Bauwelt

Die Suche eines verlorenen Schatzes...

... oder die Erfindung eines Innovations­beschleunigers? Der Direktor der IBA Heidelberg stellt zum Finale vier Projekte vor.

Text: Braum, Michael, Hannover

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    Der Andere Park ist das prägende Gerüst für die Konversion der Kasernenanlagen in Heidelbergs Südstadt: Orte der militärischen Nutzung werden für die neuen Aufgaben umgedeutet, gleichzeitig gelingt es mit präzise gesetzten Reminiszenzen die Vergangenheit präsent zu halten.
    Abb.: Studie Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich

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    Der Andere Park ist das prägende Gerüst für die Konversion der Kasernenanlagen in Heidelbergs Südstadt: Orte der militärischen Nutzung werden für die neuen Aufgaben umgedeutet, gleichzeitig gelingt es mit präzise gesetzten Reminiszenzen die Vergangenheit präsent zu halten.

    Abb.: Studie Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich

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    So könnte es auf dem Gelände der Kasernen des PHV einmal aussehen. Hier sollen umweltfreundliche Mobilitätskonzepte umgesetzt werden und unterschiedliche Nutzungen radikal gemischt werden.
    Abb.: KCAP Architects & Planners, Zürich

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    So könnte es auf dem Gelände der Kasernen des PHV einmal aussehen. Hier sollen umweltfreundliche Mobilitätskonzepte umgesetzt werden und unterschiedliche Nutzungen radikal gemischt werden.

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    Im Neubau des Collegium Academicum – ein 5000 Quadratmeter großer Holzbau ohne Stahlverbindungen – wird zugunsten derGemeinschaftsflächen der individuelle Wohnraum reduziert, ohne Lebensqualität einzuschränken. Architektur:DGJ Architektur und Pirmin Jung.
    Foto: IBA Heidelberg/Thilo Ross

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    Im Neubau des Collegium Academicum – ein 5000 Quadratmeter großer Holzbau ohne Stahlverbindungen – wird zugunsten derGemeinschaftsflächen der individuelle Wohnraum reduziert, ohne Lebensqualität einzuschränken. Architektur:DGJ Architektur und Pirmin Jung.

    Foto: IBA Heidelberg/Thilo Ross

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    Foto: IBA Heidelberg/Thilo Ross

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    Foto: IBA Heidelberg/Thilo Ross

Die Suche eines verlorenen Schatzes...

... oder die Erfindung eines Innovations­beschleunigers? Der Direktor der IBA Heidelberg stellt zum Finale vier Projekte vor.

Text: Braum, Michael, Hannover

Was braucht die Stadt von morgen? Diese Frage hat sich die IBA Heidelberg aus der Perspektive der Bildungs- und Forschungseinrichtungen gestellt, um das Potenzial des Wissens als Ressource für die Stadtentwicklung und das Zusammenleben fruchtbar zu machen. Klimawandel, Migration sowie Krisen unterschiedlichster Art erfordern ein neues Denken, das in den Städten seinen räumlichen Niederschlag findet, das im Alltag erlebbar macht, wie ein Umgang mit Krisensituationen und Umbrüchen möglich ist. 2012 startete die IBA mit dem Motto „Wissen | schafft | Stadt“ und der Hypothese, dass sich die Stadt im 21. Jahrhundert unter dem zunehmenden Einfluss der Wissensökonomien und der Digitalisierung ähnlich dynamisch verändern werde, wie sie sich mit der Industrialisierung den Zeitläufen angepasst hat.
Einer der tragenden Gedanken der IBA war es, Stadt als ein Gemeinschaftswerk zu sehen, bei dem Wissen als Ressource nur dann genutzt werden kann, wenn es gelingt, Alltagswissen, Expertenwissen zivilgesellschaftlicher Akteure ebenso wie aus der Verwaltung und das Wissen von Spezialistinnen und Spezialisten zu verbinden und zu einem Austausch zu führen. Weder können wir den Umbau unserer Städte digital versessenen Nerds noch „Sektoraloptimierern“ überlassen.
Es gibt Momente, in denen die Zukunft die Richtung ändert. Einen solchen Moment erlebten wir 2020, und wir erleben ihn gerade. Das ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil die Grenzen planerischer Wirkung und deren gesellschaftlicher Akzeptanz sichtbar werden und sich grundlegende Voraussetzungen für vitale Städte dramatisch verändern. Segen, weil wir unerwartet innehalten und die ein oder andere Kurskorrektur einleiten konnten. Das Fenster, in Alternativen zu denken, öffnete sich.
Die Stadt funktioniert wie ein Mobile. Sie wird ihre Lebendigkeit, Gerechtigkeit, Klimafreundlichkeit, Wirtschaftskraft aber auch ihre Identität und Atmosphäre nur dann entfalten können, wenn alle Teile in Balance sind. In Folge der gegenwärtigen Krisen gewinnt die Justierung des Mobiles an ungeahnter Bedeutung. Wir besannen uns seit 2020 wieder auf den Ausgangsauftrag, der zur IBA führte: über Governacestrukturen nachzudenken, die sich weniger in herausragenden Architekturprojekten niederschlagen als in den Veränderungspotenzialen von Findungsprozessen, an denen unterschiedliche, die Stadtentwicklung beeinflussende Akteure beteiligt sind. So wurde der Blick geschärft, um die städtebaulichen Herausforderungen aus Klimanotstand und Migration ernst zu nehmen und entsprechend zu entwerfen. Exemplarisch für die Perspektiven, die die IBA geöffnet hat, seien hier vier Projekte in Kürze vorgestellt.
PHVision Auf dem ehemaligen Patrick-Henry-Village entsteht ein funktional und sozial radikal gemischter Stadtteil, der Maßstäbe für die zukünftige Stadtentwicklung setzt. Aufbauend auf einem experimentellen Szenarien- und Beteiligungsprozess wurden in einem dynamischen Masterplan Festlegungen getroffen, die die Qualität des Stadtteils sichern werden. Und es wurde Freiraum belassen, um nicht planbare oder nicht vorhersehbare Entwicklungen berücksichtigen zu können. Ein Gleichgewicht zwischen ökonomischen, sozialen und ökologischen Interessen kann so gewahrt werden.
Energie- und Zukunftsspeicher Der 55 Meter hohe Wärmespeicher hat das Zeug, eine baukulturell anspruchsvolle Ikone technischer Infrastruktur zu werden. Er macht Energie verfügbar, wenn sie gebraucht wird. Ein außen liegendes Netz nimmt über 10.000 bewegliche Metallplättchen auf, die im Wind flirren. Auf dem Dach befindet sich u.a. eine öffentliche Aussichtsplattform. Die Energiewende braucht ihre eigenen Zeichen und Symbole, die neben der Vermittlung der technischen Funktionsweise auch Erlebnisse bieten und als öffentliche Orte die Bedeutung der Energieproduktion im Alltag verankern.
Der Andere Park Mit der Konversion der ehemaligen Militärflächen in der Heidelberger Südstadt wurde ein Grün- und Freiraum anderer Art entworfen. Ehemalige Macht- und Kontrollstrukturen werden zu Orten der Begegnung. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden als Kontinuum gestalterisch interpretiert. Abbruchmaterialien sind die wesentlichen Gestaltungselemente des Anderen Parks. Die Geschichte des Ortes ging nicht verloren, der öffentliche Raum wird zum Identitätsträger des Quartiers.
Collegium Academicum Das Collegium Academicum wurde ehrenamtlich von Studierenden initiiert, entwickelt und gebaut und wird von ihnen verwaltet. Über das Modell des Mietshäuser Syndikats wurde das Projekt dauerhaft dem
Immobilienmarkt entzogen. Es ist der erste mehrgeschossige Holzbau mit 5000 Quadratmetern Nutzfläche ohne Stahlverbindungen. Zugunsten der Gemeinschaftsflächen wurde individueller Wohnraum reduziert, um sparsam mit Fläche umzugehen.
Urteilen wir in 10 Jahren, ob die IBA Heidelberg mit diesen und weiteren 16 Projekten sowie drei Strategieräumen erfolgreich war. Ausschlaggebend ist, dass die während des IBA-Zeitraums noch nicht realisierten Projekte und Strategien ebenso beispielhaft zu Ende geführt werden und den internationalen Diskurs befruchten wie diejenigen, die die IBA in ihrer Wirkungszeit hervorgebracht hat.

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