Bauwelt

Barrieren überwinden

Neugestaltung des Rudolphsplatzes in Marburg

Text: Wilke, Claudia, Berlin

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1.Preis: Ferdinand Heide und Topos
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2.Preis: Ôlympia Chatzopoulou und Dimitra Figa
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Barrieren überwinden

Neugestaltung des Rudolphsplatzes in Marburg

Text: Wilke, Claudia, Berlin

Die Stadt Marburg muss die viel befahrene Weidenhäuser Brücke über die Lahn sanieren. In diesem Zusammenhang soll der Rudolphsplatz umgestaltet und mit dem Flussufer verbunden werden. Ein städ­tebaulicher Ideenwettbewerb sollte unter anderem klären helfen, wo neue Bauten sinnvoll sind.
Wer von der Autobahn kommend in die Marburger Altstadt will, muss die Lahn über die Weidenhäuser Brücke queren und den Rudolphsplatz passieren. Er ist ein typischer Verkehrsknoten der 70er Jahre. Bis auf das heute stadteigene Gebäude der Volksbank hatte man damals die Häuser südlich des Brückenkopfes abgerissen und durch ein mehrschichtiges System ersetzt: oben die Autos, im Tunnel die Fußgänger und Radfahrer. Aus heutiger Sicht hat das viele Nachteile: Die dadurch entstandenen Niveauunterschiede zwischen Brücke, Straße und Flussufer schaffen tote, dunkle Ecken, sie können nicht barrierefrei überwunden werden, und sie unterbrechen die Anbindung der Stadt an den Fluss und den Uferweg.
All dies wurde in Vorbereitung des Wettbewerbs in einem Bürgerworkshop diskutiert und die Aufgabe formuliert. Die Teilnehmer des städtebaulichen Ideenwettbewerbs sollten jedoch nicht nur eine barrierefreie Überwindung der Höhenunterschiede planen und überlegen, wie am Rudolphsplatz und den angrenzenden Bereichen Aufenthaltsqualität entstehen kann. Sie sollten auch die Frage beantworten, ob, und wenn ja wie, das Raumprogramm für eine neue Stadtbibliothek, einen Veranstaltungssaal, ein Café und ein Beratungszentrum für Senioren (BIP) im weitgefassten Wettbewerbsgebiet unterkommen könnte. Gesucht war also die städtebaulich beste Lösung; auch wenn derzeit keine konkrete Bauabsicht besteht. Denn schon bei der Sanierung der Brücke möchte die Stadt eventuelle Neubauten und damit verbundene Anschlusshöhen einplanen.
Ferdinand Heide und Topos (1. Preis) verfolgen die Idee einer „Urbanen Terrasse“, die sich von einer höheren Position zum Fluss öffnet und gleichzeitig die Sichtbeziehungen zur Oberstadt verbessert. Dafür setzen sie ein „Torhaus“ an den Kopf der Weidenhäuser Brücke, das einen Platz in Richtung des Volksbankgebäudes auf Höhe des bestehenden Straßenniveaus aufspannt. Im Torhaus bringen sie einen Veranstaltungssaal und den Eingang zur Stadtbibliothek unter. Die Bibliothek nimmt den gesamten Raum unter der Terrasse ein und öffnet sich zur Lahn. Die Jury (Vorsitz: Michael Braum) lobte den „städtebaulich und architektonisch gut gesetzten Vorschlag“, bezweifelte aber die Realisierbarkeit des Oberlichtsaals der vollverglast sein soll, um Sicht auf den Fluss zu bieten.
Das griechische Team Ôlympia Chatzopoulou und Dimitra Figa (2. Preis) setzt einen 7-geschossigen Bibliotheksturm an den Brückenkopf. Der neue Platz wird über eine Freitreppe erschlossen, Sitzstufen und -bänke stellen den Bezug zum Fluss her. Hinter dem guten städtebaulichen Entwurf bleibe die Platzgestaltung in ihrer alleinigen Orientierung auf den Bibliotheksturm zurück und sei etwas banal, urteilte die Jury und kritiserte zugleich die Höhe der Bibliothek.
Franz Reschke aus Stuttgart und Jan Derveaux aus Berlin (3. Preis) orientieren sich am Maßstab der ursprünglichen Bebauung und schließen die Straßenflucht. Sie verbreitern die Uferzone der Lahn und verbinden diese über eine begrünte Rampe mit der Weidenhäuser Brücke. Zusätzlich schlagen sie eine Fußgängerbrücke vor. Die Jury war der Meinung, dass die unterschiedliche Gestaltung der Freiflächen sicher vielen Interessengruppen gerecht wird, aber einen unruhigen Landschaftsraum darstellt. Die Architektur entsprach ihren Ansprüchen nicht.
Fakten
Architekten Heide, Ferdinand, Frankfurt am Main; Topos, Berlin; Chatzopoulou, Ôlympia, Thessaloniki; Dimitra, Figa, Thessaloniki; Reschke, Franz, Stuttgart; Derveaux, Jan, Berlin; Casamor, Beana, Barcelona
aus Bauwelt 47.2011
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