Bauwelt

Große Auszeichnung

Die Passauer Koeberl und Doeringer, die Schneekirche in Mitterfirmiansreut und die Nike für Symbolik

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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    Albert Koeberl (links) und Alfons Doeringer, Büropartner seit 2009
    Foto: Architekten

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    Albert Koeberl (links) und Alfons Doeringer, Büropartner seit 2009

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    Die Schneekirche von Mitterfirmiansreut erinnerte im Winter 2011/12 an die hundert Jahre zuvor errichtete Schneekirche, mit der die Bürger ihren Wunsch nach einer „richtigen“ Kirche zum Ausdruck brachten
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    Die Schneekirche von Mitterfirmiansreut erinnerte im Winter 2011/12 an die hundert Jahre zuvor errichtete Schneekirche, mit der die Bürger ihren Wunsch nach einer „richtigen“ Kirche zum Ausdruck brachten

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    Dem „Haus über der Gasse“ in der Passauer Altstadt wurde 2013 der BDA-Preis Bayern zugesprochen
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    Dem „Haus über der Gasse“ in der Passauer Altstadt wurde 2013 der BDA-Preis Bayern zugesprochen

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    Haus 35/5 (35 m lang, 5 m breit) in Fürstenzell-Irsham wurde mit dem 1. Preis der IHM 2014 ausgezeichnet
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    Haus 35/5 (35 m lang, 5 m breit) in Fürstenzell-Irsham wurde mit dem 1. Preis der IHM 2014 ausgezeichnet

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    Das Holzforum München, entwickelt gemeinsam mit Schmidhuber + Partner, wurde mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet
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    Das Holzforum München, entwickelt gemeinsam mit Schmidhuber + Partner, wurde mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet

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Große Auszeichnung

Die Passauer Koeberl und Doeringer, die Schneekirche in Mitterfirmiansreut und die Nike für Symbolik

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Im Juni 2013 verlieh der BDA den Architekten Koeberl Doeringer die „Nike für Symbolik“ für die Schneekirche von Mitterfirmiansreut. Gut zwei Jahre später treffe ich Albert Koeberl und Alfons Doeringer in ihrem Passauer Büro, um über die Auszeichnung, über die Schneekirche und was sich aus beidem für ihre berufliche Praxis ergeben hat, zu sprechen. Die Räumlichkeiten liegen in einem Bürogebäude nahe der Dreiländerhalle im Süden der Stadt. Der vermeintlich periphere Standort mag überraschen, doch für die beiden grenzübergreifend tätigen Architekten, die auch eine Niederlassung in der nahen oberösterreichischen Kleinstadt Schärding unterhalten, ist diese Adresse optimal. Von hier aus lassen sich nicht nur ihre Baustellen in der Region rascher erreichen als von einem Sitz in der Passauer Altstadt aus, sondern auch die Festorte der verschiedensten Preisverleihungen – seit der Nike wurden dem Duo nämlich auch für andere Bauten Auszeichnungen zugesprochen: darunter der Steirische Holzbaupreis, der Red Dot Design Award und der Deutsche Architekturpreis Beton.
Woran denken Sie, wenn Sie sich an den Moment erinnern, als Sie vom Gewinn der „Nike“ durch den BDA erfuhren?
Albert Koeberl
Wir waren schon sehr überrascht, dass das Projekt für den Bundes-BDA-Preis
nominiert worden war. Die Preisverleihung in Frankfurt war dann ein unglaublicher Moment, wenn man weiß, seinem Bauwerk, das ja wirk-lich äußerst vergänglich war, wird diese hohe Anerkennung zuteil.
Alfons Doeringer
Beim BDA-Preis Bayern, in der Runde davor also, war es Oscar-preismäßig.
Die ersten drei Preisträger waren eingeladen worden, und erfahren hat man es tatsächlich erst vor Ort – da war der Spannungsbogen ganz heftig, auch weil die Bauherren daneben saßen. In Frankfurt bei der Nike wusste man schon, dass man als Gewinner vom BDA Bayern vorgeschlagen ist. Trotzdem war die Auszeichnung gewaltig, zumal wir ein kleines Landbüro sind und normalerweise etablierte großstädtische Büros die Preisträger sind, aus Frankfurt, Berlin, München. Wobei unser Projekt natürlich auch ungewöhnlich war.
Wurde mit der „Nike für Symbolik“ der Kern des Projekts getroffen?
Albert Koeberl
Absolut. Selten, dass eine Jury das so passend getroffen hat – wir haben auch schon andere Preise gewonnen. Symbolik trifft es bei diesem Projekt absolut, mit Blick auf die Qualität wie auf die Verarbeitung. Die Schneekirche wurde ja teilweise von Laien gebaut, nicht immer ganz nach unseren Plänen. Es kann nur die Symbolkraft sein, die dieses Gebäude ausstrahlt. Was sollte auch sonst zu werten sein?
Alfons Doeringer
Dieses vergängliche Material – man kann nur ein symbolisches Bauwerk daraus machen. Das Bauwerk selbst ist nach ein paar Monaten weg. Aber auch in der Konstruktion war es natürlich eine Herausforderung. Es war kein Stahlbeton, kein Ziegelbau, kein Holzbau. Es war nicht mal bauaufsichtlich zugelassen. Da steht dann unter Tragwerk: Schnee, Wände: Schnee, nichttragende Wände: Schnee, Fenster: Eis.
Hat die Nike für Sie über dieses Projekt hinaus eine Bedeutung gehabt? Sehen Sie damit einen bestimmten Aspekt auch Ihres übrigen Schaffens gewürdigt? Oder anders gefragt: Welche Rolle spielt die Symbolik in Ihrer Architektur?
Alfons Doeringer
Weil die Schneekirche so ein spezielles Projekt war, ist diese Auszeichnung keine Blaupause; sie ist nicht übertragbar.
Albert Koeberl
Erfreulich ist es, dass diese Schneekirche die Nike bekommen hat, weil es im Grunde ein unglaubliches Eigenengagement war. Wir beide sind bis zum letzten Tag vor Fer-tigstellung vor Ort gewesen, haben sogar selber mitgearbeitet, das muss man sich mal vorstellen. Das waren alles Laien. Dann war der Kirchenraum nicht weiß genug. Der Schnee war ein bisschen schmutzig. So wurden mit richtig sauberem Schnee die Wände geputzt, dass es weiß-sauber wurde und auch die Kanten eine sau-bere Linie waren. Das konnte man den Leuten, die das in ihrer Freizeit gebaut haben, einfach nicht mehr vermitteln: Die Kante muss jetzt noch gerader werden.
Auch wenn die Schneekirche solch ein besonderes Gebäude war – ist es für Ihr Büro ein zentrales Werk, das da gewürdigt wurde? Oder würden Sie sagen: Schön, freuen wir uns drüber, aber dieses Projekt hier hätte es viel mehr verdient gehabt, das ist uns viel wichtiger?
Albert Koeberl
Umgekehrt. Es ist die Essenz unserer Arbeit bei gewöhnlichen Projekten. Nur konnten wir niemals mit solchen Freiheiten arbeiten, weil man als kleineres Landbüro eher profane Aufgaben hat. Was wir gerne möchten – sehr viel künstlerische Intention, sehr viel expressive Kraft –, das konnten wir mit der Schneekirche mit sehr viel Freiheit mal umsetzen.
Alfons Doeringer
Vor allem war es das Experimentelle dabei. Das Ganze war ein Riesenexperiment, und es war auch unglaublich belastend, als mitten im Prozess in der Presse stand: Haben denn die Architekten und Ingenieure aus Bad Reichenhall nichts gelernt, 1000 Tonnen Schnee und Eis über den Köpfen der Menschen. Ein Gebäude, das auf 1000 Meter Höhe steht. 2000 Meter bräuchte man, dass es plusgradefrei bleibt. Ich war ganz froh am Schluss, dass es vorbei war. Die stets drohende Gefahr, es könnte was passieren.
Wie ist das Projekt denn zu Ende gekommen?
Albert Koeberl
Es wurde ständig von einem Statikbüro kontrolliert, Eisdichte und Festigkeit wurden gemessen. Es war zwischendurch für eine Woche gesperrt, Anfang Februar hatte es Plusgrade gegeben. Am Ende der Frostperiode ist die Kirche dann endgültig gesperrt worden. Zum Schluss blieben nur noch Erde und Steine zurück, die im Schnee waren. Dadurch wurde das Gebäude immer brauner, schön marmoriert. So etwas ist nicht übertragbar, aber es zeigt die Quintessenz dessen, was man schaffen möchte.
Alfons Doeringer
Ich denke, es ist doch ein bisschen übertragbar. Ich liebe es schon, zu experimentieren. Es gibt andere Projekte, die beständiger sind, aber auch Experimente. Das muss halt der Bauherr mittragen. Das Gute war, dass wir vor der Nike schon andere Preise gewonnen haben: letztes Jahr den Deutschen Beton-baupreis, Holzbaupreise, Bauherrenpreis und so was. Schlimm wäre es gewesen, wenn die Schneekirche unsere einzige Auszeichnung geblieben wäre – dann wäre es sogar ein Frust geworden.
Hat die Nike Ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit verändert, den Stand Ihres Büros bei Bauherren oder der Stadt?
Albert Koeberl
Nicht die Nike, aber die Schneekirche selber. Nachdem so viel darüber berichtet worden ist, kennen sehr viele dieses Projekt. Und so heißt es dann oft: Was, ihr habt die Schneekirche gebaut?
Alfons Doeringer
Bekanntheitsgrad ja, aber Expertise? Dafür ist es zu wenig repräsentativ.
Albert Koeberl
Ich weiß auch gar nicht, was ein normaler Bauherr mit einem Preis wie diesem anfangen kann – Nike-Preis, und was ist denn BDA überhaupt? Die Feuilletonseiten lesen hier die wenigsten.
Ist so eine Nike trotzdem ein Erfolg? Oder misst sich Erfolg für Sie in ganz anderen Kategorien?
Albert Koeberl
Es ist unglaublich bestätigend. Nach rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten führen wir kein Architekturbüro. Es ist eine Leidenschaft. Der monetäre Aspekt war für uns nie der Grund, Architekt zu werden.
Dieser Preis des BDA ist eine Bestätigung dafür, aber kein Ziel.
Alfons Doeringer
In der Regel werden Projekte ausgezeichnet, die ein unglaubliches Engagement gefordert haben, in der Realisierung und in der Planung. Und wenn man dann selbst so einen Preis bekommt, dann weiß man, man ist angekommen. Man kriegt etwas zurück von der Energie, die man investiert hat. Ich finde diese Form von Anerkennung wesentlich attraktiver als die monetäre Anerkennung. Das ist alles vergänglich. Die Preisanerkennung aber kann einem keiner mehr nehmen. Und auch für den Bauherrn, der immer einen gewissen Mut zum Experiment mitbringen muss, ist es eine Bestätigung. Wenn der weiß, mein Gebäude hat einen Preis bekommen, ist er auch stolz. Das ist wie ein positiver Virus, der sich verbreitet; eine Message in die Region im tiefsten Bayern. Eigentlich hat eine ganze Region die Nike bekommen.

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