine Galerie. Auch in den langen Lokschuppen und Werkstatthallen sind Handwerk und Künste eingenistet. Auf dem Pflaster der Zwischenräume mausert sich in Pflanzkübeln Zier- und Nutzflora, Unkraut sprießt in den Fugen. All das verdanke man dieser Schranke, heißt es.
Die Rede ist von der schlechten Zuwegung aufs Gelände, denn wenn der Regio kommt, und dann bestenfalls noch der in Gegenrichtung folgt, bleiben Zufahrt und Zutritt schon mal für fünf, zehn oder angeblich bisweilen auch fünfzehn Minuten verwehrt. Das hatte im Übrigen auch Auswirkungen aufs jüngst ertüchtigte Brandschutz-System der Gemengelage: Man darf in den Innenräumen nun nicht mehr rauchen, klagen die eine und der andere. Die dann aber doch auch zustimmen: Die Schranke ist ein Segen. Längst schon wären sonst die Entwickler angerückt, mit ihren grauen Anzügen und den schwarzen Koffern – ganz wie bei Momo.
Schranken haben also ihr Gutes, sie können schützen – dafür wurden sie eigentlich erfunden. Schranken sind Pforten. Sie sind grundsätz­lich sogar durchlässigere Elemente als Türen, versperren nicht einmal den Blick – ja, wer das Risiko eingehen möchte, kann sogar drüberklettern. Ich finde, der derzeit sehr oft zu hörende Begriff „Zollschranke“ ist ein bisschen gemein. Er gesteht den grauen Herren die ganze Macht über dieses flink-auf-flink-abe Ding zu. Zollschranke übertönt Pommes Ketchup/Mayo um Dezibel! Ich würde mir daher wünschen, ihn zu variieren, zumindest „Zollschlagbaum“ sollte drin sein – damit wäre immerhin die mitschwingende Angriffslust erfasst.

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