Bauwelt

Wohnraum gegen Unendlichkeit

Florian Thein beginnt, den Kommentar von Henry Ford zum Geldsystem zu verstehen

Text: Thein, Florian, Berlin

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Florian Thein beginnt, den Kommentar von Henry Ford zum Geldsystem zu verstehen


Wohnraum gegen Unendlichkeit

Florian Thein beginnt, den Kommentar von Henry Ford zum Geldsystem zu verstehen

Text: Thein, Florian, Berlin

Kennen sie das? Da wischt man halb gelangweilt durch die mit allerlei Unrat üppig ausgestatteten Untiefen der sozialen Medien und plötzlich blitzt da ein Gedanke hervor, an dem man hängen bleibt. In meinem Fall der einer Dame, die in einem kurzen Videoschnipsel den problematischen Investitionsdruck am Grundstücksmarkt wie folgt begründet: bewirft man ein begrenztes Gut – in diesem Falle Boden – mit einer durch Kreditschöpfung schier unendlich aufblasbaren Geldmenge, steigt längerfristig auch der Preis des Grundstücks ins Unendliche. Also tatsächlich sein Preis, nicht sein Wert, schließlich bleiben Lage und Qualität gleich. Dasselbe Phänomen gilt auch für chronisch knappen Wohnraum. Weil das inflationierte (inflare, lateinisch für aufblasen) Geld stetig an Kaufkraft verliert, muss jedes Jahr mehr von eben jenem für die gleiche Wohnung aufgewendet werden.
Das an der Überlegung etwas dran sein könnte, legt der Blick auf die historische Preisentwicklung des US-Immobilienmarktes nahe: um 1971 knickt der zuvor recht linear verlaufende Chart merklich ab und kennt seitdem nur noch eine Richtung. Sie ahnen welche. Doch was war passiert? Bis zu diesem entscheidenden Jahr galt in den Vereinigten Staaten der Goldstandard, das heißt der Dollar war an ein begrenztes Gut – nämlich das glänzende Edelmetall – gekoppelt. Nun hatte allerdings der zu jener Zeit regierende Präsident Nixon einen kostspieligen Krieg in Vietnam zu führen und benötigte dringend etwas, das heutzutage gerne auch „Sondervermögen“ genannt wird. Durch den, zunächst nur temporär gedachten Abschied vom Goldstandard war der Weg frei für grenzenlose Liquidität durch expansive Geldpolitik, landläufig auch als das Drucken von Geld bekannt.
Diese Geldschöpfung „out of thin air“, wie der Amerikaner sagt, ist bis heute gängige Praxis. Potenziell mit den oben beschriebenen Folgen. Zu Ende gedacht heißt das wohl auch, all die redlichen Bemühungen wie Mietpreisbremse und Co. sind letztlich nur Trostpflaster auf dem Symptom Wohnungsnot. Stünde allerdings im Umkehrschluss dem begrenzten Angebot des Immobilienmarktes ein noch begrenzteres monetäres Gut gegenüber, sollte der Theorie nach der Preis tatsächlich kontinuierlich sinken. Ein geradezu revolutionärer Gedanke.

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