Ein architektonisch-musikalischer Besuch in Savannah
Peaches, Peanuts, Synkopen
Text: Spix, Sebastian, Berlin
Ein architektonisch-musikalischer Besuch in Savannah
Peaches, Peanuts, Synkopen
Text: Spix, Sebastian, Berlin
Der Jazz-Trompeter Ted Nash, der Salsa- und Jazz-Pianist Eddie Palmieri, der Banjo-Spieler Béla Fleck, die „Five Peace Band“ um Chick Corea und John McLaughlin, um nur eine Handvoll der arriviertesten zu nennen: Gut drei Wochen lang spielten Musiker aus aller Welt zwischen den Herrenhäusern, die die britisch-spanische Kolonialzeit in Savannah hinterlassen hat.
Das „Savannah Music Festival“ findet jedes Jahr im März und April statt und bietet eine gute Gelegenheit, „die schönste Stadt Nordamerikas“ (Le Monde) kennenzulernen. Sie liegt im „Pfirsich-Staat“ der USA, in Georgia, und erinnert durchaus an die Kulisse einer Fackeln-im-Sturm-Episode.
1733 gründete James E. Oglethorpe, britischer Adliger, Philanthrop und Strafrechtsreformer, die Hafenstadt am Savannah River, rund 25 km vom Atlantischen Ozean entfernt. Den Sezessionskrieg überstand das Städtchen nahezu unbeschadet, verfiel nach dem Ende der Sklaverei allerdings zusehens. In den vergangenen Jahren hat man die heute 132.000 Einwohner zählende Stadt sukzessive und in gefühlvoller Detailarbeit restauriert. Viele der Sanierungen wurden durch Mäzene aus der Region oder durch eine Kooperation mit dem ortsansässigen College of Art and Design ermöglicht. Die Studenten werden im Rahmen laufender Sanierungsprojekte ausgebildet. So konnte beispielsweise das „Trustees Theater“ im Art-déco-Stil (1946) mit Unterstützung der Architekturfakultät originalgetreu renoviert werden; es dient nun auch dem Musik-Festival als Veranstaltungsort.
Über die Jahrhunderte erhalten geblieben ist die städtebauliche Besonderheit Savannahs: 22 von ursprünglich 24 „squares“, begrünte öffentliche Plätze, die Oglethorpe an jeder zweiten Straßenkreuzung seiner im strengen Schachbrettmuster konzipier ten Stadt anlegen ließ. Seinerzeit als schattenspendende Oasen für die Grundbesitzer gedacht, die den Sommer in ihren Stadtvillen verbrachten (wenn die Moskitoplage auf ihren Reis- und Baumwollplantagen unerträglich wurde), sind die park ähnlichen Plätze mit den alten Eichen, den Blumen, Denkmälern, Bänken und Brunnen auch heute noch Orte der Ruhe und gesellige Treffpunkte gleichermaßen.
Der übliche Stadtrundgang führt die River Street entlang – ehemals Umschlagplatz für Baumwolle und Sklaven – vorbei am „Peanut-Shop“, unzähligen Souvenirläden und frivolen Gaststätten zum „Johnny Mercer Theatre“. Der Austragungsort des diesjährigen Abschlusskonzerts des Atlanta Symphony Orchestra liegt, nahe dem „Elbert Square“, am Martin Luther King jr. Boulevard. Diese Hauptverkehrsstraße, die in den westlichen Anschluss des Highways mündet, markiert die Grenze zwischen der historischen Innenstadt und dem suburbanen Weichbild Savannahs. Bis hier hat das Raster in der Kombination mit den „squares“ einen schlüssigen, harmonischen Rhythmus vorgegeben – umso rätselhafter wirkt der städtebauliche Bruch, der Savannah an seiner Altstadtgrenze widerfährt.
0 Kommentare