Bauwelt

Theorien des Museums

Zur Einführung

Text: Froschauer, Eva Maria, Berlin

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Theorien des Museums

Zur Einführung

Text: Froschauer, Eva Maria, Berlin

Die Reihe „Zur Einführung“ ist seit ihren Anfängen in den ausgehenden 1970er Jahren (gestartet im SOAK-Verlag, Hannover) durchaus ein Erfolgsformat, auch weil darin Personen und Inhalte auf eine straffe Version getrimmt und trotzdem Standpunkte eingenommen werden. Sie machen überblickend schlau. Zu Anfang ging es um die Popularisierung sozialistisch, marxistischer Theorien, die Frankfurter Schule und um „Einführungsliteratur“ zu den Poststrukturalisten.
Heute wird in über 160 Bänden sowohl über Erkenntnistheorie wie über Fotografie, über die Theorie des Internets wie über die Philosophie der Menschenrechte geschrieben; hinzu kommen die personalisierten „Einführungen“ von Adorno bis Žižek.
Nun also Theorien des Museums – ein Thema, zu dem in den letzten 20 Jahren nicht gerade wenig geschrieben wurde, womit das Interesse an der Geschichte der Museen (der Boom der Kunst- und Wunderkammerforschung hallt noch nach) als auch die Lebendigkeit des Sujets in der Praxis deutlich wird: immer spektakulärere Museums-Neubauten, ständige Neuordnungen und -einrichtungen, fast jedes Ding ist heute museumstauglich. Die Autorin Anke te Heesen ist eine Kennerin der Materie, die weniger von der Museologie, der Geschichte des Museums oder gar der kuratorischen Praxis kommt, sondern als Wissenschaftshistorikerin wesentlich an Konzepten des „Zeigeraums“ Museum interessiert ist. Dieser Schwerpunkt und die Absicht, einen Überblick über die wichtigsten neueren theoretischen Reflexionen auf das Museum zu geben, lässt sich im Inhaltsverzeichnis schon ablesen, es lauten die Kapitel etwa Museumsgründungen, -reform, -kritik und -utopie oder „Ausstellungslabore und Museumsewigkeit“. Sie gliedern als Schlagworte die im Hintergrund laufende chronologische Erzählung. Das Museum ist beileibe kein jungfräuliches Thema. Also muss da-für, die Herausgeber beschreiben es im Vorwort als ein wesentliches Anliegen der Buchreihe, ein „verlässlicher Leitfaden durch das Labyrinth der neuen Unübersichtlichkeit“ bereit gehalten werden – für die Theorien des Museums bedeutet dies, sowohl kenntnisreich auf dem Bestehenden, auf primären und sekundären Quellen zu ruhen und doch originell aus heutiger Perspektive zu argumentieren.
Wie viel kann das Büchlein also leisten, und warum sollt es für Architekten interessant sein? Zur letzteren Frage könnte man die schlichte Antwort geben: „Weil diese Museen bauen.“ Das Buch macht viele, nicht unerhebliche Verweise hin zur Architektur. So sind Namen und Positionen wie Semper („The Ideal Museum“), Lichtwark („Erziehung zum Sehen“), Pudor („Gegenwartsmuseum“), Giedion („Das lebendige Museum“) sowie El Lissitzkys oder Herbert Bayers Ausstellungskonzeptionen herausgehoben, die zeigen, dass Theorien des Museums untrennbar zum Bildungsgut der Architektur zählen sollten. Dem Format geschuldet sind viele Hinweise kurz und einige werden vermisst, aber das Interesse ist geweckt.
Und wie handhabt die Autorin die Last der „Einführung“? Sie stellt zwei These voran, jene, dass Museum und Ausstellung begriffsscharf definiert letztlich erst im 20. Jahrhundert zueinander gefunden hätten und jene, dass das Kunstmuseum erstaunlicher Weise immer noch als Platzhirsch des Genres des-sen Wahrnehmung und Reflexion dominiert. Über die Methode der chronologischen Abwicklung mach sich te Heesen auf den Weg, die erste These zu beweisen und die Position des Kunstmuseums neben andere zu stellen. Das geschieht in einem Erzählfluss, der den Quereinstieg, bei „Einführungsliteratur“ gern genommen, nicht so leicht macht, sondern ununterbrochenes Lesen erfordert. Der Gewinn dabei: ein forscher Gang durch die Begriffe, die Geschichte, die Kritik unter verschiedenen Blickwinkeln, ergänzt durch ein überblickendes, bei diesem Thema immer nur als Ausschnitt zu verstehendes Literaturverzeichnis, verbunden mit vielen Anregungen zum Weiterlesen.
Zum Schluss des Buches finden noch die Thesen zueinander und das „Metamuseum“ der Moderne den Anfang. 
Fakten
Autor / Herausgeber Anke te Heesen
Verlag Junius Verlag, 2012
Zum Verlag
aus Bauwelt 21.2013
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