Bauwelt

Erwartungsland Hafenbecken

Im Dortmunder Hafen soll ein Kreativquartier entstehen. Gerber Architekten und COBE Kopenhagen gewannen die Verfahren.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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    1. Preis COBE Kopenhagen ordnen nördlich des Siloturms maßstäblich zurückhaltende Neubauten an.
    Abb.: Architekten

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    1. Preis COBE Kopenhagen ordnen nördlich des Siloturms maßstäblich zurückhaltende Neubauten an.

    Abb.: Architekten

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    Der Clou ihres Entwurfs aber ist die Absicht, die große Werkshalle im Osten zu erhalten und mit neuen Nutzungen zu füllen.
    Abb.: Architekten

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    Der Clou ihres Entwurfs aber ist die Absicht, die große Werkshalle im Osten zu erhalten und mit neuen Nutzungen zu füllen.

    Abb.: Architekten

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    Speicherstraße Süd hieß das Bieterverfahren für die Umnutzung der Speicher mit den Hausnummern 10–20, bei dem Gerber Architekten zum Zuge kommen.
    Abb.: Gerber Architekten

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    Speicherstraße Süd hieß das Bieterverfahren für die Umnutzung der Speicher mit den Hausnummern 10–20, bei dem Gerber Architekten zum Zuge kommen.

    Abb.: Gerber Architekten

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    Die Blockbebauung in der direkten Nachbarschaft (im Schaubild oben zu erkennen) legt es nahe, dass die Urbanisierung des Stadthafens von hier ihren Ausgang nimmt.
    Abb.: Gerber Architekten

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    Die Blockbebauung in der direkten Nachbarschaft (im Schaubild oben zu erkennen) legt es nahe, dass die Urbanisierung des Stadthafens von hier ihren Ausgang nimmt.

    Abb.: Gerber Architekten

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    Arnold-, Ecke Bülowstraße mit Blick in die nördliche Speicherstraße. Anstelle des Verwaltungsgebäudes aus den 60er Jahren mit dem markanten Uhrturm platzieren COBE ein Parkhaus.
    Foto: Ulrich Brinkmann

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    Arnold-, Ecke Bülowstraße mit Blick in die nördliche Speicherstraße. Anstelle des Verwaltungsgebäudes aus den 60er Jahren mit dem markanten Uhrturm platzieren COBE ein Parkhaus.

    Foto: Ulrich Brinkmann

Erwartungsland Hafenbecken

Im Dortmunder Hafen soll ein Kreativquartier entstehen. Gerber Architekten und COBE Kopenhagen gewannen die Verfahren.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Nun also auch Dortmund. Nachdem sich Hamburg und Bremen oder, in diesem Fall naheliegender, Düsseldorf und Köln, ja sogar Münster schon vor Jahrzehnten aufgemacht haben, Hafenflächen für die Stadtentwicklung zu aktivieren, ist dieser Ansatz jetzt im östlichen Ruhrgebiet angekommen. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich nicht auch am Hellweg der Potenziale solcher Areale schon früher bewusst gewesen wäre, allein es fehlte bislang an Entwicklungsdruck, um irgendetwas davon Wirklichkeit werden zu lassen, was sich Generationen von Architekturstudenten der Dortmunder Universität seit den achtziger Jahren für diesen Ort ausgemalt hatten. Noch in den 1990er Jahren war selbst das östliche der fünf vom Kaiser persönlich eingeweihten Bassins, der direkt an die gründerzeitliche Mietskasernenbebauung der Nordstadt grenzende und damit für urbane Nutzungen prädestinierte Stadthafen, noch ein Ort traditioneller Arbeit; allenfalls eine kleine Gruppe besagter Architekturstudenten hatte, als Vorbote einer möglichen Neuorientierung, in einem alten Lagergebäude Zeichensäle eingerichtet.
Ein Vierteljahrhundert Jahre später wird nun der Schritt in Richtung neue Arbeits- und Freizeitwelt gewagt, und zwar in den historischen Speicherbauten in der – nomen est omen – südlichen Speicherstraße. Die Bauten dort stehen unmittelbar am Wasser, was für die Atmosphäre nach einer Umnutzung von großer Bedeutung ist, und sie sind mit ihrer architektonischen Melange aus schwelgerischem Historismus und nüchternem Wiederaufbau prädestiniert als Verbindungsglied zwischen dem Hafen, wie er auch weiterhin Bestand hat, und den sich hier künf­­-tig ansiedelnden Nutzungen am Saum zur Stadt. Für das Gebäude Speicherstraße 2, das, nahe dem U-Bahnhof „Hafen“ gelegen, den optimal erschlossenen Auftakt in das Gelände bildet, wurde bereits ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt. Ende 2019 nun wurde auch das Verfahren für die anschließende Bebauung mit den Hausnummern 10-16 und 18-20 abgeschlossen: das künftige „Hafenforum“. Den Zuschlag erhielt die Landmarken AG als Investor und Betreiber zusammen mit dem Dortmunder Architekturbüro Gerber als Planer. „Das Hafenforum schlägt die Brücke von zukunftsorientiertem, etabliertem Mittelstand zu den Digital Natives und modernen Foundern unserer Zeit […] Es ist hip, cool, dynamisch und frech, aber auch ein Meltingpot von Avantgarde, Zeitgeist und aufgewecktem Establishment. Etablierte Unternehmen finden hier genauso eine neue Heimat wie junge Start-ups“, gibt Norbert Hermanns, Vorstand der Landmarken AG, die Entwicklung vor. Gerber sehen den Abbruch des Silos im Nordosten vor zugunsten eines großflächig verglasten Neubaus. Die anschließenden Speicher bleiben erhalten; eine querende Passage schafft eine Verbindung von Hafenpromenade und Stadt, darüber soll ein bis zum First reichender Veranstaltungsraum entstehen. In den Erdgeschossen ist Platz für Gastronomie.

Eine Werkshalle als urbaner Filter

Während es sich bei dem Projekt „Speicherstraße Süd“ im Grunde um eine überschaubare Umnutzung handelt, standen die Teilnehmer des nun entschiedenen Wettbewerbs „Speicherstraße Nord“ vor einer deutlich komplexeren Auf­gabe: Dort ging es neben dem Umgang mit erhaltenswertem Bestand auch darum, zur Disposi­tion stehende Bebauung zu bewerten und eventuell einzubeziehen in die Baustruktur, die es für die bislang brach liegenden Flächen zu entwickeln galt. Vor allem die Werksbrache eines Stahlverarbeiters im Osten des Gebiets musste im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, da sich hier die Frage nach der künftigen Vernetzung des Quartiers mit der Stadt entscheidet: Reicht der Zugang von Süden und Norden, oder kann sich das künftige Gebiet auch in Ost-West-Richtung mit der Umgebung vernetzen? Die dem Werksgelände auf der Ostseite benachbarte Kleingartenanlage stellt bei dieser Frage maßstäblich wie soziostrukturell eine gewisse Herausforderung dar für die Entwicklung.
COBE Architects, im Umgang mit Hafenarealen geübt, konnten den 1. Preis gewinnen, und da für keine der anderen 13 eingereichten Arbeiten ein 2. Preis vergeben wurde, sondern erst wieder zwei dritte Preise, lässt die Entscheidung der Jury unter Vorsitz von Kunibert Wachten auch nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Das ist erfreulich, zeichnet sich der Vorschlag der Kopenhagener doch durch einen Ansatz aus, der zugleich respektvoll erscheint und aufbruchsfreudig: Nicht nur vermeiden sie eine zu massive Bebauung am Hafenbecken, die sich trotz der Lagegunst vermutlich nur schwierig füllen lassen dürfte und das „Hinterland“ vom Hafen absperrte, sie bieten auch eine Struktur an, die sich in Abschnitten umsetzen lässt und typologisch unterschiedlichen Nutzungen Raum bietet, von öffentlichen Einrichtungen bis zu privaten Dienstleistungen. Sogar das spätmoderne Verwaltungsgebäude mit seinem hoch aufragenden Uhrturm an der Ecke Bülowstraße könnte darin seinen Platz behaupten, an dessen Stelle im Entwurf ein Parkhaus vorgesehen ist – der einzige Fehlgriff der Planung. Denn deren stärkstes Element zeigt einen ebenso pragmatischen wie visionären Umgang mit dem Bestand: COBE wollen die Werkshalle an der östlichen Grundstücksgrenze zumindest partiell erhalten als großes Dach für vielfältige, kleinteilige Nutzungen, denen der Maßstabssprung hinab auf die Ebene der Laubenpieper gelingen könnte: Komma übern Zaun, wir ham noch Würstchen aufm Grill! „Diese Entwurfsidee ermöglicht eine spannungsvolle Querung von West nach Ost (und umgekehrt), eine Aufgabe, die angesichts des Zuschnitts des Planungsgebiets alles andere als trivial ist. Dieses Entwurfselement macht die besondere Qualität des Entwurfs aus und wird das gesamte Quartier prägen. Es sollte daher unbedingt auch umgesetzt werden“, so die Jury.
COBE zeigen damit einen Weg auf, wie sich aus den Ruinen des Industriezeitalters Funken schlagen lassen für eine neue Entwicklung, die nicht vom Himmel fällt, sondern in der Stadtgeschichte wurzelt. Das, was war, erscheint hier nicht als kontaminierter Abraum, sondern als fruchtbarer Humus. Für Dortmund eine radikale Blickwendung: Man denke nur an bislang in vergleichbaren Situationen praktizierte Ansätze, etwa jenen, eine Stahlwerksbrache – hex, hex – in eine Marina zu verwandeln. Ironie der Geschichte, dass sich jene absurde Szenerie heute in den Hügeln von Hörde bestaunen lässt statt im Dortmunder Hafen, wo sie Glaubwürdigkeit hätte entfalten können. Doch wer weiß, was sich in dem typologisch offenen Angebot der Planer aus dem fernen Kopenhagen im Laufe der Jahre so alles einnistet – und in dessen Nachbarschaft. Über das Hafenbecken spannt sich im Entwurf eine Brücke, die vielleicht dazu beiträgt, dass auf lange Sicht der Funken der Erneuerung über die Wasserfläche springt. 2025 soll die neue Speicherstraße fertig sein.
Nichtoffener einphasiger städtebaulicher Wettbewerb nach RPW 2013
1. Preis (29.000 Euro) COBE/COBE Landschaft, Kopenhagen
3. Preis (11.000 Euro) bueroKleinekort, Düsseldorf, mit Polinna+Hauck Landscape, Berlin
3. Preis (11.000 Euro) Winking · Froh Architekten GmbH, Berlin
Anerkennung (7000 Euro) Gerber Architekten/Gerber Landschaftsarchitekten GmbH, Dortmund, mit Citybota­nicals GmbH, Dortmund
Anerkennung (7000 Euro) kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft von architekten mbh, Berlin
Anerkennung (7000 Euro) Machleidt GmbH, Berlin, mit sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH,
Berlin
Jury Christina Simon-Philipp, Christian Schlüter, Ingrid Spengler, Ingemar Vollenweider, Kunibert Wachten (Vorsitz)
Auslober d-Port Entwicklungsgesellschaft mbH (d-Port21), Dortmund, in Abstimmung mit dem Stadtplanungs- und Bauordnungsamt der Stadt Dortmund und der Wirtschafts­förderung Dortmund
Wettbewerbsbetreuung
pp a|s Pesch Partner Architekten Stadtplaner GmbH, Dortmund
Interessenbekundungsverfahren Speicherstraße 10–20
Zuschlag Landmarken AG mit Gerber Architekten, beide Dortmund

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