Bauwelt

Mäander mit Tageslicht

Firmensitz Uhlmann in Laupheim

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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1.Preis: Barkow Leibinger Architekten

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1.Preis: Barkow Leibinger Architekten


Mäander mit Tageslicht

Firmensitz Uhlmann in Laupheim

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Wenn ein privates Unternehmen einen Wettbewerb veranstaltet, kommt häufig ein gutes Ergebnis heraus, das weit mehr zeigt als eine anspruchsvolle Außendarstellung. Das jüngste Beispiel kommt aus dem oberschwäbischen Laupheim.
Uhlmann ist ein Familienunternehmen mit 1400 Mitarbeitern weltweit. Sein Hauptsitz liegt im Industriegebiet der 20.000-Einwohner-Stadt Laupheim, 25 km südöstlich von Ulm. Seit 1948 werden hier Maschinen und Systeme für die Verpackung pharmazeutischer Produkte entwickelt und hergestellt. Nun steht eine Neustrukturierung der Montageabläufe an. Alte Hallen sollen abgerissen werden, neue kompakt um das alte Verwaltungsgebäude herum entstehen.
Uhlmann hat sich für einen eingeladenen Wettbewerb entschieden und eine Mischung aus lokalen und im Werkhallenbau erfahrenen Architekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgewählt. Sie sollten den Standort neu gestalten und erweitern – mit neuem Wareneingang, Lager und Versand, mit größeren Montage- und Büroflächen sowie einem repräsentativen Kundenzentrum. Wichtig war dabei die funktionale Verbindung der unterschiedlichen Montagehallen und eine gute Wegeführung für die Arbeiter, Büroangestellten und die Einkäufer aus aller Welt, die sich vor Ort ein Bild von der Produktion machen wollen. Die Firma Uhlmann wünschte sich „zeitgemäße und beispielhafte Industriearchitektur“, die den von ihr kommunizierten Werten – stark offen verlässlich – entspricht. Auch die Bezüge von Innen nach Außen waren wichtig, da die Mitarbeiter die Fabrik primär von Innen erleben.
Dem Klischee nach könnte man zunächst vermuten, dass eine möglichst zeichenhafte Außendarstellung der Firma den Ausschlag für die Juryentscheidung (Vorsitz: Hans Klumpp) gegeben hat. Das aber verneint der Blick auf die Ansichten aller sieben eingegangenen Arbeiten, der Siegerentwurf von Barkow Leibinger kommt eher unscheinbar daher. Seine wichtigste Qualität liegt in der Struktur. Während die meisten Teilnehmer das Gelände einheitlich mehrgeschossig überplanen und Höfe für die Belichtung einschneiden, ordnen Barkow Leibinger die Büroräume zweigeschossig als Mäander auf dem durchlaufenden Hallengeschoss an. Dadurch erreichen sie mehr offene Dachfläche und können die da­runter liegenden Hallen besser natürlich belichten. Auf dem Dach schlagen sie Gärten vor; so wollen sie eine „hohe Arbeitsplatzqualität mit Pausenflächen und Orten für informelles Arbeiten“ schaffen. Die Jury attestierte dem Entwurf einen auffällig hohen Ta­geslichtanteil und ein attraktives Mitarbeiterumfeld. Statt als Eye-Catcher zu wirken, überzeuge die Fassade durch eine ansprechende Gliederung.
Bei der Arbeit von Baumschlager Eberle (2. Preis) würdigten die Juroren die Blickbeziehungen zwischen den Etagen und die „bestechend scharfe“ Grundrissgestaltung, welche hohe Funktionalität und Orientierung bietet. Die innenräumliche Blendschutzwirkung der Fassade und die offene Frage ihrer Verwitterung konnte jedoch nicht überzeugen. Den Vorschlag von Lemmen Mazzei (3. Preis) wertete die Jury als „hervorragenden akademischen Ansatz“, der aber bauphysikalische und statische Fragen offen lasse. Ob das Erscheinungsbild passend für eine pharmazeutische Firma sei, diskutierte sie kontrovers.
Unverständlich bleibt, warum Uhlmann zum Wettbewerbsergebnis extra eine Broschüre erarbeitet, mit ausgewählten Bildchen und mit einer Zu­sammenfassung des Juryprotokolls, die für das umfassende Verständnis nötigen Unterlagen, Auslobung und Juryprotokoll, aber ohne Begründung unter Verschluss hält. Der Fachdiskussion könnte sich Uhlmann doch hier mit bestem Gewissen stellen.
Einstufiger Einladungswettbewerb
1. Preis Barkow Leibinger Architekten, Berlin; Capatti Staubach, Berlin; Knippers Helbig, Stuttgart; Innius RR, Rosbach v.d.H., Peter Stanek, Berlin
2. Preis Baumschlager Eberle, Lochau; Scholze Ingenieursgesellschaft, Leinfelden-Echterdingen; Dr. Kreutz + Partner, Nürnberg; Kersken + Kirschner, München; Gnädinger, St. Gallen
3. Preis Lemmen Mazzei, Basel; Walther Mory Maier Bauingenieure, Basel; Transsolar Energietechnik, Stuttgart
Fakten
Architekten Barkow Leibinger Architekten, Berlin; Baumschlager Eberle, Lochau; Lemmen Mazzei, Basel
aus Bauwelt 11.2013
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