Bauwelt

Signature Coffee to go

Wiener Kaffeehausforschung im MAK

Text: Dransfeld, Agnes, Wien

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Ausstellungsansicht: © kramar/MAK

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Ausstellungsansicht: © kramar/MAK


Signature Coffee to go

Wiener Kaffeehausforschung im MAK

Text: Dransfeld, Agnes, Wien

Wer an Wien denkt, der denkt neben Sisi und Coop Himmelb(l)au auch an Sachertorte und Wiener Melange – und damit an die Kaffeehäuser, in denen diese Köstlichkeiten serviert werden.
Doch Kaffeehäuser sind in Wien von jeher nicht nur Treffpunkte für Mehlspeisenfreunde, sondern auch Motor für das kulturelle und soziale Leben der Stadt. Angesichts der Veränderungen durch die moderne Kommunikation stellt sich jedoch die Frage: Ist das Kaffeehaus noch zeitgemäß? Das Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) beschäftigt sich in der Schau „Das große Wiener Kaffeehausexperiment – Phase I“ mit der soziokulturellen Bedeutung des Kaffeehauses und untersucht, welchen Stellenwert es in der Lebenskultur des 21. Jahrhunderts einnimmt. Die Wände im hohen, schmalen Ausstellungsraum des „MAK Design Space“ sind mit braunem Karton verkleidet. Darauf sind allerlei Fotos, Rechnungen und Poster gepinnt. Im Eingangsbereich ist mit Kreppband der Stadtgrundriss von Wien aufgeklebt, mit übergroßen Stecknadeln sind die Kaffeehäuser markiert. Über eine offene Treppe gelangt man auf die verschiedenen Ebenen der Ausstellung. Leise Kaffeehausgeräusche sind zu hören: Gespräche, jemand lacht, Bestellungen werden aufgegeben, klirrend fällt Geschirr zu Boden.
Die collagehafte Präsentation macht deutlich, dass es sich um eine Arbeitsausstellung handelt. So hat der Besucher das Gefühl, MAK Designerin-in-Residence Julia Landsiedl bei ihrer Kaffeehausforschung förmlich über die Schulter schauen zu können. Die Kategorien, in denen sie sich ihrem Thema nähert, sind keineswegs streng wissenschaftlich, sondern heißen beispielsweise „Generation Starbucks“ oder „To go“. Unter „Das Neueste“, werden aktuelle Trends dokumentiert: Es zeigt sich eine Rückbesinnung auf den klassisch gemütlichen und qualitativ hochwertigen Kaffeegenuss. Natürlich unter wohlklingenden Namen wie „Signature Coffee“, „Artisan Blends“ oder „back to filter“. Die Kategorie „Alles was steht“ vereint den unumgänglichen hölzernen Gar­derobenständer mit daran baumelnden Zeitungshaltern, die Salz- und Pfefferstreuer und den Prototypen eines „Kaffeehaustischs der Zukunft“ vom Wiener Designbüro Polka. Ein besonderes Zuckerl wird im letzten Raum gezeigt: der Stummfilm „Café Elektric“ aus dem Jahr 1927 mit der jungen Marlene Dietrich.
Die Schau geht über die Dokumentation der Geschichte und des Ist-Zustandes des Wiener Kaffeehauses weit hinaus. Sie untersucht Entwicklungen, wirft Fragen auf und gibt Denkanstöße. Auf gelben Post-its wird der Besucher gefragt: „Wie viele Steckdosen braucht ein Café?“ oder „What kind of café would fit suburbia?“. Für die zweite Phase des Experiments im Oktober und November soll aus den Erkenntnissen der Forschung in der Kaffeehaus-Szene ein prototypisches Etablissement entwickelt und in der Säulenhalle des MAK testweise betrieben werden.

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