Bauwelt

Jauch raus – Wohnungen rein

Smart City, Green Building, Elektromobilität – der sogenannte EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg soll ein nachhaltiges Stadtquartier werden. Studierende untersuchten, inwiefern das Wohnen im Gasometer möglich ist

Text: Thein, Florian, Berlin

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    Der EUREF-Entwicklungsplan zeigt rund 20 Gebäude, in denen hauptsächlich Büroflächen entstehen sollen

    Visualisierung: EUREF

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    1. Preis „BIUTA“, Adrian von Kaenel & Jean-Joël Schwarz, UDK Berlin

    Modellfoto: Frank Peters

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    2. Preis „Wind up“, Jessica Kroll und Larissa Geilen, TU Braunschweig
    Modellfoto: Frank Peters

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    2. Preis „Wind up“, Jessica Kroll und Larissa Geilen, TU Braunschweig

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    Sonderpreis „LuftRaum“, Simon Mögel, Universität Kassel
    Modellfoto: Frank Peters

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Jauch raus – Wohnungen rein

Smart City, Green Building, Elektromobilität – der sogenannte EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg soll ein nachhaltiges Stadtquartier werden. Studierende untersuchten, inwiefern das Wohnen im Gasometer möglich ist

Text: Thein, Florian, Berlin

72 Meter Höhe bei 62 Metern Durchmesser – mit seinen stadtbildprägenden Abmessungen ist der 1910 fertiggestellte Gasometer in Berlin-Schöneberg eine Landmarke der Stadt. Als letzter betriebener Gasbehälter Berlins wurde „Nr. IV“ vor zwanzig Jahren stillgelegt, derzeit wird das Industriedenkmal zwischengenutzt: „Herzlich willkommen bei Günther Jauch, live aus dem Gasometer in Berlin“, schallt es allsonntäglich in deutsche Wohnzimmer. Doch wie lange unter der Tragluftkuppel im Bauch des Gasometers noch getalkt wird, ist offen – es gibt Pläne zum Ausbau.
Nachdem das den Gasometer umgebende, 55.000 Quadratmeter große ehemalige Gasag-Betriebsgeländes 2007 verkauft worden ist, will darauf eine „Kooperation aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik“ ein „intelligentes und nachhaltiges Stadtquartier gelebter Energiewende“, einen „modernen Büro- und Wissenschaftscampus“ gedeihen lassen. Unter dem Namen EUREF (Europäisches Energieforum) soll auf der Parzelle entstehen, was zukunftsträchtig und nachhaltig klingt: Smart City, Green Building, Elektromobilität. Einige Bewohner des angrenzenden Wohnquartiers „Rote Insel“ scheinen davon nicht überzeugt, eine Bürgerinitiative befürchtet gar einen zweiten Potsdamer Platz. Ob und wie sich das zum größten Teil mit Büroflächen beplante Gelände mit seiner Umgebung verbindet, wird sich zeigen. Vielleicht liegt der Schlüssel im Sonderbaustein: Der Gasometer soll Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen beherbergen. Welches Potenzial er dafür bietet, loteten Studenten ausgewählter Hochschulen beim diesjährigen Architekturwettbewerb des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft – in Kooperation mit der EUREF AG – aus. Wegen des bestehenden Denkmalstatus’ mussten sie einen Abstand von einem Meter zum stählernen Führungsgerüst einhalten, sowie die beiden oberen Felder freihalten.
Bei der Beurteilung der Arbeiten war sich die Jury uneins. Die fünf Fachpreisrichter stimmten geschlossen für „BIUTA“ (althochdeutsch für Bienenkorb) von Adrian von Kaenel und Jean-Joël Schwarz (UDK Berlin). In brutalistischer Manier strickt der Entwurf Betonwabe an Betonwabe. Die hohe Dichte der radial angeordneten, tiefen und schmalen Räume überzeugte im Detail: Zwei- bis dreigeschossige Raumhöhen sorgen für Belichtung, Splitlevel und Lufträume für Komplexität. Offenbar waren die Fachpreisrichter von der Freude am Radikalen angesteckt, die ihre Qualität aber erst nach intensiver Auseinandersetzung offenbart. Die vier Sachpreisrichter stimmten ihrerseits geschlossen für ein deutlich leichter rezipierbares Konzept. Die Arbeit „Wind up“ von Larissa Geilen und Jessica Kroll (TU Braunschweig) füllt nicht nur das gesamte Volumen des Führungsgerüstes aus, mit einem Restaurant an der Spitze ragt die Füllung sogar ein Geschoss darüber hinaus. Diese Freiheit erkauft sich die Arbeit mit einer großen Geste – spiralförmig schneidet sich ein terrassiertes Luftgeschoss als öffentlicher Grünraum durch das Gebäude.
Ein Sonderpreis wurde für Simon Mögels von der Universität Kassel vergeben. Als einzige Arbeit hält „LuftRaum“ das bestehende Volumen vollständig frei, setzt die Wohnungen on top und unterstreicht so den Landmarkcharakter des Industriedenkmals. „Mutig“, lobte die Jury – so mutig, dass Reinhard Müller, Vorstandsvorsitzender der Bauherrin EUREF AG, sowie Geschäftsführer des für das gesamte Areal verantwortlich zeichnenden Architekturbüros REM+tec, beschwichtigte: „Nicht, dass es jetzt heißt, der Müller will das Gasometer aufstocken – das ist eine Studentenarbeit!“
Der Beginn des Gasometerausbaus ist auf 2018 terminiert, das Wie noch offen. Denjenigen, die das luftigste Panorama Berlins noch erleben wollen, sei die Gasometerbegehung empfohlen, die derzeit noch angeboten wird. Dass irgendwann Besuchergruppen an den Fenstern der Bewohner vorbeigeschleust werden, scheint eher unwahrscheinlich.
TRANSFORMATION Bauen im Gasometer Schöneberg – Architekturwettbewerb des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2015
1. Preis (5000 Euro) „BIUTA“ Adrian von Kaenel & Jean-Joël Schwarz, UDK Berlin
2. Preis (4000 Euro) „Wind up“ Jessica Kroll und Larissa Geilen, TU Braunschweig
Sonderpreis (1000 Euro) „LuftRaum“ Simon Mögel, Universität Kassel
Fachpreisrichter
André Kempe (Vorsitz), Atelier Kempe Thill; Jens Ludloff, Universität Stuttgart; Christoph Kuhn, TU Darmstadt;
Andreas Denk, Chefredakteur „der architekt“; Bastian Grosse-Halbuer, Büro Weinmiller Berlin

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