Stadt ist Treffpunkt, Garten, Kultstätte, Schlafplatz, Bücherei ...
Läden schließen, Eckkneipen sterben, die Post wird immer seltener ausgeliefert. Auf der anderen Seite eine gegenläufige Tendenz: Der öffentliche Raum muss mehr und mehr leisten.
Text: Yde, Marie Bruun; Landes, Josepha, beide Berlin
Stadt ist Treffpunkt, Garten, Kultstätte, Schlafplatz, Bücherei ...
Läden schließen, Eckkneipen sterben, die Post wird immer seltener ausgeliefert. Auf der anderen Seite eine gegenläufige Tendenz: Der öffentliche Raum muss mehr und mehr leisten.
Text: Yde, Marie Bruun; Landes, Josepha, beide Berlin
Läden schließen, Eckkneipen sterben, die Post wird immer seltener ausgeliefert. Die Stadt verliert mehr und mehr ihrer intrinsischen Funktionen. Wir sitzen zu Hause vor dem Bildschirm und machen alles von dort aus – shoppen, kommunizieren, arbeiten. Während wir uns auf der einen Seite digitalisieren und vom öffentlichen Raum zurückziehen, gibt es auf der anderen Seite eine gegenläufige Tendenz: Der öffentliche Raum muss mehr und mehr leisten. Unbebaute Flächen werden knapper, gleichzeitig steigen die Nutzungsansprüche an den Stadtraum, vervielfachen sich geradezu. Städterinnen und Städter verlangen nach ländlichen Qualitäten, wollen draußen essen, vom Feld ernten und nicht nur im Supermarkt einkaufen, sogar selber pflanzen. Auch der Klimawandel verlangt nach einer multifunktionsfähigen Stadt. Neben den klassischen formalen öffentlichen Räumen wie Parks oder Plätzen entstehen neue, informelle Nutzungen auf den Straßen, mitunter spontane Aktivitäten. So wurden in Kopenhagen Zäune um Schulen herum abgerissen, damit Höfe und Spielplätze jederzeit für alle zugänglich werden.
Die Freiraumgestaltung nimmt bei der Schaffung eines offenen Stadtraums eine herausragende Stellung ein. Mit vergleichsweise geringem Planungsaufwand können wir einen großen Effekt erzielen, den Zugang zum öffentlichen Raum vereinfachen, niedrigschwellige Strukturen für verschiedene Menschen schaffen, Begegnungen, Kreativität und Improvisation fördern, Unorte in Orte verwandeln. Freiräume sind nicht so stark vorbestimmt, teuer und träge wie Gebäude, sie sind flexibel, aufnahmefähig, können im Grunde alles sein. Wir haben uns für diese Ausgabe angeschaut, wie Städte wie Brüssel, Bukarest, Mexiko-Stadt oder München Hybridisierung und Aneignungsfähigkeit ihrer Freiräume fördern.
Runde Sache
Ein effektvolles Must-See der Mailänder Designwoche war die Library of Light, eine Lese-Plattform im Cortile d’Onore der Pinacoteca di Brera. Erschaffen hat diese sich drehende, ringförmig umschlossene Bibliothek die Künstlerin Es Devlin in Anlehnung an ein Zitat Umberto Ecos: „Bücher sind der Kompass der Seele, sie eröffnen unzählige Welten, die es noch zu entdecken gilt.“ Der Kompass, der Weltenkreis, die ecken-lose Form des eigenen Kopfes – vielleicht ist es nicht weit hergeholt, Regalformationen mehr Schwung zu verleihen als in starren Lehrstuben üblich. Für diese Ausgabe haben wir ein paar Bibliotheken gefunden, die das Eckige im Runden verorten, oder die zumindest runde Teile enthalten, die eventuell auch Türen
in unentdeckte Sphären öffnen.
in unentdeckte Sphären öffnen.
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