Bauwelt

Panorama statt Sargdeckel


Der Verwaltungsbau der Gemeinde Borsele mit 23.000 Einwohnern stammt aus den achtziger Jahren. Er war stark sanierungsbedürftig. Beim Umbau wurde das fragmentarische Haus in eine grünschwarz emaillierte Glasmosaikfassade „eingepackt“


Text: Fischer, Ludger, Brüssel


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    Ursprünglich hatte das Gebäude schwer wirkende Dachhauben und einen unscheinbaren Eingang
    Foto: Ulrich Schwarz

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    Ursprünglich hatte das Gebäude schwer wirkende Dachhauben und einen unscheinbaren Eingang

    Foto: Ulrich Schwarz

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    Die drei Gebäudeköpfe wurden vergrößert und mit zweigeschossigen Fenstern versehen

    Foto: Ulrich Schwarz

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    Die drei Gebäudeköpfe wurden vergrößert und mit zweigeschossigen Fenstern versehen

    Foto: Ulrich Schwarz

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    Fassadenausschnitt vor ...
    Foto: Ulrich Schwarz

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    Fassadenausschnitt vor ...

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    ... und nach dem Umbau. Es wurden Senkklapp-Fenster mit Sonnenschutzglas und
    Innenrollos verwendet.
    Foto: Ulrich Schwarz

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    ... und nach dem Umbau. Es wurden Senkklapp-Fenster mit Sonnenschutzglas und
    Innenrollos verwendet.

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    Schnitt

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    Schnitt

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    Detail der in China speziell für das Projekt produzierten Glasfliesen; Schnitt mit zentraler Eingangshalle

    Foto: Ulrich Schwarz

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    Detail der in China speziell für das Projekt produzierten Glasfliesen; Schnitt mit zentraler Eingangshalle

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    In der Halle wurde ebenfalls Glasmosaik verwendet, allerdings in hellem Grün, um möglichst viele Lichtreflexionen zu schaffen
    Foto: Ulrich Schwarz

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    In der Halle wurde ebenfalls Glasmosaik verwendet, allerdings in hellem Grün, um möglichst viele Lichtreflexionen zu schaffen

    Foto: Ulrich Schwarz

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    Der neue Eingang erhielt, wie die drei Kopfbauten, eine einladende Glasfassade. Früher war die zen-
    trale Halle mit einer einfachen holzverkleideten Haube überdacht. Das neue, kühle Flair stößt auch auf Kritik.
    Foto: Ulrich Schwarz

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    Der neue Eingang erhielt, wie die drei Kopfbauten, eine einladende Glasfassade. Früher war die zen-
    trale Halle mit einer einfachen holzverkleideten Haube überdacht. Das neue, kühle Flair stößt auch auf Kritik.

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    Eine besondere Qualität des Gebäudes wird in den größzügigen „Landschaftsbüros“ in den Gebäudeköpfen deutlich
    Foto: Ulrich Schwarz

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    Eine besondere Qualität des Gebäudes wird in den größzügigen „Landschaftsbüros“ in den Gebäudeköpfen deutlich

    Foto: Ulrich Schwarz

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    Erdgeschoss 1982

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    Erdgeschoss 1982

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    Erdgeschoss 2014

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    Erdgeschoss 2014

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    Obergeschoss 1982

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    Obergeschoss 1982

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    Obergeschoss 2014

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    Obergeschoss 2014

Warum der 45-Grad-Winkel das 1982 errichtete Rathaus der niederländischen Gemeinde Borsele bestimmt, weiß heute kein Mensch mehr zu sagen. Vielleicht fiel dem Architekt einfach nichts Besseres ein. Warum der Bau aus der Vogelperspektive wie ein dreiflügeliger Boomerang mit Hammerköpfen wirkt, weiß heute auch niemand mehr. Die Dachschrägen ließen an den Gebäudeköpfen die zeittypische Sargdeckelarchitektur entstehen. Es gibt Wenige, die das heute noch zu schätzen wissen. Der Bau war, als man sich 2009 zur Renovierung entschloss, auch technisch verschlissen: Dach und Fassaden waren undicht, Asbest war reichlich verbaut worden, die Aluminium-Fensterrahmen waren reine Energieschleudern. Im Sommer war es im Haus
zu heiß, im Winter zu kalt. Dabei wäre die Energieverschwendung in Borsele noch das geringste Problem. Das einzige Atomkraftwerk der Niederlande steht gleich nebenan.

Ausbau der Köpfe

Wenn Architekten die Bauten ihrer Kollegen korrigieren, ist Fingerspitzengefühl erforderlich. Mit einer Fassadendämmung ist es meist nicht getan. Ohne die Grundstruktur des Hauses anzutasten, ist es dem Atelier Kempe Thill gelungen, das Gebäude auf den technisch und ästhetisch aktuellen Stand zu bringen. Dazu waren nur wenige aber deutliche Eingriffe nötig: Alle Fenster wurden komplett ausgebaut, die neuen Fenster als Bänder bündig mit der Fassade nach außen verlegt. Die Fassaden der Kopfbauten wurden über ihre ehemaligen Traufkanten hinaus bis zur oberen Dachkante aufgemauert. Dadurch entstanden in den Obergeschossen jeweils doppelgeschossige und um die Gebäudeecken herumgehende Fensterbänder. Sie bieten Ausblicke in die Polderlandschaft. Die Fensterbänder des Obergeschosses schließen bündig mit der Traufkante ab. Dadurch ergibt sich, im Gegensatz zur vorherigen Formen- und Materialvielfalt, eine betont geschlossene Gebäudeform. Sie wird unterstützt durch ein einziges Material für die Fassadenoberfläche: grünschwarz emaillierte Glasfliesen. Installationen, wie Fallrohre, Blitzableiter, Lüftungsgitter und Sonnen-jalousien wurden hinter die isolierende Fassade verlegt. Auch das trägt deutlich zu deren Beruhigung und zu einem geschlossenen Gesamteindruck bei.
Beim Betreten des Rathauses gibt es eine Überraschung: Wie an der Fassade wurde auch die zentrale Erschließungshalle mit Glasfliesen ausgekleidet, hier allerdings in sehr hellem Grün. Der Eindruck, eine Schwimmhalle zu betreten, lässt sich nicht so schnell verdrängen. Es ist allerdings eine durchaus edle achteckige Halle mit einem achteckigen Segmentgewölbe und zentraler Beleuchtung. Die Büroräume konnten um so großzügiger gestaltet werden, als der Einzug ins renovierte Haus mit einer strukturellen Neuerung einherging, dem flexiblen Arbeiten. Für 20 der insgesamt 60 Mitarbeiter sind deshalb nur acht Arbeitsplätze erforderlich. Ansonsten arbeiten diese Mitarbeiter von zu Hause aus oder sind in der Gemeinde unterwegs. Ratssaal und Standesamt wurden in eine benachbarte, ebenfalls vollständig renovierte Scheune ausgelagert, sodass zusätzlich Platz frei wurde und auf eine ursprünglich geplante Erweiterung des Gebäudes verzichtet werden konnte. Es blieb sogar so viel Platz übrig, dass für fast jedes Büro ein zusätzlicher Besprechungsraum eingerichtet werden konnte.

Sinterklaas?

Die künstliche Gemeinde Borsele auf der Halbinsel Zeeland besteht aus 15 Teilgemeinden, deren größte s’Gravenpolder und Heinkenszand sind. Alle Orte zusammen kommen mit etwa 23.000 Einwohnern auf eine Siedlungsdichte von 116 Einwohnern pro Quadratkilometer. Für niederländische Verhältnisse ist die Gemeinde sehr schwach besiedelt. Mit dem neuen Rathaus gibt die Gemeinde zu erkennen, dass sie auf künftige Entwicklungen gut vorbereitet ist. Bloß der Nikolaus und sein Knecht Rupprecht, Sinter-klaas und der Zwarte Piet, haben es künftig schwe- rer, am 6. Dezember die Kinder zu beglücken: Der ehemalige Rathausbalkon, von dem er jährlich seine Rede hielt, ist jetzt voll verglast.



Fakten
Architekten Atelier Kempe Thill, Rotterdam
Adresse Borsele, Niederlande


aus Bauwelt 45.2014

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