Bauwelt

Lernort Laagberg

Am Wolfsburger Stadtrand kamen 2017 beim Bau eines Einkaufszen­trums die Überreste eines ehemaligen Konzentrationslagers zum Vorschein. Im September wurde der Wettbewerb für den Bau eines Gedenk- und Lernorts entschieden, der auch die unterschiedlichen Formen von Erinnerung thematisieren soll, die sich hier im Lauf von sechs Jahrzehnten überlagert haben.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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    1. Preis Hoskins Architects mit guba + sgard und Ralph Appelbaum markieren die Lagergrenze mit einem Seminar- und Ausstellungsort und einem aufgeständerten Holzweg. Abb.: Architekten

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    1. Preis Hoskins Architects mit guba + sgard und Ralph Appelbaum markieren die Lagergrenze mit einem Seminar- und Ausstellungsort und einem aufgeständerten Holzweg.

    Abb.: Architekten

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    „Die Arbeit zeigt ihre große Stärke in der Grundkonzeption der freien Zugänglichkeit der Ausstellung im Außenraum“, urteilte die Jury.
    Abb.: Architekten

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    „Die Arbeit zeigt ihre große Stärke in der Grundkonzeption der freien Zugänglichkeit der Ausstellung im Außenraum“, urteilte die Jury.

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    In den 80er Jahren begann man vielerorts in der BRD, die Geschichte des NS-Regimes an konkreten Orten aufzuarbeiten. In Laagberg wurde damals eine Stele aufgestellt, die an das dortige Lager erinnert. Hinter der Tankstelle auf der an­deren Straßenseite soll der Gedenkort entstehen.
    Foto: ub

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    In den 80er Jahren begann man vielerorts in der BRD, die Geschichte des NS-Regimes an konkreten Orten aufzuarbeiten. In Laagberg wurde damals eine Stele aufgestellt, die an das dortige Lager erinnert. Hinter der Tankstelle auf der an­deren Straßenseite soll der Gedenkort entstehen.

    Foto: ub

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    Dank des verbindenden Holzstegs vermeiden die Planer, dass sich ihre In­terventionen kleinteilig im Gelände verlieren
    Abb.: Architekten

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    Dank des verbindenden Holzstegs vermeiden die Planer, dass sich ihre In­terventionen kleinteilig im Gelände verlieren

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Lernort Laagberg

Am Wolfsburger Stadtrand kamen 2017 beim Bau eines Einkaufszen­trums die Überreste eines ehemaligen Konzentrationslagers zum Vorschein. Im September wurde der Wettbewerb für den Bau eines Gedenk- und Lernorts entschieden, der auch die unterschiedlichen Formen von Erinnerung thematisieren soll, die sich hier im Lauf von sechs Jahrzehnten überlagert haben.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Wolfsburg-Laagberg, Breslauer Straße/Ecke Schlesierweg – ein besonderer Ort? Auf der Breslauer Straße rauscht der Durchgangsverkehr, östlich der Straße warten ein Lidl-Markt und eine Tankstelle auf Kundschaft, westlich überblicken ein paar anspruchslose Wohnhochhäuser aus den späten 60ern die Szenerie, dahinter verlieren sich etwas ältere, aber ebenso anspruchslose Satteldachzeilen im Raum. Selbst das neue Quartierszentrum, das unlängst an der Breslauer Straße entstanden ist, zeigt sich auf geradezu provokante Art und Weise abweisend. „Besonders“ wirkt Laagberg hier allenfalls insofern, als die Ambition, die andere Wolfsburger Siedlungen der Nachkriegsmoderne kennzeichnet, in diesem Konglomerat des Alltags nicht auszumachen ist: Die Eindrücke verschwimmen, überlagern sich mit ähnlich schon anderswo Gesehenem zu einem deutschen Ungefähren. Was unter der Erde lauert und im Dämmerlicht der Erinnerung, kann ein Besucher nicht ahnen. Der Ort braucht Erklärung.
Wolfsburg-Laagberg, Breslauer Straße/Ecke Schlesierweg – diese Adresse liegt über ei­nem Außenlager des KZ Neuengamme, in dem 1944/45 rund 750 Menschen inhaftiert waren. Ihre Aufgabe war es, ein Zwangsarbeiterlager zu errichten mit Platz für rund 6000 Menschen, die dort Fi 103-Raketen, besser bekannt als V1, zusammenbauen sollten. Da die vier langgestreckten, in Nord-Süd-Richtung gereihten Baracken des KZ Teil des Zwangsarbeiterlagers werden sollten, waren sie einen Hauch dauerhafter, hausartiger gebaut als für ein KZ üblich, nämlich aus Stein. Das führte dazu, dass sie nach Kriegsende zunächst weitergenutzt wurden, vor allem zur Unterbringung von Ostvertriebenen. Erst in den 60er Jahren, als die neue Siedlung bereits im Entstehen war, wurden sie abgerissen, zugunsten der diagonal übers Gelände geführten Straße, einer Tankstelle, der Hochhäuser und einer Bungalow-Bebauung, die den Wohnidealen jener Zeit entsprach. Die Vorgeschichte konnte das nicht völlig beiseite wischen. In den 80er Jahren, als die Bereitschaft wuchs, sich den Verbrechen der NS-Zeit zu stellen, wurde an der Breslauer Straße eine Stele zum Gedenken an das KZ aufgestellt. Doch erst 2017, mit dem Abriss der Bungalows und dem Baubeginn des neuen Quartierszentrums, kam die Vorgeschichte auch physisch zurück ans Tageslicht: und zwar in Gestalt der Fundamente der südlichsten Baracke. Damit nahm eine Diskussion über den Umgang mit diesem Ort ihren Anfang, die nun zu einem Plan geführt hat: Im September wurde der Realisierungswettbewerb für den Bau eines Gedenk- und Lernorts am Nordrand des KZ-Geländes entschieden.
Wolfsburg-Laagberg, Breslauer Straße/Ecke Schlesierweg – diese Adresse ist per se schon ein Ort der Erinnerung, doch trägt sie die Erinnerung der Ostvertriebenen, die hier in den 50er und 60er Jahren ein neues Zuhause fanden. Gegenüber der Siedlung, zwischen Lidl-Markt und Tankstelle, wird künftig ein Ort sein, um die Erinnerung an das Davor wach zu halten. Erster Preisträger im Wettbewerb ist ein Team aus den drei Berliner Büros Hoskins Architects, guba + sgard Landschaftsarchitekten und den Ausstellungsgestaltern Ralph Appelbaum Associates.
In ihrem Entwurf rücken sie eine hinter einer begrenzenden Ziegelmauer frei zugängliche Ausstellung an die Nordgrenze des Lagers, ergänzt um einen ebenfalls aus Ziegeln gemauerten Quader für Seminarräume, in dessen Fassade sich die einst hier vorhandene Baracke abzeichnet. Entlang des ursprünglichen Waldrands, der um ein paar Meter im Inneren des heutigen Baumbestands liegt, soll ein aufgeständerter Holzsteg der östlichen Lagerkante folgen und die Ausdehnung des Lagers nach Süden deutlich machen. Mehrere Stationen werden die vormals vorhandenen Elemente des Lagers markieren und erklären: die Wachtürme, die Ba­racken, den Lagereingang, aber auch die Gedenkstele aus den 80er Jahren. Anders als in der Siedlung wird der Besucher hier die nötige Ruhe finden, um sich in die Geschichte zu vertiefen.
Interdisziplinärer Realisierungswettbewerb
1. Preis (22.000 Euro) Hoskins Architects mit guba + sgard Landschaftsarchitekten und Ralph Appelbaum Associa­tes, alle Berlin
2.Preis (14.000 Euro) Kusus + Kusus Architekten mit Albert Armbruster Landschaftsarchitektur (beide Berlin) und Wangler & Abele, München
3.Preis (8000 Euro) ACME, Berlin, mit Kieran Fraser Land­scape Design, Wien, und Atelier Schubert, Stuttgart
Anerkennung (4000 Euro) Und Mang Architektur mit BEM Burkhardt Engelmayer Mendel und Sehen + Verstehen – Peter Götz (alle München)
Anerkennung (4000 Euro) TRU Architekten mit capattistaubach urbane landschaften und chezweitz (alle Berlin)
Jury
Donatella Fioretti, Kai-Uwe Hirschheide, Johannes Kuehn, Hilde Léon (Vorsitz), Martina Levin, Dagmar von Wilcken
Ausloberin
Stadt Wolfsburg

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