Modernism in Africa
The Architecture of Angola, Ghana, Mozambique, Nigeria, Rwanda, South Africa, Sudan, Tanzania, Uganda
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Modernism in Africa
The Architecture of Angola, Ghana, Mozambique, Nigeria, Rwanda, South Africa, Sudan, Tanzania, Uganda
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Das englischsprachige Buch befasst sich un-ter dem breit gefassten Begriff „Modernism“ mit der Architektur in Schwarzafrika im Zeitraum von 1950 bis in die frühen 1980er Jahre, am Ende der Kolo-nialzeit und nach der Unabhängigkeit, und blickt dabei auf neun Länder: Angola, Ghana, Mosambik, Nigeria, Rwan-da, Südafrika, Sudan, Tansania und Uganda. Andere Länder wie zum Beispiel die Demokratische Republik Kongo, Senegal oder Kenia sind nicht dabei.
Die Fokussierung auf die neun Länder liegt da-rin begründet, dass sich die Herausgeberinnen Uta Pottgiesser (TH OWL, TU Delft) und Ana Tos- tões (Universität Lissabon) in ihren Forschungs-initiativen jeweils auf bestimmte Länder festgelegt haben. Im Vorwort der Herausgeberinnen und von Ola Uduku (Liverpool University) wird zunächst die Bedeutung von Docomomo International hervorgehoben, die sich seit ihrer Gründung 1988 als NGO der Erforschung, Dokumen-tation und Bewahrung der Moderne verschrieben und seit 2010 auch verstärkt in Afrika Initia-tiven zur Nachkriegsmoderne gestartet hat. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit Docomomo International entstanden und Pottgiesser seit 2022 die Vorsitzende der Organisation.
Das Projekt „Shared Heritage Africa: Rediscovering Masterpieces“, koordiniert von Docomo-mo Deutschland und unterstützt durch das Auswärtige Amt, widmet sich in den vier Ländern Ghana, Nigeria, Uganda und Rwanda dem Baugeschehen besonders im Bildungsbereich in der Zeit des Umbruchs mit neuer politischer Lage nach der Unabhängigkeit.
Ana Tostões mit ihrem Team forscht seit vielen Jahren zur Architektur in den ehemaligen portugiesischen Kolonien Angola und Mosambik und wird gefördert von Institutionen in Portugal. In ihrem Beitrag „Modernity and Hybridism: Designing with the climate“ zu Beginn des Buchs steht die Entwurfsthematik unter anderen klimatischen Gegebenheiten im Vordergrund. Hinzu kommen noch Südafrika und Sudan. Die Beiträge zu diesen Ländern lieferten Forschungsinitiativen der dortigen Docomomo-Vertreter. Die Dokumentation zu Tansania basiert auf einer unabhängigen Forschung.
Die Fotos von Jean Molitor, der schon seit 2009 Bauten der Moderne und Nachkriegsmoderne nicht nur in Afrika, sondern in fast achtzig Ländern porträtiert hat, tragen das Buch. Seine Fotos bilden das Entree jedes Kapitels und heben sich deutlich ab von den kleineren Fotos im dann folgenden Dokumentarteil von anderen Fotografen. Gerne möchte man Näheres erfahren über manche der Bauten, die Molitor fotografiert hat, aber sie gehören nicht zum Dokumentarteil. Im Interview mit dem Fotografen finden sich weitere seiner Bilder von Bauten aus Ländern Schwarzafrikas, die das Buch nicht berücksichtigt. Das Interview veranschaulicht, wie Molitor, trotz aller Schwierigkeiten vor Ort, sich mit einer wahren Passion der Aufgabe gewidmet hat und weiter auf der Suche ist.
Das Buch zeigt in der Dokumentation über 60 Gebäude und wartet dabei mit einer Reihe von Entdeckungen auf: so zum Beispiel das Wohnquartier Prenda in Angola mit 22 Blöcken und Türmen (1963–65), unmittelbar inspiriert von einem Aufenthalt des Architekten Fernão Simões de Carvalho im Büro von Le Corbusier, oder die bedeutenden Hochschulgebäude von Arieh Sharon in Nigeria, ebenfalls aus den 1960er Jahren und in den 1970er Jahren erweitert, für die ein Denkmalpflegeplan von Brenne Architekten, Berlin, vorliegt.
Die Suche nach den Namen der Architekten war zum Teil schwierig. Zur Vorstellung der Bauten wurden alle Pläne, soweit vorhanden, bearbeitet oder neu gezeichnet. Zu jedem Bau wurde ein Lageplan im Maßstab 1:5000 oder 1:10.000 angefertigt, der wichtige Information zur Gebäudestruktur der Umgebung in den für die Leser und Leserinnen meist unbekannten Orten liefern. Allerdings gleicht die Entdeckung des manchmal nur winzigen roten Punkt des Gebäudes im Häusermeer einem Suchspiel. Über vierzig Autoren und Autorinnen sind an der Dokumentation beteiligt. Jedem Bau ist ein Verzeichnis von Veröffentlichungen angefügt. Hervorzuheben ist zudem die Bibliografie sowie der Index der Namen und der Orte.
„Modernism in Africa“ ist eine umfangreiche, detaillierte und daher wichtige Ergänzung zu einer Reihe von Buchpublikationen zum Thema Architektur in Schwarzafrika in der letzten Zeit. 2021 erschien zum Beispiel ein mehrbändiger Architekturführer der Länder südlich der Sahara (Stadtbauwelt 6.2021). Schon vor zehn Jahren sorgte die Ausstellung mit begleitenden Buch „Architektur der Unabhängigkeit/Afrikanische Moderne“ am Beispiel von fünf schwarzafrika-nischen Ländern von Manuel Herz im Vitra Design Museum Weil am Rhein und später in New York für Aufsehen. Zuletzt veröffentlichte die Bauwelt mit „Ein Archiv Namens Afrika“ einen Beitrag zum Thema von Wojciech Czaja (Bauwelt 8.2025).







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