Arvo-Pärt-Kulturzentrum in Estland
Text: Crone, Benedikt, Berlin
Arvo-Pärt-Kulturzentrum in Estland
Text: Crone, Benedikt, Berlin
Ein Wäldchen im estnischen Laulasmaa, 40 Minuten Autofahrt westlich von Tallinn, ist eine dankbare Umgebung für die Planung eines Kulturzentrums. Statt Traufhöhe gibt es Baumkronen, statt breiter Straßenräume unscheinbare Waldwege und statt Nachbarfassaden ein braun-grünes Flimmern aus Moos, Farn, Kiefern und dem ein oder anderen Elch, der durch den Landstrich am finnischen Meerbusen streift.
Entsprechend ungebunden entwarfen hier die 20 Teilnehmer eines internationalen Wettbewerbs ein Kulturgebäude, das sich dem 1935 in Estland geborenen und in Berlin lebenden Komponisten Arvo Pärt widmen soll. Die Wahl aus 71 Bewerbern traf die Jury unter dem Vorsitz von Michael Pärt, Sohn des Musikers. Bisher ist das 2010 gegründete Arvo Pärt Centre in zwei kleinen Gebäuden der Gegend untergebracht. Da das Archiv aufgrund des steten Schaffensdrangs des Komponisten weiter wächst, soll ein Neubau Raum für die Sammlung, für Forschung und Informationen über das Œuvre des Künstlers, aber natürlich auch für Konzerte bieten.
Das Waldidyll und die von religiös-spirituellen Elementen geprägte Musik des 78-Jährigen verleiteten einige Teilnehmer zum Entwurf modernisierter, alt-nordischer Kultstätten. Besonders oft sind Anlehnungen an Klosteranlagen und Kreuzgänge zu finden, wie bei dem Entwurf der New Yorker Allied Works (2. Preis) oder des estnischen Büros Kavakava (3. Preis). Die Wettbewerbssieger Nieto Sobejano orientieren ihre Arbeit an den schlanken Kiefern des Waldes, indem Stützpfeiler das gesamte Gebäude umlaufen. Im Innern sollen fünfeckige, verglaste Lichthöfe die Bäume so rahmen, dass keine Kiefer gefällt werden muss – ein für die Jury zweifelhaftes Versprechen. Der faszinierendste Entwurf des Wettbewerbs aber stammt vom belgischen Office Kersten Geers David Van Severen: eine Holzkonstruktion auf einem quadratischen Grundriss aus neun mal neun, teils offenen Räumen, deren Breite, Länge und Höhe nach Norden proportional ansteigt. Die Architekten bemühen als Vorbilder Piet Mondrian, südestnische Bauernhäuser und einen japanischen Shintō-Schrein, um den Aufbau zu begründen. Am Ende ist es aber wohl die klare Logik, mit der das Konzept die Blicke auf sich ziehen kann. Schwierig nur, so die Jury, dass die Belichtung der Innenräume durch ein Glasdach vom Laubbehang der Bäume und vom baltischen Wetter abhängig ist.
Zweistufiger Wettbewerb
1. Preis Nieto Sobejano, Madrid/Berlin
2. Preis Allied Works, New York
3. Preis Kavakava, Tallinn
Drei Sonderpreise OFFICE Kersten Geers David Van Severen, Brüssel | Coop Himmelb(l)au, Wien | Henning Larsen, Kopenhagen | Lobende Erwähnung OFIS, Ljubljana
1. Preis Nieto Sobejano, Madrid/Berlin
2. Preis Allied Works, New York
3. Preis Kavakava, Tallinn
Drei Sonderpreise OFFICE Kersten Geers David Van Severen, Brüssel | Coop Himmelb(l)au, Wien | Henning Larsen, Kopenhagen | Lobende Erwähnung OFIS, Ljubljana
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