Bauwelt

Niederländischer Pavillon



Text: Kockelkorn, Anne, Zürich


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    Friederike Meyer

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Mit dem Pavillon „Happy Street“ hält John Körmeling ein humorvolles Plädoyer für die sozial gemischte Stadt. Dafür hat er Ikonen der niederländischen Architekturgeschichte mit Kunst befüllt und entlang einer begehbaren Achterbahn arrangiert.
Eine Kreuzung aus Musterhausmesse und Spielautomat – der erste Blick macht glauben, die Niederlande seien für die Expo-Kirmes bestens gerüstet. Dicke Stahlstützen, umwickelt mit Elektrogirlanden, tragen einen knallrot lackierten, begehba­ren, 400 Meter langen Achterbahnparcours bis auf 20 Meter Höhe. Er ist mit weißen Häusern gesäumt, die kühn über den Hauptweg kragen. Auf dem grünen Kunstrasen darunter, im Schatten, grasen Plastikschafe als Sitzgelegenheit, hervorragend geeignet für Mittagsschlaf und Picknick. Hier wird das Leitmotiv des Pavillons plausibel: Die „Happy Street“ soll die funktional gemischte Straße einer offenen Stadt verkörpern, die Wohnen, Gewerbe und Erholung räumlich verbindet und unterschiedliche soziale Schichten integriert. Der Achterbahnparcours steht für die Straße, für die Funktionsmischung stehen die verschiedenen Haustypen. Glaubwürdig ist das Konzept auch in Bezug auf die soziale Mischung: Die Picknicklandschaft ist für alle Besucher frei zugängig, die Kapazität der breiten Rampe verkürzt die Wartezeit.
Erst der zweite Blick entdeckt den Pavillon als Referenz an die niederländische Architekturgeschichte. Jedes der 28 Häu­ser zitiert eine Ikone, vom Grachtenhaus über die niederländische Moderne bis zu einem Reihenhaus von MVRDV – eine freundliche Referenz an Winy Maas, der als Jurymitglied für die Umsetzung von John Körmelings Idee stimmte.
Das Prinzip der Mischung setzt sich in den Exponaten fort, die in den Häusern ausgestellt sind. Als dem Architek­ten John Körmeling klar wurde, dass das holländische Wirtschafts- und Außenministerium vor allem Tulpen, Holzschuhe und Vincent van Gogh ausstellen wollte, lud er Künstler und Designer hinzu. Installationen wie „The Barman“ vom Atelier van Lieshout, niederländisches Textildesign für Afrikanerin­nen von Vlisco und DJs, die live auflegen, heben das Ausstellungsniveau deutlich über den Expodurchschnitt. Nur die von Körmeling vorgeschlagene Präsentation einer Technik, die aus Windeln dementer Patienten Strom erzeugen kann, wurde abgelehnt und gegen die Diamanten-besetzte Krone von Prinzessin Máxima ausgetauscht.
Das demokratische Spektakel hat jedoch auch im niederländischen Pavillon Grenzen. Der VIP-Raum überhöht die gesamte Konstruktion in Form einer massiven gelben Lotusblüte – ein Zitat an eine Turmkrone in Shanghais Skyline: Wäh­rend das Volk unten picknickt, werden oben die Geschäftsbeziehungen zwischen China und seinem zweitgrößten europäischen Handelspartner gepflegt.



Fakten
Architekten John Körmeling, Eindhoven
aus Bauwelt 23.2010
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