Bauwelt

Stabil mit durchaus brutalistischen Zügen

Der Standort der Deutschen Bundesbank in Frankfurt wird erweitert. Die Entscheidung zur Form des neuen Campus fiel in einem Städtebaulichen Konzeptvergabe-Verfahren.

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

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    Gewinner Der Vorschlag von Ferdinand Heide Architekt sieht drei den Haupt­bau ergänzende Hochhausscheiben vor.
    Abb.: Architekten

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    Gewinner Der Vorschlag von Ferdinand Heide Architekt sieht drei den Haupt­bau ergänzende Hochhausscheiben vor.

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    Abb.: Ferdinand Heide Architekt

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    Abb.: Ferdinand Heide Architekt

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    Abb.: Ferdinand Heide Architekt

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    Teilnehmer schneider+ schumachers ergänzender Büroturm war den Entscheidungsträgern zu dominant.
    Abb.: Architekten

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    Teilnehmer schneider+ schumachers ergänzender Büroturm war den Entscheidungsträgern zu dominant.

    Abb.: Architekten

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    Teilnehmer Henn stellen der Altbau-Scheibe stadtseitig einen Park und stadtabgewandt eine Plaza bei.
    Abb.: Architekten

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    Teilnehmer Henn stellen der Altbau-Scheibe stadtseitig einen Park und stadtabgewandt eine Plaza bei.

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    Teilnehmer AS+P behalten dem Hauptgebäude die dominante Stellung innerhalb des Ensembles vor, ergänzt durch einen 16-geschossigen Turm als Gegenpol.
    Abb.: Architekten

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    Teilnehmer AS+P behalten dem Hauptgebäude die dominante Stellung innerhalb des Ensembles vor, ergänzt durch einen 16-geschossigen Turm als Gegenpol.

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    Teilnehmer Behnischs Konzept fußt auf der Verzahnung eines bauli­chen Clusters mit Höfen und einer zentralen Pro­menade.
    Abb.: Architekten

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    Teilnehmer Behnischs Konzept fußt auf der Verzahnung eines bauli­chen Clusters mit Höfen und einer zentralen Pro­menade.

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    Teilnehmer Idee von West 8 war es, die Altbau-Scheibe um einen 120 Meter hohen Turm zu ergänzen.
    Abb.: Architekten

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    Teilnehmer Idee von West 8 war es, die Altbau-Scheibe um einen 120 Meter hohen Turm zu ergänzen.

    Abb.: Architekten

Stabil mit durchaus brutalistischen Zügen

Der Standort der Deutschen Bundesbank in Frankfurt wird erweitert. Die Entscheidung zur Form des neuen Campus fiel in einem Städtebaulichen Konzeptvergabe-Verfahren.

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

Fein austariert, die horizontalen und vertikalen Elemente, changierend zwischen eleganter Spätmoderne und kraftvollem Brutalismus, beeindruckt die 1973 fertiggestellte Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt-Ginnheim allein schon wegen ihrer Dimensionen: 220 Me­-ter ist das Gebäude lang, 60 Meter hoch, aber nur 15 Meter breit, an den Erschließungskernen sind es 17 Meter. Vom Autobahnzubringer kommend, thront die Scheibe über den Baumwip­-feln einer nach Johannes von Miquel benannten Anlage. Der war nicht nur von 1880 bis 1890 Frankfurter Oberbürgermeister, sondern bescherte uns in seiner Funktion als preußischer Finanz­minister die noch heute gültigen Grundzüge des nach Einkommen gestaffelten Steuersystems. Auch die sich über den Park erhebende Hochhausscheibe hat mit Finanzgeschichte zu tun. Laut Interpretation von Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann ist sie Symbol für „Beständigkeit, Stabilität und Standfestigkeit“ der Bank und erinnert damit gleichzeitig an die gute, alte
D-Mark.
Symbolik hin oder her, das nach den Plänen des Frankfurter Architekturbüros ABB gebaute Haus ist in die Jahre gekommen. Und es ist schon längst zu klein. Von den etwa 4500 Angestell­-ten arbeiten ein paar Dutzend schon seit Jahren in Containern auf der Freifläche vor der Hochhauscheibe. In den Türmen der Innenstadt, etwa vier Kilometer entfernt, sind weitere 2000 Bundesbanker untergebracht. Mitte vergangenen Jahres beschloss deshalb der Vorstand, das nun „Campus“ genannte Stamm-Areal neu zu strukturieren und das Hauptgebäude zu sanieren. Bis auf dieses, die gleichzeitig errichtete Hauptkasse sowie das 1999 fertiggestellte Geldmuseum (KSP Engel und Zimmermann Architekten) sollen alle Gebäude abgerissen und dafür etwa 130.000 qm BGF neugebaut werden, um alle Mitarbeiter vor Ort zusammenzubringen.
Ein u.a. mit Werner Durth, Sophie Wolfrum, AKH-Präsidentin Brigitte Holz und dem Frankfurter Planungsdezernenten Mike Josef besetzter Gestaltungsbeirat – mit „ausschließlich beratender Funktion“ – wurde berufen, ein „Meinungsbild“ zu den vorgeschlagenen Lösungen abzu­geben. Auch das Gespräch mit den Anwohnern wurde gesucht, sogar das Deutsche Architekturmuseum involviert. Das Auffälligste an dem Beschluss ist aber, ein Gebäude aus einer Pe­riode zu ertüchtigen, mit deren baulichen Zeugnissen – es sei an den Abriss des historischen Museums und des Technischen Rathauses erinnert – die Frankfurter in jüngster Vergangenheit wenig pfleglich umgegangen sind.
Das alte Gebäude wird auch auf dem neuen Campus der Blickfänger bleiben. Dies ist das Ergebnis eines EU-weiten Verfahrens, das die Bank nach §17 der Vergabeordnung nach dem Neustrukturierungsbeschluss ausgeschrieben hatte. Elf Büros hatten sich beworben, ein städ­tebauliches Konzept für den Campus zu erarbeiten, sechs davon wurden ausgewählt. Den ersten Preis erhielt Ferdinand Heide mit einem Entwurf, der den Bestandsbau als primus inter pares mit drei neugebauten, ebenso hohen, aber im rechten Winkel dazu stehenden Scheiben definiert. Heides Idee, „die bauliche Identität des Areals zu stärken“ und deswegen das südliche Vorfeld des Hauptgebäudes frei zu räumen, so dass dieses wieder „auf Augenhöhe“ mit der Skyline der Innenstadt steht, fand Zustimmung unter den Bundesbankern. Andere Konzepte wie etwa der Entwurf des Rotterdamer Büros West 8 mit einem 85 Meter hohen Turm dicht vor der alten Zentrale oder der Vorschlag von Schneider + Schumacher, einen 120 Meter hohen Turm dahinter zu bauen, hätten eine zu starke Konkurrenz bedeutet. Das wollte offensichtlich keiner. Zumal sich gerade zwei Steinwürfe weiter westlich mit dem 337 Meter hohen Fernmeldeturm ohnehin schon ein Hochpunkt befindet, der jeden neuen baulichen Auftürmversuch in der Umgebung zu einem Hänfling degradiert hätte.
Unter diesem Gesichtspunkt konnte auch die Megastruktur von Henn Architekten nicht so recht gefallen: Der von den Münchnern empfohlene sechsgeschossige, monumentale Baukörper gleicht einem horizontalen Hochhaus und schien den Entscheidern ebenfalls unliebsame Konkurrenz zum Haupthaus. Gleiches gilt für den Entwurf vom Büro Albert Speer + Partner: Die Architekten versuchten die geforderten Baumassen in drei parallel zum Hauptgebäude platzierten 13-geschossige Scheiben, die auf einem dreigeschossigen Sockelbau stehen, sowie in einem weiteren 16-geschossigen Hochhaus unterzubringen. Stefan Behnisch lieferte mit einer Teppich-Struktur aus bis zu sechs Geschosse hohen Gebäuden einen gegensätzlichen Ansatz, der jedoch als zu gleichförmig ausschied. Einstimmig ausgewählt wurde die Arbeit von Ferdinand Heide, die sich auf die Aufgabe, sprich auf den Städtebau, konzentrierte. Während das Team der Frankfurter Architekten zwar teilwei­-se recht detaillierte, mehr oder minder gelungene Fassadenansichten ablieferten, waren die von ihnen vorgeschlagenen Gebäude bis auf die Akzentuierung von Sondersituationen im Sockelbereich sehr zurückhaltend als Volumen dargestellt. Die Gestaltung der Fassaden, so erklärt Heide in einem von der Bundesbank produzierten Video, bleibt künftigen Wettbewerben vorbehalten.
Heides siegreiches Konzept überzeugt durch eine klare Ordnung, durch logische Erschließungen, durch eine selbstverständlich erscheinende Platzierung der Baumassen, durch einen klugen Umgang mit dem beachtlichen Flächenzuwachs. Ähnlich dem keinen Kilometer entfernten Unicampus Westend – Heide gewann 2002 den städtebaulichen Wettbewerb – betrachtet er das Bundesbank-Gebäude als Stadtkrone und fasst wie beim IG-Farben-Haus die erforderlichen Neubauten dahinter zu einer parkartigen Anlage zusammen.
Besonders lobten die Bundesbank-Vertreter wie auch der Gestaltungsbeirat Heide dafür, wie souverän er den Sicherheitsbelan­gen – auf dem Bundesbank-Areal lagert rund die Hälfte der bundesdeutschen Goldreserven – Rechnung trug: Logistikzentrum, Kita, Sportstätten, Presse- und Konferenzzentrum sowie das bestehende Geldmuseum, also die öffentlichen Nutzungen, mit denen sich die Bundesbank mit der Stadt vernetzt, liegen vor der eigentlichen Sicherheitszone. Ebenso über 1500 Parkplätze, wobei die Einfahrt zur zweigeschossigen Tiefgarage von der Pforte aus eingesehen werden kann. Bisher befindet sich ein Großteil der Parkplätze oberirdisch innerhalb des Sicherheitsbereichs, was einen nicht unbeträchtlichen Kontrollaufwand erfordert.
Heides Anspruch, einer Arbeitswelt einen räumlichen Ausdruck zu verleihen, der 5000 Mitarbeiter in einem großzügigen, grünen Campus integriert, ist nicht nur angemessen, sondern auch gelungen. Und er ist darüber hinaus ein Beispiel, wie man mit baulichen Zeugnissen der jüngeren Vergangenheit umgehen, wie man sie zu einem Teil eines städtischen Gefüges wei­-terentwickeln kann. Die von Heide nun zu erarbeitende städtebauliche Rahmenplanung, die den schon bestehenden Bebauungsplan konkretisiert, soll bereits in den kommenden Monaten der Stadt vorgestellt und mit ihr abgestimmt werden. Mit der Auslobung der Architekturwettbewerbe ist ebenso im Sommer dieses Jahres zu rechnen wie mit den Verhandlungen mit verschiedenen Büros über die Sanierung des Hauptgebäudes.

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