Bauwelt

Bruno Spagolla: Feuerwehr und Kindergarten



Text: Aicher, Florian, Leutkirch


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    Leo Forte

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Thüringerberg liegt am Eingang zum großen Walsertal auf einer Sonnenterrasse mit Blick in die Vorarlberger Berge und die Walgauebene. Entlang der Straße verdichtet sich die typische Streusiedlung hangseitig zu einem Ortskern, mit Kirche und Friedhof als Auftakt, anschließend Dorflinde, Dorfsaal, Wirtsgarten und Gasthaus, Wohn- und Verwaltungsbau der Ge­mein­de.
Seit dem vergangenen Jahr bilden ein markanter Giebel und ein freistehender Turm den Abschluss: das Gebäude für die Feuerwehr und den Kindergarten, davor eine neue Festwiese für die 656 Einwohner des Ortes.
Diese Perlenkette öffentlicher Bauten ist Ergebnis sorgfältiger Planung seit Mitte der 80er Jahre. Als seinerzeit das Gasthaus vor dem Aus stand, entschloss sich die Gemeinde, es zu kaufen und zu erhalten, und formulierte mit Neubauten wie Saal, Gemeindeamt und nun Feuerwehr/Kindergarten eine neue Mitte, die die bestehende Schule einbindet. Ein Prozess, der auch Phasen politischer Turbulenzen einschloss, immer aber auf breite Beteiligung der Gemeinde abgestützt war, auch wenn das, wie der Bürgermeister ausführt, mitunter Zeit gekostet hat. Hohes Sozialkapital zählt er heute auf der Habenseite der Gemeinde, gerade auch auf kulturellem Gebiet, so der Sing- und der Mu­sikverein, eine Bibliothek und, fast selbstver­ständlich, die Verantwortung für Architektur: im­mer wieder Wettbewerbe, Chancen für Bruno Spagolla, seine Ortsbaukunst unter Beweis zu stellen.
Wie nun bei der letzten Bautengruppe: entlang der Straße das kräftige, den Raum schließende Holzhaus mit Vereinsräumen im Erd­geschoss und Kindergarten im Obergeschoss; zurückgesetzt und größtenteils im Hang verschwunden, die Stellplätze und technischen Anlage der Feuerwehr in Beton, akzentuiert durch den Schlauchturm. Verzahnt sind beide, indem das Dach der Feuerwehr zum beschützten Freibereich für die Kinder wird. Das Holzhaus ist in Fichte aus dem gemeindeeigenen Wald ausgeführt, vom Tragwerk über die Oberflächen bis zu den Möbeln. Wie die Erscheinung so die Konstruktion: innenseitig 22 Zentimeter dicke sichtbare Dübelholzpaneele, 34 Zentimeter Holzfaserdämmung, Außenverkleidung als 8 Zentimeter dicker Strickbau. Ein Massivholzbau in konsequenter lokale Wertschöpfung, hand­werklich gefügt, absolut leimfrei, unbehandelt, Passivhausstandard selbstverständlich.



Fakten
Architekten Spagolla, Bruno, Bludenz
aus Bauwelt 30.2011
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