Bauwelt

Grand Hotel des Bains


Das Hotel gehört, wie auch das Excelsior, unverrückbar zum Lido und seiner Geschichte. Es wurde geschlossen, verkauft und harrt nun der Umplanung in Luxusapartments.


Text: Marcello, Delfina, Venedig


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    Federico Sutera

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    Noch soll der Zustand im Inneren ganz gut sein. Was bei den Umbauten bleiben wird ist nicht bekannt.

    Federico Sutera

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    Noch soll der Zustand im Inneren ganz gut sein. Was bei den Umbauten bleiben wird ist nicht bekannt.

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    Der auch bei Thomas Mann beschriebene Park mit den Terrassen des Hotels wird schon seit 2010 nicht mehr gepflegt

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    Der auch bei Thomas Mann beschriebene Park mit den Terrassen des Hotels wird schon seit 2010 nicht mehr gepflegt

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    Blick in die leeren holzgetäftelten Säle.

    Federico Sutera

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    Pläne für Luxusapartments liegen vor.

    R&S Engineering

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    Pläne für Luxusapartments liegen vor.

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Aschenbachs Ankunft „Der Herr ist umsonst gefahren“, sagte der Alte und hielt den Hut hin. Aschenbach warf Münze hinein. Er gab Weisung, sein Gepäck ins Bäder-Hotel zu bringen, und folgte dem Karren durch die Allee, die weißblühende Allee, welche, Tavernen, Basare, Pensionen zu beiden Seiten, quer über die Insel zum Strande läuft. Er betrat das weitläufige Hotel von hinten, von der Gartenterrasse aus, und begab sich durch die große Halle und die Vorhalle ins Office. Da er angemeldet war, wurde er mit dienstfertigem Einverständnis empfangen. Ein Manager, ein kleiner, leiser, schmeichelnd höflicher Mann mit schwarzem Schnurrbart und in französisch geschnittenem Gehrock, begleitete ihn im Lift zum zweiten Stockwerk hinauf und wies ihm sein Zimmer an, einen angenehmen, in Kirschholz möblierten Raum, den man mit stark durftenden Blumen geschmückt hatte und dessen hohe Fenster die Aussicht aufs offene Meer gewährten. Er trat an eins davon, nachdem der Angestellte sich zurückgezogen, und während man hinter ihm sein Gepäck hereinschaffte und im Zimmer unterbrachte, blickte er hinaus auf den nachmittäglich menschenarmen Strand und die unbesonnte See, die Flutzeit hatte und niedrige, gestreckte Wellen in ruhigen Gleichtakt gegen das Ufer sandte.Thomas Mann in „Tod in Venedig“ 1912
Als es in Sichtweite von Venedig, in Marghera, noch keine Raffinerien gab, als das Wasser noch sauber war und mutige Kinder von der Rialtobrücke in den Canal Grande sprangen, eröffnete 1857 ein venezianischer Unternehmer, ein gewisser Signor Busetti, genannt Fisola, die erste Badeanstalt am goldenen Strand des Lido. Ende des Jahrhunderts folgte das Grand Hotel des Bains, erbaut von den Brüdern Raffaello und Francesco Marsich. Es wurde am Abend des 15. Juli 1900 festlich eingeweiht. Dieses Haus bot alles, was Gäste der internationalen Elite jener Zeit zufriedenstellte: fließendes Trinkwas-ser, Badezimmer, grandiose elektrische Beleuchtung, Eisschränke, Telefone, Aufzüge, Heizung – dazu festliche Bälle im großen Salon. Thomas Mann, Serge Diaghilev und andere genossen hier die Frische und die heilsame Luft der Adria.
Ein Jahrhundert später verkörpert das Grand Hotel des Bains, Symbol der Belle Epoque, für die Liebhaber Venedigs und des Kinos immer noch schlechthin den Lido, ebenso wie das etwas weiter südwestlich gelegene Grand Hotel Excelsior, auf dessen Terrasse 1932 das erste Filmfestival stattfand, bevor es 1938 seinen eigenen Palazzo bekam. Während die orientalisch anmutende Kuppel des Excelsior an die Filmarchitektur der Gebrüder Griffith erinnert, beschwört das des Bains mit seinem einer Villa Palladios nachempfundenen Mittelbau und dem fünf Hektar großen Park die Atmosphäre der Landhäuser des venezianischen Adels herauf. Das Hotel wurde weltbekannt durch die Verfilmung von Thomas Manns „Tod in Venedig“. Regissuer Luchino Visconti ging bei der Ausstattung soweit, die Schubladen der Kommoden mit Dingen jener Zeit zu befüllen, obwohl kein Schauspieler sie im Film öffnen würde.
Live your Dream
Heute bietet das Haus am Lungomare Marconi einen traurigen Anblick. Es steht seit 2010 leer, die Salons wurden ausgeweidet, das Dach ist undicht. Mit Umbauarbeiten wurde zwar begonnen, doch es tut sich schon seit langem nichts mehr. Bereits 2003 wurden das des Bains und das Excelsior an den Developer EstCapital verkauft. Der Plan, den Ort mit Luxusapartments wieder zu beleben, stammte vom weltweit agierenden Londoner Büro Brighton Hughes Design Studio und vom Immobilienberater Knight Frank, unterstützt durch R&S Engineering aus Padua. Dessen Architekt Claudio Rebeschini sanierte unter anderem das Gebäude des Flughafens Nicelli auf dem Lido. Im Exposé des Developers preist man 58 Apartments mit einer Größe von 80 bis 300 Quadratmetern an und 15 Suiten mit Aussichten auf die Piazza San Marco, was an dieser Stelle unmöglich ist, sowie vier Villen im Park des Hotels: „Live your Dream – den Lido, die goldene Insel mit all ihren Reizen, Golf, Reitbahn, kleinem Flugplatz nebenan, Jachthafen, pittoresken Städtchen.“ Nun fehlt für all dies das Geld.
Nostalgiker können aber noch kaufen: Auf einer der absatzstärksten Online-Verkaufsadressen Italiens wird ab 170 Euro angeboten, was von der Ausstattung des Grand Hotel des Bains noch übrig ist. Die besseren Stücke sind allerdings schon längst verschwunden. Vielleicht zieren sie inzwischen die Wohnsitze der „guten Gesellschaft“ Venedigs und Venetiens, deren Geld den Hauptbestandteil der Fonds bildet, die bis deren Niedergang von EstCapital verwaltet wurden.




Adresse Lungomare Guglielmo Marconi, 17, 30126 Venezia


aus Bauwelt 38.2014
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