Bauwelt

The future of cinema(s)

Berlinale Keynotes

Text: Schultz, Brigitte, Berlin

The future of cinema(s)

Berlinale Keynotes

Text: Schultz, Brigitte, Berlin

Der Siegeszug der Stararchitekten hat dem Image der Branche nicht eben gutgetan. Die Stars werden kaum mehr wegen ihrer Arbeit eingekauft, sondern wegen ihres Marktwerts. Sie liefern die erwartete Wiedererkennbarkeit, das führt zu Freude beim internationalen Kunden und gähnender Langeweile auf Seiten des Betrachters. Dass „Stararchitekt“ inzwischen mehr Google-Treffer aufweist als „Starregisseur“ scheint absurd in einer Disziplin, die eigentlich auf den Bedürfnissen der Nutzer basieren sollte und nicht auf der „Personality“ der Entwerfenden.
Wenn die Berlinale Stararchitekten medienwirksam in der Neuen Nationalgalerie über „die Zukunft des Kinos“ diskutieren lässt, sind die Erwartungen an den inhaltlichen Gehalt der Veranstaltung also denkbar gering. Von daher war Norman Fosters „Berlinale Keynote“ eine angenehme Überraschung. Unbeeindruckt vom Hype um seine Person lieferte Foster, der zur Premiere des Dokumentarfilms über sein Leben („How much does your building weigh Mr. Foster?“, Regie: Norberto López Amado und Carlos Carcas, Buch: Deyan Sudjic) angereist war, einen Vortrag über Geschichte und Entwicklung der Kinobauten und des Erlebnisses Kinogang, der jeder Baugeschichtsvorlesung gut angestanden hätte. Angereichert mit Kindheitserinnerungen über den samstäglichen Kinogang in Manchester und Schaubildern zur Beziehung von Einspielergebnissen und Leinwandzahl oder Motorisierung und Kinogängen vermittelte der Auftritt vor allem eines: eine erfrischend ehrliche Begeisterung für das Kino.
Was Foster am angeschlagenen Image der Architekten aufgebaut hatte, riss Wolf D. Prix im Anschluss wieder ein. Er schrammte am Thema vorbei mit einer Flut von Bildern, Renderings und Image-filmen, die sich nur um eines drehte: den Architekten und sein Werk. Dass neben allen Kino- und Entertainmentcentern, die man bei Coop Himmelb(l)au gerade in der Schublade hat, auch die BMW-Welt gezeigt wurde, zementierte den Eindruck des lediglich pro forma kaschierten Desinteresses am Thema der Veranstaltung.
Auch wenn die restlichen Teilnehmer des Podiums, allen voran Filmemacher und Kinobetreiber Marin Karmitz, durchaus mehr zu sagen gehabt hätten, reduzierte sich die angekündigte Diskussion auf ein Frage-Antwort-Spiel, bei dem den Teilnehmern das Mikro nur eingeschaltet wurde, wenn die attraktive Moderatorin, Frau Dr. Melinda Crane, ihnen zuvor das Wort erteilt hatte. Nach der Kaffee-Pause waren die ersten Besucher bereits gegangen. Es wurde zur Auffüllung der vorderen Plätze aufgerufen. Die Optik muss schließlich stimmen.

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