Bauwelt

Leserbriefe

zu: Wohnen auf dem Mauerstreifen, Heft 47.09, „Die letzte Seite“

Text: Legewie, Heiner, Berlin

Leserbriefe

zu: Wohnen auf dem Mauerstreifen, Heft 47.09, „Die letzte Seite“

Text: Legewie, Heiner, Berlin

Schön, dass die Bauwelt den auf eine Idee unserer vielen Kinder zurückgehenden Comic an unserem Gartenzaun zum Bebauungsplan für die Bernauer Straße abdruckt. Der redaktionelle Begleittext kann allerdings nur Kopfschütteln auslösen. Da ist von der Naivität einer Baugruppe die Rede, die in Ruhe die Abendsonne aus dem Westen genießen möchte. Vom gegenwärtig beim Senat liegenden Bebauungsplan (B-Plan 1-40) für die Bernauer Straße zwischen Brunnenstraße und Schwed­ter Straße heißt es lediglich, er definiere nur wenige Kriterien zur Gestaltung und Materialwahl, und es ist von Blockrandbebauung die Rede. Schön wär’s.
Wohl um Maximalpreise für die Liegenschaftsgrundstücke herausschlagen zu können, soll massiv verdichtet werden: Hochhaushöhe (25 m Traufhöhe, 7 Stockwerke) mit hohen Seiten-flügeln bis dicht an den Postenweg. Die Bebauung – unsinnigerweise mit 3 m tiefen Vorgärten an der Bernauer Straße und Baulücken als „Schalltrichter“ zum Postenweg – würde den parkartigen Grünstreifen längs des Postenweges in eine enge, dunkle und laute Häuserschlucht verwandeln. Für die mehr als 30 Anwohnergrundstücke mit über 300 Wohnungen südlich des Postenwegs, überwiegend im Bestand, würden Wohnungen und Gärten nicht mehr besonnt, für Kinder und Erwachsene würden sich die schmalen Gärten in enge und laute Hinterhöfe verwandeln.
Doch auch städtebaulich ist der B-Plan ein Unding. Durch die Höhe der Bauten würde eine Neue Berliner Mauer entstehen – eine Schlucht zwischen den Bezirken Mitte und Wedding. Die vorgesehene „Mäanderform“ nimmt zu viel Fläche in Anspruch, ist zu hoch, zu breit und zerreißt das städ­tebauliche Bild der Rosenthaler Vorstadt mit ihrer gründerzeitlichen Block­randbebauung. Und schließlich würde die Aufenthaltsqualität auf dem Postenweg nicht nur für die derzeitigen Nutzer, sondern auch für die Touristengruppen im künftigen „Erweiterten Bereich“ der Gedenkstätte Berliner Mauer massiv beeinträchtigt, was den Sinn der Gedenkstättenerweiterung konterkariert.
Es wäre verdienstvoll, wenn die Bauwelt diese Planungen nicht nur auf der letzten Seite als Kuriosität behandeln, sondern in einem fundierten Beitrag zur Diskussion stellen würde. Viel­leicht könnte so ein Anstoß zum Überdenken einer drohenden neuen Berliner Planungssünde geleistet werden, bevor es zu spät ist.

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