Bauwelt

Sursock Museum und Sursock Palace

Text: Heinich, Nadin, München

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    Das durch die Explosion im Hafen stark beschädigte Museum musste aufwendig restauriert werden. Seit Mai 2023 ist es wieder geöffnet.
    Foto: Sergey Ponomarev

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    Das durch die Explosion im Hafen stark beschädigte Museum musste aufwendig restauriert werden. Seit Mai 2023 ist es wieder geöffnet.

    Foto: Sergey Ponomarev

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    Wenige Meter vom Museum entfernt: der Sursock Palace, 1860 erbautes Wohnhaus der einflussreichen Familie.
    Foto: Sergey Ponomarev

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    Wenige Meter vom Museum entfernt: der Sursock Palace, 1860 erbautes Wohnhaus der einflussreichen Familie.

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    Roderick Cochrane ist bis heute damit beschäftigt, die Schäden vom Sommer 2020 zu beheben.
    Foto: Sergey Ponomarev

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    Roderick Cochrane ist bis heute damit beschäftigt, die Schäden vom Sommer 2020 zu beheben.

    Foto: Sergey Ponomarev

Sursock Museum und Sursock Palace

Text: Heinich, Nadin, München

Zwanzig Brautpaare in drei Stunden. Ich sitze im Café des Sursock Museums. Seit der Wiedereröffnung im Mai 2023 ist der Eingangsbereich ein beliebtes Fotomotiv. Manchmal sind fünf Brautpaare gleichzeitig da, müssen sich absprechen, wer ganz oben auf der Treppe, wer am Treppenaufgang und wer vor dem Haupteingang posieren darf. Einige Bräute tragen Krönchen, andere Schleier oder Hijab. Alle glitzern sie. Am Tag zuvor wurde hier eine große Bühne aufgebaut. Das Haus braucht Geld. Um seine Aktivitäten zu finanzieren, erhält das Sursock Museum fünf Prozent der Einnahmen aus allen Baugenehmigungen in Beirut. Das war einmal eine große Summe. Jetzt ist die libanesische Lira fast nichts mehr wert. Wie die seit der Erweiterung 2015 mehr als fünf Mal so große Ausstellungsfläche bespielt werden soll, ist unklar.
Das Sursock Museum für moderne und zeitgenössische Kunst liegt nur 800 Meter vom Hafen entfernt. Die Explosion im August 2020 beschädigte das Gebäude schwer. So mussten unter anderem sämtliche Fenster, einschließlich des traditionellen Buntglases an der Hauptfassade, ersetzt, die historische erste Etage mit dem Salon Arabe und dessen aus dem Jahr 1912 stammenden Holzvertäfelung sowie zahlreiche Kunstwerke restauriert werden. Eine neue Solaranlage auf dem Museumsdach soll das Haus unabhängig von der stark schwankenden staatlichen Stromversorgung machen. Finanziert wurde der Wiederaufbau mit viel Geld aus dem Ausland: Die italienische Regierung beteiligte sich mit einer Million Dollar, das französische Kulturministerium und die International Alliance for the Protection of Cultural Heritage in Conflict Areas mit jeweils 500.000 Dollar.
1912 hatte der libanesische Kunstsammler Nicolas Sursock das Gebäude als private Villa an der Rue Sursock im wohlhabenden Stadtteil Achrafieh errichten lassen. Libanesische Architektur mit italienischen und osmanischen Einflüssen. Als er 1952 starb, vermachte er das Haus der Stadt Beirut mit der Auflage, darin ein Museum einzurichten. Es eröffnete 1961. Zwischen 2008 und 2015 erweiterte der französische Architekt Jean-Michel Wilmotte mit Unterstützung des libanesischen Architekten Jacques Abou Khaled, der auch die Sanierung nach der Explosion im Hafen beaufsichtigte, die Ausstellungsfläche mit einem unterirdischen Anbau. Aus 1500 wurden 8500 Quadratmeter. Hinzu kamen eine Bibliothek, ein Buchladen sowie ein Musiksaal. Kosten: Zwölf Millionen Dollar.
Wir sind durch einen Zufall hierhergekommen. Eigentlich wollten wir zum Sursock Museum. Der Sursock Palace ist wunderschön. Roderick Cochrane führt uns herum. Er hat sein ganzes Leben in diesem Haus verbracht, mit all den Möbeln und Gemälden, den Teppichen und dem Geschirr, die seine Familie so lange begleiteten. Die Fotos von 2010, die das Gebäudes akribisch dokumentieren, erinnern an ein gelebtes Museum. Jetzt fügt er alles wieder zusammen, Stück für Stück.
Der Sursock Palast ist eine herrschaftliche Residenz mit prächtigem Garten in der Rue Sursock, keine fünf Minuten vom gleichnamigen Museum entfernt. 1860 unter der Ägide von Moïse Sursock fertiggestellt, ist der Palast ein Symbol für die reiche Geschichte dieser Familie. Die Familie Sursock lebte seit 1712 in Beirut und zählte zu den bedeutendsten Adelsfamilien der Stadt. Entlang der nach ihr benannten Straße stehen noch heute einige der schönsten Herrenhäuser Beiruts aus dem 18. und 19. Jahrhundert. 1918 finanzierte die Familie auch den Bau des Hippodroms.
Viele Jahre lang war der Sursock Palace im Besitz der libanesischen Philanthropin Yvonne, Lady Cochrane, geborene Sursock und von 1960 bis 1966 die erste Generaldirektorin des Sursock Museums. Nach dem libanesischen Bürgerkrieg ließ sie den Palast 20 Jahre lang sorgfältig restaurieren, bevor er 2010 wiedereröffnet wurde. Lady Cochrane starb am 31. August 2020 an den Verletzungen, die sie infolge der Explosion im Hafen von Beirut erlitten hatte. Die Druckwelle traf das Gebäude mit voller Wucht. Einer ihrer drei Söhne, Roderick Cochrane, kümmert sich heute um den Wiederaufbau.

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