Bauwelt

University Center der New School in New York City


Skidmore, Owings & Merrill haben für die New School in Manhattan in einem Hochhaus einen Campus geschaffen, mit Räumen für den Universitätsalltag und einem Studentenwohnheim


Text: Silbermayr, Lisa, New York


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    In bester Lage: Das University Center der New School in Manhattan liegt an der 5th Avenue, ...
    Foto: SOM/© James Ewing | OTTO

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    In bester Lage: Das University Center der New School in Manhattan liegt an der 5th Avenue, ...

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    ... auf Höhe der 13th und 14th Street, und in unmittelbarer Nähe zum Union Square.
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    ... auf Höhe der 13th und 14th Street, und in unmittelbarer Nähe zum Union Square.

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    Wichtige Gestaltungskriterien waren Außenbezug und die Blickbeziehungen. Die Erschließung liegt an der Fassade und stellt einen Dialog zum Stadtraum her.
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    Wichtige Gestaltungskriterien waren Außenbezug und die Blickbeziehungen. Die Erschließung liegt an der Fassade und stellt einen Dialog zum Stadtraum her.

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    An den offenen Treppen ergeben sich immer wieder zweigeschossige Aufenthaltszonen, zum Zusammenarbeiten und Verweilen
    Foto: SOM/© James Ewing | OTTO

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    An den offenen Treppen ergeben sich immer wieder zweigeschossige Aufenthaltszonen, zum Zusammenarbeiten und Verweilen

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    Die farbige Gestaltung der Erschließungwege biete Orientierung im Gebäude
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    Die farbige Gestaltung der Erschließungwege biete Orientierung im Gebäude

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    Die Architektur bringt viel Tageslicht ...
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    Die Architektur bringt viel Tageslicht ...

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    ... in die Atelierräume
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    ... in die Atelierräume

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Unerschrocken auffällig markiert das University Center der New School seit 2012 die belebte Kreuzung von 14th Street und 5th Avenue in Manhattans Midtown South. Rautenförmige, abgeschrägte Fensterbänder nagen sich ihren Weg durch die Messingfassade, nicht unbedingt mit Leichtigkeit. Die Fassade öffnet sich stellenweise zaghaft, kiemenartig, und wird mit großer Wahrscheinlichkeit in Würde altern, etwas Patina ist schon erkennbar. Die eigentümlichen Fensterbänder entlang der 13th Street, der 14th Street und der prominenten 5th Avenue erlauben den Passanten Einblick in das Innenleben des Gebäudes: Junge Leute mit Rucksäcken gleiten Treppen hinunter, eine Studentin isst zu Mittag und beobachtet das Geschehen auf der Straße. Spätestens die Aufschrift „New School“ über dem unteren Drittel des Erdgeschosses an der 14th Street, macht deutlich dass es sich um eine Schule handelt. Paula Scher vom Designbüro Pentagram hat die Schriftart eigens für die Hochschule entworfen. Gebäude und Schrift vermitteln, was die New School verkörpern will – neu und modern sein – in Fettdruck, Bold. Bold bedeutet im Englischen auch kühn, plakativ, gewagt oder unerschrocken. Das Büro Skidmore, Owings & Merrill liefert dazu ein urbanes Gebäude im Internationalen Stil, das ein bisschen an das Pariser Centre Pompidou erinnert.
Die New School besteht aus mehreren Hochschulen: Eugene Lang etwa, ein College mit dem Schwerpunkt Geisteswissenschaften, oder die Mannes School of Music und Parsons, eine private Kunst- und Designhochschule. Das neue Gebäude, entworfen von SOM-Architekt Roger Duffy, soll den zuvor über das West Village und Manhattan verteilten Hochschulen ein Zentrum und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit geben.
SOM hat hier ein anspruchsvoll dichtes Raumprogramm auf einem für New York typisch limitierten Grundstück untergebracht und dabei nicht nur der stringenten örtlichen Bauordnung, sondern auch den hohen Anforderungen entsprochen, ein „LEED gold“ Gebäude zu sein und damit „ökologisch extrem leistungsstark“. Das 35.000 Quadratmeter und sechzehn Geschosse umfassende Mehrzweckgebäude beherbergt nicht nur das Auditorium, 57 Ateliers und Unterrichtsräume, eine Mensa und die Bibliothek der Schule, sondern auch ein Studentenwohnheim für 600 Studierende.
Wissensvermittlung benötigt tatsächlichen Raum, unter anderem um sich auszutauschen, zu debattieren, sich zu treffen. Platz allerdings ist rar in New York, vor allem in Manhattan. Die Architekten haben aus der Not eine Tugend gemacht und einen „vertikalen Campus“ entwickelt, indem sie die notwendigen Erschließungswege an die Fassade gerückt haben. Großzügig verbinden die offenen Treppenhäuser die ersten sieben Ebenen. Zu Stoßzeiten, kurz vor Veranstaltungsbeginn und nach deren Ende entlasten sie die Lifte im Gebäudekern. Um die Treppen herzustellen, hat man eine innovative Lösung gefunden, die auch im Gebäudeinneren zur Anwendung kam. Die Treppen ragen als Kragarme in das Gebäude, gelagert auf diagonalen Stahlfachwerken aus Hohlstahlrohren. So hat man sich zahlreiche Stützen sparen können und zweigeschossige Aufenthaltszonen freigespielt. Sie sollen vor allem sozialer Raum sein und jene Aktivitäten fördern, die einen vitalen Campus ausmachen. Eine diagonale Achse verläuft entlang der Fassade an der 5th Avenue von der Lobby im Erdgeschoss bis zur Bibliothek im 6. und 7. Geschoss, vorbei an drei Zonen für formelle und informelle Treffen mit Lounge-Möblierung, Arbeitstischen und Computerstationen. Immer wieder finden sich kleine Sitznischen, die die polygonale Formensprache der Fassade aufnehmen und durchaus Lust aufs Verweilen machen. Die hybriden Räume aus Treppenhaus und Aufenthaltsbereichen erhal-ten durchgehend Tageslicht, bieten visuelle Orientierung und vielfältige Blickbeziehungen innerhalb des „vertikalen Campus“ sowie nach Außen.
Die Gestaltung der verglasten Treppenhäuser an der Fassade regt unbestritten einen Dialog zwischen dem Innenraum und dem öffentlichen Raum der Stadt an. Dieser gibt dem Ort eine in-dividuelle Dynamik und mag all jene etwas mit dem Gebäude versöhnen, die dem Internationalen Stil, dessen Vokabular hier unverkennbar in Messing gehüllt wurde, nicht sehr viel abgewinnen können.
Aber lässt sich ein Campus überhaupt in ein geschlossenes Gebäude packen? Das hängt davon ab, was man unter dem Begriff Campus versteht. In manchen Köpfen mag der Begriff noch ein klassisches Bild wecken: lockere Gebäudeensembles außerhalb der Stadt, umgeben von Parkanlagen. Diese Form findet man mittlerweile auch in europäischen Innenstädten. Viele davon sind während des Tages öffentlich zugängig und funktionieren als sozialer Raum: nicht nur für Studierende und Lehrende, sondern auch für die Stadt. Als Student der New School müsste man den „vertikalen Campus“ während des Semesters nicht verlassen: Waschsalon, Café, Fitnesscenter und diverse Gemeinschaftsräume decken so gut wie jeden Bedarf ab. Am Campusleben teilhaben können jedoch nur jene, die eine Zugangsberechtigung haben. In New York ist man daran gewöhnt, und in der Lobby des University Centers wird es nur allzu deutlich: Eine Armada kartengesicherter Drehkreuze empfängt Studierende, Lehrende und Besucher.
So sehr man sich bemüht hat, die Innenräume offen zu gestalten und das Herz des Gebäudes an die Fassade zu legen, das University Center der New School ist kein öffentlicher Ort, sondern ei-ne Enklave in der Stadt. Die Beziehung zur Stadt besteht streng genommen nur im Blickbezug durch die schrägen Glasfassadenbänder.
Viele der herausstechenden Eigenschaften des Gebäudes sind auf den ersten Blick nicht erkennbar: das erweiterbare Auditorium oder die Gebäudetechnik. Das University Center ist das erste „LEED gold“ zertifizierte Bauwerk in Manhattan. Danach dürfen zum Beispiel nur 30 Prozent der Fassade verglast sein. Umso erstaunlicher ist die Lichterfahrung im Innenraum. Durch den Einsatz von Klarglas und das trichterförmige Öffnen der Fensterbänke nach innen, konnte ungefiltert Tageslicht in die Räume geholt werden. Das Gebäude selbst soll als Lehrmittel für nachhaltige Architektur- und Design, Umweltstudien und nachhaltige Wirtschaft zum Einsatz kommen.
Konzeptuell soll eine Hochschule ihre Studenten auf die Zukunft vorbereiten. Die Architektur und die Gebäudetechnik des University Centers werden dem Ideal der New School, Vorreiterin zu sein, gerecht.



Fakten
Architekten SOM, New York
Adresse 65 5th Ave, New York, NY 10003, Vereinigte Staaten


aus Bauwelt 40-41.2015
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