Möchtegern-Flurfunk
Beatrix Flagner weiß dank ihres Platzes, wer in der Bauwelt Redaktion den starken Kaffee kocht.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Möchtegern-Flurfunk
Beatrix Flagner weiß dank ihres Platzes, wer in der Bauwelt Redaktion den starken Kaffee kocht.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Anders im Büro. In diesen Wochen habe ich häufig an den Flur in der Schlüterstraße 42 gedacht. Auch er trennt Räume, aber vor allem verbindet er sie. Von meinem Arbeitsplatz in der Bauwelt Redaktion kann ich seitlich den circa vierzig Meter langen Raum hinunterschauen. Ich sehe, wer meiner Kollegen zum Kopierer geht, mit dem Bürohund Else spielt, in der Teeküche die nächste Kanne Kaffee aufsetzt, eine Besprechung in der Layoutabteilung hat, wer die Belegexemplare in die Poststelle bringt und mich damit daran erinnert diese auch fertigzumachen. Von uns, die wir weiter vorne am Flur sitzen, weiß ich als Erste, dass es gleich zum Mittagessen geht, wenn die Kollegen am anderen Ende ihre Jacken anziehen. Er ist mehr als Verkehrsfläche − er bietet notwendige Nähe. Für inoffizielle Unterhaltungen am Türrahmen, bevor man zurück ins eigene Büro kehrt, oder für das abendliche „Schönen Feierabend“ beim Rausgehen muss keine Besprechung einberufen, müssen keine Termine und Verabredungen getroffen werden. Diesen informellen Austausch hält nur ein Flur aus, auch wenn wir derzeit versuchen ihn per Chat, E-Mail, Telefonat oder Videokonferenz zu imitieren.
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