Bauwelt

Stuttgarter Schule

Deutscher Brückenbaupreis 2010

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Stuttgarter Schule

Deutscher Brückenbaupreis 2010

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Mitte März haben die Bundesingenieurkammer und der Verband Beratender Ingenieure zum dritten Mal den Deutschen Brückenbaupreis verliehen. Aus den diesmal 27 eingereichten Projekten hatte die Jury wie in den Jahren zuvor jeweils drei Finalisten für die beiden Kategorien nominiert: die Muldebrücke Wurzen, die Rügenbrücke (Heft 44.07) und die Elbebrücke Mühlberg in der Kategorie Straßen- und Eisenbahnbrücken sowie die Altmühlbrücke Eichstätt, die Hafenbrücke Bremerhaven und die Fußgängerbrücke am Stadthafen Sassnitz in der Kategorie Fuß- und Radwegbrücken.
Wieder einmal hat sich gezeigt: Wer ausgezeichnete Deutsche Brückenbaukunst sucht, kommt zwar an den Architekten, nicht aber an Stuttgart vorbei. Auch wenn die beiden Siegerbrücken diesmal im Osten Deutschlands liegen, die verantwortlichen Ingenieure kommen nicht nur aus Büros, die in Stutt­gart ihre Wurzeln haben, sie haben auch alle an der Universität Stuttgart studiert: Wolfgang Eilzer vomIngenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner, der für die Elbebrücke Mühlberg ausgezeichnet wurde, und Mike Schlaich und Andreas Keil vom Büro Schlaich Bergermann und Partner, die den Preis für die Fußgängerbrücke am Stadthafen Sassnitz erhielten.
Die Schwierigkeit bei der Elbebrücke Mühlberg bestand darin, die Eingriffe in die Elbauen trotz der beträchtlichen Länge von 700 Metern gering zu halten. Eilzer plante eine flache Balkenbrücke und löste den Pfeiler direkt am Fluss derart auf, dass eine weithin sichtbare Öffnung zwischen den Rahmen entsteht – mittlerweile ist sie als „Auge von Mühlberg“ bekannt. Wolfgang Eilzer sei „eine Kombination aus innovativer Konstruktion und schlichter Eleganz gelungen“, so die Jury.
Wer von der Stadt Sassnitz zum Stadthafen will, muss ein Höhenunterschied von 22 Metern überwinden. Durch die Krümmung des Tragwerkes im Grundriss streckten die Ingenieure Mike Schlaich und Andreas Keil die Lauffläche so weit, dass eine bar­rierefreie Überwindung bei sechs Prozent Gefälle möglich ist. Weil sie die Konstruktion in den Kreidefelsen an der Uferkante nicht verankern konnten, entwickelten sie eine Kombination aus Rampen- undSeilbrücke. Die konstruktive Innovation, so die Jury, liegt in der einseitigen Aufhängung, verbunden mit einer großen Spannweite und der extremen Schlankheit des Überbaus. Natürlich ist der Pylon so gestellt, dass er der Sicht auf das Meer nicht im Wege steht.
Fakten
Architekten Wolfgang Eilzer, Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner, Stuttgart; Mike Schlaich und Andreas Keil, Büro Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart
aus Bauwelt 14.2010
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