Bauwelt

Zeile statt Block. Farbe statt Ornament

Bruno Taut – Meister des farbigen Bauens

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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Zeile statt Block. Farbe statt Ornament

Bruno Taut – Meister des farbigen Bauens

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

Auf dem Papier überzog Bruno Taut (1880–1938) ganze Landschaften mit phantastischer Architektur. Als einer der Wortführer der Avantgarde im Berlin der Weimarer Jahre entwarf er in seinem bis heute faszinierenden Bilderzyklus „Alpine Architektur“ die Utopie eines völligen Neubaus der Welt. Er wollte die Architektur revolutionieren, die Natur mit der Kunst verbinden. Und in der Realität ist ihm dies – bei seinen Siedlungsbauten – auch gelungen.
Auf dem Papier überzog Bruno Taut (1880–1938) ganze Landschaften mit phantastischer Architektur. Als einer der Wortführer der Avantgarde im Berlin der Weimarer Jahre entwarf er in seinem bis heute faszinierenden Bilderzyklus „Alpine Architektur“ die Utopie eines völligen Neubaus der Welt. Er wollte die Architektur revolutionieren, die Natur mit der Kunst verbinden. Und in der Realität ist ihm dies – bei seinen Siedlungsbauten – auch gelungen.
Mit dem Ziel, die große Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu beseitigen, verknüpfte der Künst­ler und intellektuelle Utopist, Architekt, Stadtplaner und pragmatische Sozialreformer seine ästhetischen Vorstellungen mit den sozialen Ideen der politischen Linken: weg vom spekulativen Mietskaser- nenbau, hin zum großflächigen Siedlungsbau der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften. Berlin wurde zum Experimentierfeld für eine moderne Volks­wohnung. Taut entwickelte optimal organisierte Kleinwohnungen, die mit ihren üppigen Loggien zu einem Sinnbild der neuen Wohnkultur wurden – ein völlig neuer Typus von Großstadtwohnung.
Von den sechs inzwischen Unesco-geschützten Siedlungen der Berliner Moderne entstanden allein vier unter der Leitung von Bruno Taut. Der Deutsche Werkbund Berlin hat zusammen mit Winfried Brenne Architekten eine Wanderausstellung konzipiert, die Tauts Berliner Wohnanlagen vorstellt. Sie ist derzeit im Werkbundhaus in Dresden-Hellerau zu sehen. Da Winfried Brenne seit den späten 70er Jahren ganz wesentlich an der Bauforschung und am Erhalt des Taut’schen Erbes beteiligt ist, thematisiert die Schau gleichzeitig praxisnah den Umgang mit Bauzeugnissen des 20. Jahrhunderts.
Bei der Hufeisensiedlung in Britz (1925–30) ge­lang es Taut – zusammen mit Martin Wagner – mit der hufeisenförmigen Wohnbebauung um einen eiszeitlichen Pfuhl, Architektur und Topographie in Übereinstimmung zu bringen. Die Loggien des gekrümm­ten Wohnblocks umfassen die natürliche Senke wie ein Amphitheater, und die geschlossene Struktur setzt gleichzeitig ein Zeichen für die Gemeinschaft der genossenschaftlichen Siedlung.
Das Markenzeichen von Tauts Architektur ist nicht zuletzt die expressive Farbigkeit. Bereits bei der Gartenstadt Falkenberg (1913–16) hatte er auf die bis dahin übliche teure Bauskulptur und Ornamen­tik verzichtet. Farblich kontrastierende Baudetails – Fenster, Fensterläden, Gesimse, Veranden und hölzerne Balkonbrüstungen – brachten der Siedlung den Namen „Kolonie Tuschkasten“ ein. Mit der Wohnstadt „Carl Legien“ in Prenzlauer Berg (1928–30) bewies Taut (zusammen mit Franz Hilinger) dann, dass die Prinzipien des Neuen Bauen auch auf großstädtischem Straßenraster den Mietskasernen überlegen war. Alle Wohnungen dieses hochverdichteten halböffentlichen Raumgefüges aus Zeilenbauten, Blockrandgebäuden und Freiflächen orientie­ren sich hier zu farblich individuell gestalteten Gartenhöfen.
Waldsiedlung Onkel Toms Hütte, Siedlung Schil­lerpark, Wohnanlage Schönlanker Straße – die Liste ließe sich fortsetzen: Als Architekt der Berliner GEHAG (Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft) plante Bruno Taut zwischen 1924 und 1932 mehr als 10.000 Wohnungen.
Fakten
Architekten Taut, Bruno (1880–1938)
aus Bauwelt 07-08.2010

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